Es wird einsam um DFB-Präsidenten Fritz Keller. Auch die Fußballer in der Region fordern seinen Rücktritt. Foto: Deck

DFB-Präsident nach seinem Nazi-Vergleich in Richtung Rainer Koch auch in der Ortenau in der Kritik

Die Tage von Fritz Keller als DFB-Präsident scheinen gezählt. Die Landes- und Regionalverbände haben ihm das Vertrauen entzogen. Und auch lokale Fußball-Funktionäre sind für seinen Rücktritt.

Die Basis ist entsetzt. Die Äußerungen Kellers, der seinen Vize-Präsidenten Rainer Koch bei einer Verbandssitzung mit dem Nazi-Richter Roland Freisler verglich, ziehen auch in der Ortenau große Kritik und den Ruf nach einem Rücktritt nach sich.

SC Lahr

Frank Müller, Vorsitzender des SC Lahr, zeigt sich besonders verwundert darüber, dass die Aussage mit dem Nazi-Vergleich aus dem Munde eines "so erfahrenen Mannes" wie Keller kam. "Er sollte seine Zunge eigentlich zügeln können. Die Wortwahl war nicht richtig", stellt Müller im Gespräch mit der Lahrer Zeitung klar. Er kenne den DFB-Präsidenten und dieser sei ein "guter, sympathischer und fähiger Mann".

Die Konsequenz aus der Affäre kann für Müller trotzdem nur der Rücktritt Kellers sein. "Ich sehe für ihn nicht mehr die Chance, das wieder gerade zu biegen, daher sollte er seinen Hut nehmen."

Sich ganz aus der Fußballwelt zurückziehen muss Keller laut Müller aber nicht. "Es geht hier nur darum, kein Amt im DFB mehr zu besetzen", so der SCL-Vorsitzende und fügt im Scherz an: "Wenn ich in fünf oder sechs Jahren aufhöre, kann er ja bei uns anfangen."

FSV Altdorf

Felix Pietrock, Vorstand des FSV Altdorf, habe Keller ebenfalls als einen "guten und besonnenen Mann" wahrgenommen. "Ich war ein Fan von ihm, bis diese Aussage gefallen ist", so Pietrock. Mit dem Nazi-Vergleich habe sich Keller ins Abseits manövriert. Dass die Landes- und Regionalverbände des DFB ihm daraufhin das Vertrauen entzogen haben, sei gerechtfertigt gewesen.

Pietrock ist besonders von Keller enttäuscht, da der aktuelle DFB-Präsident das Potenzial mitbrachte, die Strukturen des skandalerschütterten Verbandes zu reformieren. "Er ist als Freiburger ja einer von uns. Und ich dachte, er wäre der richtige Mann an der richtigen Stelle." Auf die Frage, wer denn schon bald der neue richtige Mann für die DFB-Spitze sein könnte, hat der FSV-Vorstand eine kurze Antwort: "Ich wüsste nicht, wer es jetzt machen soll."

SBFV

Thomas Schmidt, Präsident des Südbadischen Fußballverbandes (SBFV) war am Sonntag bei der Sitzung der Landes- und Regionalverbände anwesend. Die Abstimmung war geheim und auch Schmidt verrät auf LZ-Nachfrage nicht, ob er für einen Rücktritt Kellers votiert hat. An seinem persönlichen Verhältnis zum DFB-Chef habe der Nazi-Vergleich nichts geändert. "Fritz Keller und ich haben nach wie vor eine freundschaftliche Verbundenheit", so Schmidt.