Evi Beck-Rosinski und Sigi Strauß vor ihrem Ski-Sortiment, das wegen der Reisebeschränkungen in diesem Winter nicht wie von ihnen gewünscht verkauft werden konnte. Das Wetter für Wintersportler optimal gewesen, doch wegen der Pandemie gab es Reisebeschränkungen. Foto: privat

Wirtschaft: Lahrer Sportfachgeschäfte treffen die Corona-Beschränkungen hart / Ski-Artikel bleiben in den Regalen liegen

Lahr. Sportfachgeschäfte müssen wie viele andere wegen der Corona-Pandemie seit Mitte Dezember ihre Pforten geschlossen halten. Im Gespräch mit zwei Lahrer Händlern zeigt sich: Auch diese Branche hat der permanente Lockdown hart getroffen.

Die Gastronomen und Hoteliers in der Region kämpfen seit Monaten ums Überleben (wir berichteten) und auch viele weitere Branchen sind mit ihrem Latein ziemlich am Ende. So zum Beispiel die Sportartikelhändler.

Die Verantwortlichen zweier Lahrer Geschäfte, Intersport Gärtner mit Filialen in der Lahrer Kreuzstraße und in Emmendingen, sowie Sport-Service Lahr in der Turmstraße, sprachen mit der Lahrer Zeitung über ihre aktuelle Situation. Die Reaktionen auf die Fragen des Redakteurs klingen wie ein Hilferuf.

Großer Vorrat bei Wanderschuhen

Thomas Benedikt, stellvertretender Geschäftsleiter der Gärtner GmbH, bringt es auf den Punkt: "Die Schließung hat uns – wie alle Einzelhandelsgeschäfte – hart getroffen und uns einen enormen Umsatzeinbruch beschert." Glücklicherweise habe man bereits vor rund zehn Jahren mit der Online-Vermarktung begonnen und habe so während der Schließungsphasen recht ordentliche Umsätze erzielen können. Beim Online-Kauf könne man ganz unkompliziert die Waren anprobieren und diese kostenlos zurücksenden, wenn sie nicht passen sollten. "Trotz des florierenden Onlinegeschäfts hoffen wir auf eine baldige Wiedereröffnung unserer beiden Filialen", erläutert Benedikt.

In der Öffentlichkeit hört man immer wieder, dass in Geschäften Lauf- und Wanderschuhe ausverkauft sind. Dies sei bei Intersport Gärtner nicht der Fall, da man rechtzeitig nachbestellt habe und die Kunden so problemlos bedienen könne, versichert der 59-Jährige.

Am Besten laufen demnach derzeit die Bereiche Runningschuhe und -bekleidung, Bike und Outdoor sowie Fitnessbekleidung, Wanderschuhe und Sneaker. Ladenhüter seien hingegen die komplette Skibekleidungssparte sowie Ski-Hartwaren. "Das hängt natürlich auch mit den Reisebeschränkungen in die Skigebiete zusammen", weiß Benedikt.

Geschäftsführer Fred Gärtner bringt die neue, sogenannte Überbrückungshilfe III (siehe Info-Kasten) zur Sprache. Er habe den Antrag durchgearbeitet und daraufhin seinem Steuerberater Folgendes geschrieben: "Eine extrem komplizierte und extrem klein karierte ›Hilfe‹ – der Gesetzgeber sollte sich was schämen."

Gärtner sagt, was ihn ärgert: "Die Politik verspricht mir große Hilfen, aber die gibt es nur, wenn ich meine Waren unter Einkaufspreis verkaufe. Das muss bei jedem Einzelstück nachgewiesen werden." Die Regelung nutze nur Ketten wie C&A oder Kik, weil diese so große Mengen einkaufen würden, dass sie Ware auch unter Einkaufspreis abgeben müssen. Dadurch sei es für sie einfacher, diese echten Verluste abzufedern.

Der Geschäftsführer verdeutlicht dies an einem anderen Beispiel: "2019 habe ich rund 400 Skijacken eingekauft, die ich in diesem Winter – dem wahrscheinlich besten seit zehn Jahren – hervorragend hätte absetzen können." Nun sitze er wegen der Schließung und der Reisebeschränkungen auf einem Großteil der Ware. Die Crux an der Sache, so Gärtner: "Wir können nur finanzielle Förderung für die Sachen beantragen, die wir vergangenes Jahr – also 2020 – eingekauft haben."

