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Außerordentlicher Verbandstag muss endgültige Entscheidung bringen / Aufsteiger werden per Quotienten-Regelung ermittelt – Absteiger und Relegationsspiele gibt’s aber nicht / Pokal soll zu Ende gespielt werden

Die Haltung der baden-württembergischen Verbände ist klar: die Saison soll zum 30. Juni beendet werden. Sie soll also abgebrochen werden. Die finale Entscheidung trifft nun der Verbandstag, in Südbaden hofft man auf dessen Zustimmung.

Das Medieninteresse war groß, als am Dienstagmittag die drei baden-württembergischen Verbände (Südbaden, Baden und Württemberg) zu einer gemeinsamen Video-Pressekonferenz einluden. Das, was die Präsidenten Ronny Zimmermann (bfv), Thomas Schmidt (SBFV) und Matthias Schöck (wfv) verkündeten, war bereits seit dem Vormittag bekannt: Die drei Verbände empfehlen einen Abbruch der seit Mitte März unterbrochenen Saison.

Bedeutet das automatisch das Ende der Saison?

Nein. Die endgültige Entscheidung über einen Saisonabbruch muss in allen drei Verbänden ein außerordentlicher Verbandstag am 20. Juni treffen. Die Beschlussvorlage der Verbände sieht die Beendigung der Saison zum 30. Juni vor, Spiele werden keine mehr stattfinden. "Damit haben alle Vereine Planungssicherheit", sagte SBFV-Präsident Schmidt am Dienstag. Diese Regelung würde von der Kreis- bis zur Oberliga sowie im Jugendbereich gelten.

Wie soll die Saison dann gewertet werden?

Wie auch die Handballer haben sich die Fußballer für die Quotienten-Regelung entschieden. "Wir wissen, dass das ein sehr heikler Punkt ist. Aber wir glauben, dass wir die Regelung gefunden haben, die von der rechtlichen Lage die beste ist", erklärte Schmidt. Die bis zum Abbruch gewonnenen Punkte werden durch die Anzahl an absolvierten Spiele geteilt.

Was bedeutet die Regelung für Auf- und Abstieg?

Der Tabellenerste darf dann aufsteigen, Absteiger soll es keine geben. In dem Szenario wird es auch keine Relegationsspiele geben, man wolle dadurch verhindern, dass zu viele Teams noch oben kommen, so Schmidt. Auch bei diesem Punkt seien sich die Verbände der Problematik bewusst. In der Verbandsliga bliebe so dem Offenburger FV der Aufstieg in die Oberliga verwehrt. Nachdem man wochenlang an der Tabellenspitze stand, verlor man zum Jahresauftakt gegen Kehl und rutschte auf Rang zwei ab. Erster wäre nach der Quotienten-Regelung der FV Lörrach-Brombach. Teams im Tabellenkeller – wie zum Beispiel der SV Rust in der Bezirksliga – hätten dagegen Glück, sie würden drin bleiben. Und auch beim B-Ligisten SC Kappel darf man sich freuen: Als Tabellenführer der Staffel IV würde man im Falle des Saisonabbruchs aufsteigen.

Wie ist das Stimmungsbild unter den südbadischen Vereinen?

Als man Mitte April Video-Konferenzen mit den Vereinen abgehalten hatte, waren die Meinungen sehr unterschiedlich, sagt Schmidt. "Da konnten wir noch nicht abschätzen, wohin das Ganze tendiert. Mit dem heutigen Datum ist das Stimmungsbild schon so, dass zwei Drittel für einen Abbruch sind", so der SBFV-Präsident weiter. "Demzufolge haben wir auch keine Möglichkeit gesehen, anders zu entscheiden."

Gibt es ein alternatives Szenario, das der Verbandstag wählen kann?

Ja, als zweites Szenario steht eine Fortführung der Saison über den 30. Juni hinaus zur Debatte. Nach einer längeren Pause würde dann die Saison frühestens ab dem 1. September fortgesetzt. Der Vorteil wäre zwar, dass man dann die Runde sportlich beenden könnte, allerdings gäbe es Probleme mit Wechselfristen und Vertragslaufzeiten. "Nach Abwägung aller relevanten Aspekte ist das Modell ›Weiterspielen‹ aus Sicht der Verbandsgremien weniger interessengerecht", heißt es dazu vom Verband.

Was passiert, wenn die Verbandstage in den Landesverbänden unterschiedlich abstimmen?

Dann müsste man sich auch von einer einheitlichen Lösung in Baden-Württemberg verabschieden, was vor allem für die Ober- und Regionalliga Konsequenzen hätte. Die drei Präsidenten klangen am Dienstag jedoch optimistisch und hoffen weiterhin auf eine einheitliche Lösung im Bundesland.

Wie sieht es mit den Pokalwettbewerben aus?

Wie bereits berichtet, soll der Verbandspokal sportlich zu Ende gebracht werden, um einen südbadischen Teilnehmer für den DFB-Pokal zu ermitteln. Daher sind der SBFV-Pokal und die Bezirkspokalwettbewerbe von einem möglichen Saisonabbruch vorerst ausgenommen. Wie und wann die ausstehenden Begegnungen ausgetragen werden können, ist jedoch noch nicht klar und abhängig von den behördlichen Vorgaben.

Was würde ein Abbruch für die kommende Runde bedeuten?

Über den Modus der neuen Saison ist noch keine Entscheidung gefallen, da derzeit noch nicht absehbar ist, wann im Südwesten Mannschaftssport wieder erlaubt sein wird. "Selbstverständlich bleibt es unser Ziel, die Meisterschaftsrunden in der kommenden Saison im gewohnten Rahmen mit Hin- und Rückspielen unter Zuschauerbeteiligung auszutragen", so der SBFV. Klar ist aber bereits, dass aufgrund der fehlenden Absteiger die allermeisten Ligen aufgestockt werden müssen. Dadurch müssten die Teams mehr Spiele absolvieren, zudem würde es in der Saison dann mehr Absteiger geben, damit die Staffeln wieder Sollgröße erreichen. Sollte es jedoch in diesem Jahr nicht mehr möglich sein, Fußball zu spielen, müsste die Saison 2020/21 wohl in komprimierter Form im Frühjahr 2021 über die Bühne gebracht werden.