Der Lahrer Carsharing-Verein hat zwei Autos, die für dieses Foto auf den Rathausplatz gefahren wurden. Davor stehen einige Mitglieder (von links) Heidrun Schlegel, Helen Körfges, Lutz Hovestadt, Christine Buchheit, Holger Steenhoff, Annette Ising und Christof Fischer-Rimpf. Foto: Schabel

Verkehr: Carsharing Lahr will wachsen / Alternative zum eigenen Fahrzeug

Lahr - Kein Kauf und kein Unterhalt: Beim Carsharing zahlen Autofahrer nur für die Strecken, die sie tatsächlich fahren. Auch in Lahr setzen Menschen auf diese alternative Mobilität – und würden sich über mehr Mitstreiter freuen.

Als der Wagen von Helen Körfges vor zwei Jahren seinen Geist aufgab, hat sie darauf verzichtet, sich einen neuen zu kaufen. Stattdessen trat sie dem Verein "Gemeinsam Mobil Lahr" bei. Seither nutzt sie die beiden Autos dieses Carsharing-Anbieters. Das Prinzip ist einfach: Einmal registrieren, Wagen bei Bedarf telefonisch oder online reservieren, und los geht’s.

Ein- bis zweimal pro Monat mietet sie sich auf diese Weise ein Auto, sonst ist sie mit dem Fahrrad oder öffentlichen Verkehrsmitteln unterwegs. "Es lebt sich viel billiger und entspannter ohne eigenen Wagen", betont Körfges im Gespräch mit unserer Redaktion. Auch den Weg zum Arbeitsplatz – Körfges ist Lehrerin an der Lahrer Gewerbeschule – absolviert sie mit dem Rad.

Nach all den Jahren mit eigenem Auto nun "ohne" dazustehen – fehlt ihr da nicht etwas? "Kein bisschen", so Körfges. Die meisten Wege ließen sich auch mit dem Fahrrad absolvieren – und das mache ihr auch mehr Spaß.

Bereits seit 1997 ist Holger Steenhoff Mitglied bei "Gemeinsam Mobil Lahr". Der Verwaltungsjurist hat nie ein eigenes Auto besessen. Auch als seine Kinder klein waren und er sie noch zur Kita bringen musste, hat ihm das Carsharing-Angebot genügt, berichtet er.

Holger Steenhof ist von Beruf Verwaltungsjurist und pendelt täglich mit dem Zug von Lahr nach Freiburg, wo er im Regierungspräsidium beschäftigt ist. "Man ist mit dem Auto keineswegs schneller als mit dem ÖPNV", hat er festgestellt. Autos würden ohnehin die meiste Zeit nur auf schwer zu ergatternden Parkplätzen herumstehen. "Es gibt viel zu viele Autos und zu viel Verkehr", ist der 52-Jährige überzeugt.

Carsharing lohnt sich vor allem für Städter, die viele Wege mit Bus, Bahn oder Fahrrad zurücklegen können, manchmal aber nicht auf ein Auto verzichten wollen. Auch für junge Erwachsene, die vor kostspieligen Anschaffungen wie dem eigenen Pkw zurückschrecken, erscheint das Auto-Teilen als gute Alternative.

Finanziell rechnet es sich aber nur dann, wenn die Zahl der Fahrten mit dem geteilten Auto nicht ausufert. Neben dem Mitgliedsbeitrag (drei Euro im Monat für Einzelpersonen) muss nämlich für die gefahrenen Kilometer und die Zeit, in der der Wagen genutzt wird, bezahlt werden. Für einen fünfstündigen Ausflug mit einem Carsharing-Auto von Lahr nach Freiburg werden zum Beispiel etwa 30 Euro fällig. Da ist der Sprit dann auch schon drin. "Kosten entstehen nur, wenn das Auto auch tatsächlich genutzt wird", hebt Holger Steenhoff hervor.

"Gemeinsam Mobil Lahr" hat 34 Mitglieder, wobei die Zahl der tatsächlichen Fahrer geringer ist, da es auch Familienmitgliedschaften mit Kindern gibt. Vorstandsmitglied Steenhoff wünscht sich, dass noch mehr Menschen mitmachen, da der Verein dann eventuell ein drittes Fahrzeug anschaffen könnte. Und es sei gut für die Umwelt, wenn Fahrer auf ein Carsharing-Auto umsatteln, das auch als Zweitwagen genutzt werden könnte. Steenhoff weist außerdem auf den Aspekt der "Quernutzung" hin: Die Mitglieder könnten auch ein Auto einer anderen Car-Sharing-Organisation nutzen – in einer anderen Stadt oder Gemeinde in Südbaden

Der Lahrer Verein hat sich nun vorgenommen, die Öffentlichkeitsarbeit zu intensivieren, um die Idee des Carsharing besser zu vermitteln. Deshalb ist auch ein neuer Info-Flyer gestaltet worden.

Weitere Informationen: www.carsharinglahr.de

Info: Zwei Autos

"Gemeinsam Mobil Lahr" stellt seinen Mitgliedern in Lahr zwei Fahrzeuge zur Verfügung: einen Opel Zafira, der gegenüber von Foto Dieterle in der Nähe des Rathausplatzes parkt, und einen VW UP, der in der Gutleutstraße 22 abgeholt werden kann.