An den Stränden Mallorcas ist es aufgrund der aktuellen Reisewarnungen relativ leer. Laut Robert-Koch-Institut gehören Kroatien, Kosovo und die Türkei zu den häufigsten Infektionsländern. Auch in Lahr sind Reisewillige verunsichert. Foto: Margais

Freizeit: Reisewarnungen verunsichern Kunden weiterhin / Stornierungen häufen sich

Lahr - Die Bundesregierung verlängert die Reisewarnungen in mehr als 160 Länder bis Mitte September. Reisewillige sind verunsichert. Die örtlichen Reisebüros stehen vor wachsenden Problemen.

Urlauber sorgen sich um gebuchte Reisen 

Die Corona-Situation bleibt weiter dynamisch. Wer seine Reise gestern gebucht hat, steht womöglich morgen schon mit gepackten Koffern vor geschlossenen Hotels. So zumindest die Sorge vieler Urlauber. Auch für die Reisebüros bedeuten die Reisewarnungen große Unsicherheit.

Holiday Land Reisebüro Steidlinger, Lahr: Die Situation fasst Inhaberin Claudia Steidlinger mit einem Wort zusammen: "schlecht". Bereits seit April gehe das Geschäft gegen Null. "Geplante Reisen werden derzeit oft von Kunden aber auch von Seiten der Veranstalter abgesagt. In letzterem Fall haben die Kunden ein Stornorecht und kriegen ihr Geld zurück. Da wir unsere Provision jedoch erst erhalten, wenn der Kunde auch wirklich reist, bedeutet das für uns im Endeffekt viel Papierkram und kein Geld."

Doch nicht alle Reiselustigen sagen ihre Reisen ersatzlos ab. Viele retten ihre Buchung, indem sie sie auf ein anderes Reiseziel oder auf einen späteren Zeitraum umlegen. "Erst letztes Wochenende gab es einen Fall, bei dem einige Kunden bereits mit gepackten Koffern abfahrbereit waren, aber deren Reise kurzfristig abgesagt wurde.

In diesem Fall war es glücklicherweise noch möglich, die Reise in ein anderes Land umzubuchen, wodurch der Urlaub doch noch stattfinden konnte", erzählt Steidlinger. Welche Länder auf Dauer wirklich "sicher" seien, könne sie selbstverständlich auch nicht voraussagen.

Alternative Reiseziele, die für Umbuchungen derzeit in Frage kämen, seien beispielsweise Griechenland, Zypern oder die kanarischen Inseln. Doch auch hier steigen aktuell die Neu-Infektionen.

Reisestudio Ettenheim: "Kundenbetreuung im Ernstfall ist sehr wichtig geworden", sagt die Inhaberin des Reisestudios Ettenheim, Carin Furtwängler. "Die Kunden brauchen Rückhalt und Leitung für den Ernstfall." Die Reisewarnung des Auswärtigen Amtes sieht Furtwängler mit einem kritischen Auge. "Ich finde es etwas überzogen, wegen einzelner Ballungsräume eine Reisewarnung für ein ganzes Land auszusprechen. Teilreisewarnungen wären hier wohl sinnvoller. Außerdem kommt ein Großteil der Neuinfektionen von Deutschlandreisenden. Die Reise ins Ausland ist also nicht unbedingt gefährlicher als der Urlaub in der Heimat", ist sich Furtwängler sicher.

Der Warnung des Gesundheitsministers, Jens Spahn, es werde künftig keine kostspieligen Rückholaktionen für gestrandete Urlauber geben, entgegnet Furtwängler: "Der Pauschal-Reiseveranstalter ist dazu verpflichtet, seine Kunden im Notfall in ihr Heimatland zurückzubefördern."

"Goldener Cent" (ehemals Reisebüro Lichtner), Lahr: Fahrten nach Osteuropa, die das Reisebüro "Goldener Cent" anbietet, sind in einem ähnlichen Ausmaß von einer grassierenden Corona-Sorge betroffen, sagt Reisebürokaufmann Sergej Böhm. "Dazu kommt, dass große Reiseveranstalter ihre Angebote im Netz oft nicht auf dem aktuellen Stand halten. Wenn die Corona-Lage vor Ort eine Hotelöffnung nicht erlaubt, ist dies nicht immer hinterlegt. Meine Frau (Inhaberin Elona Böhm) führt daher Rücksprachen mit den Verantwortlichen vor Ort durch, um bereits im Vorfeld sicher zu stellen, dass eine Reise wie geplant ablaufen kann", so Böhm.

Eine Trendwende bei den schwindenden Zahlen sei noch nicht abzusehen. Die Bearbeitungen der Stornierungen verursachten jedoch weiterhin Kosten. "Wir hoffen, dass im Herbst vielleicht doch noch mal alles anders wird", so Böhm.

DER Touristik, Lahr: An der Lahrer Filiale des Reiseveranstalters DER verwies man auf die Hauptunternehmenszentrale in Frankfurt. Diese lehnte eine Stellungnahme aus Kapazitätsgründen ab.

Info: Im Notfall

Reisebüros empfehlen, Pauschalreisen zu buchen, um im Falle einer Infektion während des Urlaubs einen Ansprechpartner vor Ort zu haben. Der Reiseveranstalter übernehme in einigen Fällen die Kosten für die Quarantäne und stehe für Beratungen, Fragen und Hilfe zur Verfügung.