Auch die fixen monatlichen Ausgaben seien sehr problematisch, besonders, was das Personal angeht. Trotz des Instruments der Kurzarbeit bleibe er auf einem hohen Anteil der Kosten sitzen.

Düstere Prognose für die Einzelhändler

Ein weiterer Grund, warum Intersport Gärtner mit großen Verlusten zu rechnen habe, sei die Voraussetzung, dass man ein Minus von mindestens 30 Prozent im Vergleich zum Vorjahresmonat erwirtschaften muss, um überhaupt die Überbrückungshilfe III zu bekommen. Gärtners düstere Prognose: "Die Einzelhändler werden lange nicht soviel zurückbekommen, wie sie Verluste geschrieben haben."

Evi Beck-Rosinski und Sigi Strauß sind Geschäftsführer des Sport-Service Lahr. Sie haben bislang keine Unterstützung beantragt, da dies noch nicht möglich gewesen sei. Die Schließung ihres Geschäfts in der Turmstraße habe sie äußerst hart getroffen - vor allem, weil es sich bei den Wintermonaten um die umsatzstärksten des Jahres handle.

"Und dieses Jahr hatten wir so tolle Wintersport-Verhältnisse", klagt Beck-Rosinski. Um etwas absetzen zu können, hat der Sport-Service Lahr ein Zelt als Abholstation eingerichtet. Die gewünschte Ware könne entweder dort anprobiert oder direkt abgeholt und daheim getestet werden. Man sei täglich von zehn bis 18 Uhr telefonisch und per Mail erreichbar. "Außerdem bieten wir unseren Kunden einen Liefer- und Abholservice an", informiert Sigi Strauß. Zwar habe der Onlinehandel während der Lockdowns einen Aufschwung erfahren, dies sei aber nicht die vorrangige Verkaufsform.

"Besonders gefragt waren Schneeschuhe, Langlaufski, Tourenski, Heimtrainer, Wanderschuhe, Funktionsunterwäsche und Jogginghosen", nennt Beck-Rosinski die jüngsten Kassenschlager. Das komplette Alpinski-Sortiment – Skier, Skischuhe sowie Skibekleidung – blieb jedoch in den Regalen stehen.

Einen weiteren Anhaltspunkt für Trends liefert die Verfügbarkeit von Waren: So sind Schneeschuhe und Langlaufartikel für diese Saison ausverkauft, auch bei den Lieferanten. Für Gewichte und Hantelscheiben gilt als Liefertermin der Juni 2021.

Wo viele Händler dringend auf Nachschub hoffen, sieht sich der Sport-Service Lahr bestens präpariert: "Laufschuhe und Wanderschuhe haben wir noch gut sortiert, da wir eine frühe Order bei den Lieferanten gemacht haben", freut sich Sigi Strauß.

Die Frage, wie lange Rosinski und Strauß den Geschäftsbetrieb unter den aktuellen Bedingungen aufrechterhalten können, sei schwierig zu beantworten. "Wir hoffen, dass wir am 8. März endlich wieder öffnen können, damit aus dem Winterlager noch etwas verkauft wird."

Corona-Hilfen für Firmen

Auf der Homepage der Bundesregierung ist zur Überbrückungshilfe III zu lesen: "Unternehmen bis zu einem Jahresumsatz von 750 Millionen Euro, Soloselbständige, Freiberufler sowie gemeinnützige Unternehmen und Organisationen, die zwischen November 2020 und Juni 2021 Umsatzeinbußen von mindestens 30 Prozent verzeichnen mussten, erhalten Fixkostenzuschüsse.

Je nach Höhe des Umsatzeinbruches werden 40 Prozent, 60 Prozent oder 90 Prozent der Fixkosten erstattet – maximal aber 1,5 Millionen Euro (3 Millionen Euro für Verbundunternehmen). Die Antragstellung erfolgt über prüfende Dritte."