So kannten die Besucher auf dem Wochenmarkt Martin Schwärzle (rechts): Ein Mensch mit ansteckend guter Laune, der Kartoffeln, Obst und Gemüse verkaufte. Foto: Archivfoto: Fößel

Jahrzehntelang Händler auf dem Lahrer Wochenmarkt. Forchheimer stirbt mit 70 Jahren.

Lahr/Forchheim - Mehr als 40 Jahre hatte Martin Schwärzle einen Stand auf dem Lahrer Wochenmarkt. Doch am Samstag blieb sein Platz leer, stattdessen legten die Menschen dort Blumen und Kerzen ab. Der Forchheimer ist im Alter von 70 Jahren gestorben.

Noch am Samstag vor einer Woche hatte er auf seinem Stand auf dem Sonnenplatz Kartoffeln, Obst und Gemüse vom Kaiserstuhl verkauft – so wie seit Jahrzehnten zuvor. Kaum ein anderer Händler auf dem Wochenmarkt war schon so lange dabei. Nichts hatte darauf hingedeutet, dass es Schwärzles letzter Tag auf dem Markt sein würde. Doch in der Nacht zu Dienstag starb er überraschend.

Fritz Lehmann, der Sprecher der Lahrer Wochenmärkte, hat Schwärzle gut gekannt, schließlich ist er selbst auch schon seit mehr als fünf Jahrzehnten regelmäßig auf dem Wochenmarkt. Zuerst als Baby im Kinderwagen, den die Mutter mitnahm, wenn sie auf dem Markt die Produkte des Familienbetriebs verkaufte. Seit Mitte der 1980er-Jahre stand Lehmann, heute 52 Jahre alt, dann auch selbst am Stand seiner Familie, die in der Martin-Luther-Straße in Lahr einen Bauernhof betreibt – Spezialitäten: Beerenobst und selbst eingekochte Marmelade.

Fritz Lehmann beschreibt Schwärzle als offenen, positiv denkenden Menschen, der einen sehr guten Draht zu seinen Kunden hatte. "Er war immer gerade heraus", so Lehmann. Schwärzle sei ein Vollblutmarktbeschicker gewesen, einer, der die Gabe hatte, im Umgang mit den Besuchern den richtigen Ton zu treffen. "Als Händler auf dem Wochenmarkt braucht man nicht nur 1a-Ware, sondern muss auch mit Menschen umgehen können", so Lehmann. Schwärzle habe dieses Talent gehabt wie kaum ein anderer.

Schwärzle hat in Lahr regionale frische Kartoffeln verkauft, natürlich aus seinem Heimatort Forchheim, das als Kartoffelgemeinde schlechthin gilt. Dort bauen rund 25 Landwirte auf insgesamt 120 Hektar Kartoffeln an. Schon Schwärzles Vater handelte mit der Knolle. Der Sohn führte diese Familientradition fort, später kamen an seinem Stand auf dem Wochenmarkt Obst und anderes Gemüse hinzu, ehe er das Sortiment auch noch um Gemüse erweiterte. In Forchheim führte Schwärzle außerdem einen eigenen Gasthof.

Jahrzehntelang hatte er seinen Stand am östlichen Ende des Marktplatzes, in der Nähe von Juwelier Spinnner, ehe er damit nach Einführung der Corona-Abstandsregeln ein paar Meter weiter auf den Sonnenplatz wanderte. Dort stellte am Samstag ein Freund Schwärzles zu seinem Gedenken ein Bild mit der Todesanzeige auf, außerdem waren an der Stelle Blumensträuße und frische Kartoffeln zu sehen – ein letzter Gruß an den beliebten Kartoffelspezialisten.

Laut Lehmann steht noch nicht fest, ob sein Standplatz neu vergeben wird.

Markterlöse steigen wieder

Auch die Händler auf dem Lahrer Wochenmarkt haben durch Corona Umsatzeinbußen erlitten – doch mittlerweile gehe es aufwärts, so Sprecher Fritz Lehmann: Man habe beim Verkauf "nahezu den alten Stand erreicht".