Blick auf das Plangebiet: Zwischen Aktienbad und Werderstraße will die Firma Eichner vier Wohnhäuser errichten. Vor rund zehn Jahren hat das Unternehmen bereits die Stadtvillen an der Schutter (links im Bild) gebaut. Foto: IG Bädle

Bebauung: Teil der Mitglieder will Häuser verhindern, der Vorstand einen Kompromiss

Lahr - Die geplante Bebauung in seiner Nachbarschaft sorgt für eine Spaltung im Aktienbad-Verein. Während der Vorstand einem Kompromiss weiter offen gegenüber steht, wollen andere die Häuser verhindern. Derweil drückt der Investor aufs Tempo.

Die Oase inmitten von Lahr ist gefährdet. Das jedenfalls befürchten die Mitglieder des Aktienbad-Vereins, seit im November die Pläne der Firma Eichner-Bau öffentlich wurden. Vier Häuser mit bis zu vier Stockwerken will der Investor direkt neben dem Bädle errichten.

Der Vorstand protestierte gegen Höhe und Nähe der Gebäude zum Vereinsgelände – und erreichte nicht nur eine kontroverse Debatte in den städtischen Gremien, sondern auch ein Einlenken des Investors, der schnell ein moderateres Konzept auf den Tisch legte. Eine Annäherung, die zu einer Einigung führen könnte, dachte man. Doch nun kommt erneut Unruhe auf, mit Ursprung im sonst so beschaulichen Badverein.

Weitere Kooperation ist momentan nicht geplant

Mit seinem Ja zur Aufstellung eines Bebauungsplan machte der Gemeinderat im Dezember den ersten Schritt zur Wohnbebauung am Bädleweg, freilich noch ohne eine konkrete Planung abzusegnen. Vergangene Woche sollte das Thema nach LZ-Informationen noch einmal nicht-öffentlich im Technischen Ausschuss beraten werden.

Ergebnisse gab es keine, weil der Tagesordnungspunkt aus Zeitgründen abgesetzt wurde. Interessantes war aber schon vor der Sitzung passiert. Die Fraktionsvorsitzenden hatten ein Schreiben erhalten, in dem noch einmal die Bedenken aus dem Bädle aufgelistet waren. Unterzeichner war der Vorstand des Aktienbad-Vereins, Urheber die neuformierte "Interessengemeinschaft zum Erhalt des Lahrer Aktienbades", oder kurz: IG Bädle.

"Die IG hat uns die Stellungnahme kurz vor der Sitzung zukommen lassen, mit der dringenden Bitte, sie schnell abzusegnen", sagt der stellvertretende Vereinsvorsitzende Bernd Kindle im Gespräch mit der LZ. Zuvor habe es ein Treffen mit der IG gegeben, "nach dem wir eigentlich dachten, dass wir dieselben Interessen vertreten". Eigentlich.

Am Dienstag verschickte die IG einen Rundbrief an die Bädle-Mitglieder – dieses Mal ohne Abstimmung mit dem Vereinsvorstand. Das Ziel: mehr Mitstreiter zu finden, die den Widerstand wachsen lassen. "Wir wollen die Welle jetzt richtig anrollen lassen", sagt der IG-Vize-Chef Christian Stengler.

Während Kindle und seine Kollegen weiter den "guten Austausch" mit dem Investor pflegen wollen, "um eine einvernehmliche Lösung zu finden", stellt sich die IG klar gegen das Vorhaben, wie Stengler deutlich macht: "Wir wollen die Bebauung verhindern."

Die IG sieht in den geplanten Häusern eine "Bedrohungslage des historischen Stadtbads", gegen die es anzukämpfen gelte. Derzeit seien von den rund 400 Vereinsmitgliedern "50 IG-Leute", sagt Stengler. Kindle weiß "offiziell von sieben Personen".

Der Hauptverein fühlt sich überrollt vom "Vorpreschen" der IG. "Das ist schlechter Stil, aus dem wir Konsequenzen ziehen werden", sagt Kindle. Seit Donnerstag gibt es einen Vorstandsbeschluss, demzufolge "eine weitere Kooperation momentan nicht geplant ist". Somit hat der Badverein nun zwei Gruppen, die seine Interessen vertreten wollen.

Ein Haus einen Meter tiefer in den Boden setzen, ein zweites nur dreigeschossig bauen, dazu die beiden Tiefgaragen verkleinern, damit der Grünbereich zwischen Bebauung und Bad erhalten bleibt – so sieht der Kompromissvorschlag aus, den die Firma Eichner auf Betreiben von Verein und Gemeinderat entwickelt hat. "Wir standen bisher immer in gutem Kontakt zum Badverein und sind weiter um einen Interessensausgleich bemüht", sagt Geschäftsführer Klaus Koch. "Aber wir haben in letzter Zeit auch gespürt, dass offenbar Druck auf den Vorstand ausgeübt wird."

Tatsächlich geht dem Bädle-Vorstand auch das aktualisierte Konzept des Investors noch zu weit, wie Kindle erklärt: "Die Bebauung bleibt wuchtig und sehr nah am Bad." Es brauche weitere Verbesserungen beim Lärm- und Sichtschutz. Aber: "Wir wollen das Projekt nicht torpedieren."

Monatelange Verzögerungen

Darin liege der "große Unterschied zur IG". Die modifizierten Pläne seien "eine gute Basis" für weitere Gespräche. Im Blick habe man dabei, "dass es sich für den Investor am Ende rentieren muss". Dem Verein gehe es vor allem um eins: "Dass der Badbetrieb für unsere Mitglieder uneingeschränkt weiterlaufen kann wie bisher."

Laut Eichner-Chef Koch sind Stand jetzt 40 bis 45 Wohnungen geplant, je nach Bedarf der künftigen Käufer. Zweigeschossige Häuser zu bauen, um den Segen der Nachbarn zu erhalten, "wäre betriebswirtschaftlich zwar nicht unmöglich, aber sehr schwierig".

Der Preis der Wohnungen würde um 20 bis 25 Prozent steigen. Alleine für die Bodenarbeiten fielen Kosten von bis zu 500 000 Euro an. Geplant sind barrierefreie Wohnungen, für die es laut Koch "schon lange eine riesige Liste an Interessenten gibt". Vor allem für Ältere sei der Mix aus Ruhe und Innenstadtnähe attraktiv.

Das Areal beim Bädle hat der Investor nach langen Verhandlungen von der katholischen Kirche gekauft. Im Vertrag enthalten ist ein Rücktrittsrecht bis 31. März. "Ich hoffe, dass man uns die Option verlängert. Ohne Baurecht können wir keinen teuren Grund kaufen.

Das wäre Harakiri", sagt Koch. Vom ursprünglichen Zeitplan, Mitte des Jahres die Bagger anrollen zu lassen, hat er sich bereits verabschiedet: "Die Debatten haben das Projekt um mehrere Monate verzögert. Sollte es zu Klagen kommen, könnten es Jahre werden."

Das Verfahren

Auf die Aufstellung des Bebauungsplans "Bädleweg" folgt dessen Offenlage. Dabei können auch Nachbarn wie der Aktienbad-Verein Einwendungen vorbringen. Vorgesehen ist, dass der Investor einen Bauantrag stellt und mit der Stadt einen städtebaulichen Vertrag schließt. Darin sollen neben den modifizierten Planungen auch eine Sozialwohnungsquote von 20 Prozent festgeschrieben werden.