Bei einer Videorunde der CDU informierten sich rund 80 Teilnehmer über den Stand der Impfungen in der Ortenau. Das Ergebnis: Viele Helfer, wenig Impfstoff. Foto: Symbolfoto: Markus Schreiber/dpa

Pandemie: Lahrer Impfzentrum startet am Freitag / 26 statt geplanten 750 Impfungen

Lahr - Ginge es nach der Zahl der freiwilligen Helfern für Lahrs Impfzentrum, wären die Bürger ruckzuck gegen Corona geimpft: Die Hilfsbereitschaft ist riesig. Doch es fehlt weiterhin an Impfstoff, berichtet der Mediziner Rudolf Henke.

Viele Helfer haben sich gemeldet 

"Mit der Anzahl an möglichen Helfern könnte ich 20 Impfzentren aufbauen. Die Bereitschaft der Menschen, in den Impfzentren und bei der Büroarbeit mitzuhelfen, war riesig", berichtet Diana Kohlmann vom Landratsamt in Offenburg, die als Projektleiterin für die beiden Kreis-Impfzentren in Offenburg und Lahr zuständig ist.

In einer Videoschalte mit dem Bundestagsabgeordneten Peter Weiß (CDU) erklärte am Dienstagabend der Arzt für Infektionskrankheiten, Rudolf Henke, weshalb trotz der bereitstehenden Impfzentren zunächst nur wenige Menschen aus der südlichen Ortenau geimpft werden könnten.

Was war in der Rheintal-Halle eigentlich geplant?

Ursprünglich seien in Lahr 750 Impfungen pro Tag geplant gewesen, nun könnten in den ersten drei Wochen nach dem Start am Freitag kommender Woche, 15. Januar, aber lediglich 26 Menschen pro Tag geimpft werden. Statt wie geplant sechs Impfstraßen in der Rheintalhalle zu nutzen, wird der Betrieb nach Informationen der Lahrer Zeitung nur mit lediglich einer starten.

Inzwischen ist laut LZ-Informationen bekannt, dass die Kreisimpfzentren doch nicht wie geplant öffnen, sondern erst eine Woche später mit den Impfungen begonnen werden soll. 

Woran liegt’s?

Dasselbe Problem wie in ganz Deutschland: Es gibt viel zu wenig Impfdosen. "Wir haben nur die Menge zur Verfügung, die Biontech und Pfizer – aktuell der einzige in der EU zugelassene Impfstoff – in den vergangenen Monaten vor der Zulassung bereits hergestellt haben", erklärt Rudolf Henke als Berichterstatter für Infektionskrankheiten. Diese Anzahl reiche bei Weitem nicht aus, um den Bedarf so schnell zu decken.

"Deshalb herrscht Knappheit bei den Impfdosen, bis mehr Impfstoffe zugelassen und produziert sind", so Henke. Außerdem könne aktuell nur die Hälfte aller Impfdosen verabreicht werden, weil jeder Geimpfte nach drei Wochen eine zweite Impfung benötigt, die extra dafür zurückgehalten werden muss. Ob die Mittel zeitlich gestreckt werden könnten, wird auf Bundesebene derzeit noch geprüft.

Gibt es Hoffnung auf bald mehr Impfdosen?

Derzeit seien zwei weitere Impfstoffe im Gespräch. Der Impfstoff der amerikanischen Firma Moderna könnte bereits in den kommenden Tagen zugelassen werden. Das sei laut Henke eine erhebliche Erleichterung, denn dieses Präparat müsse dann nicht mehr aufwendig bei Minus 80 Grad gekühlt werden.

Der bisherige Impfstoff wird in Fünferflaschen ausgeliefert, alle fünf Impfungen müssen innerhalb weniger Minuten verbraucht werden und dürfen nicht geschüttelt werden. "Das macht zum Beispiel Impfungen auf verschiedenen Stockwerken fast unmöglich", so Henke.

Wer kommt zuerst dran?

Welche Menschen aus der südlichen Ortenau jetzt überhaupt schon die Chance auf einen Termin haben, wurde in der Videorunde angerissen: Die Priorisierung erfolge in drei Gruppen. Höchste Priorität hätten Personen über 80 Jahre, Altenheimbewohner, Klinikmitarbeiter und Pflegepersonal. "Insbesondere die, die am stärksten von schweren oder tödlichen Krankheitsverläufen betroffen sind, kommen zuerst. Also Menschen, die über 80 Jahre alt sind, und jene, die im Pflegeheim wohnen", weiß Henke. Später, wenn es genug Impfstoff gebe, sollten dann auch die Hausärzte den Impfstoff spritzen dürfen. Henke hält es für realistisch, dass auch junge Menschen noch vor dem nächsten Winter geimpft sein könnten.

Wie finde ich heraus, ob ich impfberechtigt bin?

Das kann man auf der Internetseite 116117.de prüfen. Über diese Seite der Kassenärztlichen Vereinigung können auch Termine gebucht werden, ebenso über die Telefonnummer 116 117 (siehe unten). Eine Impfung ohne Termin ist nicht möglich.

Ab wann kann man Termine für Lahr buchen?

Diana Kohlmann: "Ab voraussichtlich Freitag können in Lahr die ersten Termine gebucht werden."

Richtig anrufen 

Johannes Fechner von der Kassenärztlichen Vereinigung erklärt, wie ein Termin für eine Corona-Impfung über die Telefonnummer 116 117 richtig funktioniert: »Viele wählen nur die Nummer und warten dann. Jene, die einen Impftermin haben wollen, müssen aber nach der Ansage einer Bandstimme zusätzlich die Taste 1 drücken.«  

Kommentar von Jörg Braun 

Am Freitag kommender Woche soll es in Lahr mit dem Impfen gegen Corona losgehen. Landratsamt und Stadt stehen bereit und werden über die Details vorab noch bei einem Pressetermin berichten. Doch die wichtigste Nachricht ist schon vorab durchgesickert: Es wird gefühlt noch ewig dauern, bis es in Lahr genügend Impfdosen für alle Interessierten geben wird.

Es war für Lahr anfangs von bis zu 1000 Impfungen pro Tag die Rede. Dann wurde diese Zahl ständig heruntergeschraubt und am Ende bleiben nun geradezu lächerliche 26 Impfungen pro Tag, mit denen begonnen werden soll. 26 für alle impfwilligen Bürger der südlichen Ortenau.

Es leben grob zusammengezählt in Lahr und den Gemeinden drum herum insgesamt rund 125 000 Menschen. Noch mal nachgerechnet: Es würde bei 26 Impfungen pro Tag volle 13 Jahre dauern, bis alle durch wären.

Ein Trauerspiel, für das die örtlichen Akteure nichts können. Sie haben ihre Vorbereitungen bestmöglich erledigt.

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