In Kleingruppen diskutierten die Teilnehmer verschiedene Themen und Fragestellungen. Foto: Breuer

Forum: 140 Teilnehmer tauschen sich aus, damit sich Flüchtlinge gut integrieren können

Leben und arbeiten in Lahr, das Miteinander der Religionen und Kulturen sowie Einblicke in die Lebensgeschichten der Geflüchteten – das waren die Hauptthemen, die beim kommunalen Flüchtlingsdialog erarbeitet wurden.

Lahr. Unter den 140 für das Forum angemeldeten Teilnehmern befanden sich am Samstag im Max-Planck-Gymnasium fast 40 Asylbewerber. Rund 1000 Flüchtlinge sind mittlerweile in Lahr untergebracht. Damit diese sich auch gut integrieren können, wurde der kommunale Flüchtlingsdialog organisiert.

Die Stadt wolle weiter an bereits bestehende Integrationserfolge anknüpfen und Erfahrungen aus früheren Jahren mit in die Arbeit einbringen, sagte Oberbürgermeister Wolfgang G. Müller, der die Veranstaltung eröffnete.

In Kleingruppen diskutierten die Teilnehmer verschiedene Themen und Fragestellungen und präsentierten dann im Anschluss ihre Ergebnisse. Bei den alltäglichen Begegnungen gebe es in Lahr schon viel, was funktioniert, sagte Andreas May. Wichtig seien aber auch die informellen Begegnungen, wie beispielsweise das Suppenfest, das möglicherweise auch breiter aufgestellt werden könnte.

Günter Evermann monierte fehlende offene Sozialräume, auch kleinere für Gespräche in den Gemeinschaftsunterkünften. Dass ausgerechnet das sehr gut ausgestattete Haus in der Marie-Juchacz-Straße geschlossen werden soll und andere weniger gute Einrichtungen erhalten bleiben, sei ihm unverständlich. Überraschend gut funktioniere in den Sammelunterkünften das Zusammenleben verschiedener Kulturen, meinte der Leiter des Amts für Soziales, Jugend und Sport.

Die Flüchtlinge hätten großes Interesse am Austausch der Kulturen, Sitten und Gebräuche, berichtete Katharina Lindner. Am besten ließe sich diese Aufgabe bei der Kombination von Essen und Musik lösen. "Da gibt es sehr viel Nachfrage", so Lindner.

Die Erwartungen und Perspektiven der Flüchtlinge, aber auch ihrer Familien in den Heimatländern besprach Cornelia Gampper in ihrem Workshop. Bilder, die sowohl bei den Zugereisten als auch bei den Einheimischen bestehen, könnten nur in der direkten Begegnung korrigiert werden, betonte sie.

Im Bereich Sprache als Schlüssel zur Integration gebe es schon viele Angebote, stellten Beatrice Meyer und Sophia Stappel fest. Unseriösen Anbietern von Deutschkursen müsse das Handwerk gelegt werden, forderten die beiden. Lücken gebe es im Verständnis für die westeuropäische Kultur. Da müsse bereits in den Gemeinschaftsunterkünften mehr Wert auf Vermittlung der örtlichen Sitten und Gebräuche gelegt werden, lautete eine weitere Forderung. Und auch bei der Anerkennung von Berufsausbildungen müssten Arbeitgeber manchmal auch "eine Kurve fahren" anstatt immer nur geradeaus.

Kritik vonseiten der Flüchtlinge übermittelte Sana Ahmad Hüssein-Al Yaaqubi. Die Flüchtlinge würden sich auf der einen Seite bei den Lahrern für die Aufnahme bedanken. Allerdings hätten sie große Probleme, Wohnungen zu finden. Die Vermieter wollten keine Muslime aufnehmen. "Nicht alle Flüchtlinge sind schlecht", betonte sie. In der Stadt würde große Hoffnung mit weit ausgebreiteten Armen angeboten, widersprach Bürgermeister Tilman Petters. Das Angebot müsse auch angenommen werden. Konflikte ließen sich nur durch Dialoge lösen.

Moderatorin Carla Schönfelder vom Team Ewen machte am Ende mit einer Erinnerung Hoffnung. "In den 70-Jahren gab es ein Lied, in dem es hieß, ein Gastarbeiter werde nie Minister. Heute gibt es gleich mehrere davon." Es werde seine Zeit brauchen, aber auch die Flüchtlinge würden sich mit der Zeit und mit Unterstützung der Bevölkerung integrieren.