Eine Zeitreise in die 80er-Jahre: "Footloose" feierte in der Lahrer Stadthalle Premiere. Foto: Künstle

Premiere von "Footloose" überzeugt Besucher, offenbart aber auch Schwächen

Lahr - Zwei Jahrzehnte nach seiner Entstehung geht das Musical "Footloose" erstmals im deutschsprachigen Raum auf Tournee. Die am Freitagabend in Lahr gefeierte Premiere begeisterte das Publikum mit schwungvollen Tanzszenen, konfrontierte es aber auch mit den Knackpunkten einer schlampigen Produktion.

Das Musical basiert auf einem der Kultfilme der 1980er-Jahre. Es thematisiert das rebellische Aufbegehren der Jugend gegen eine spießige und bigotte Ordnung. Ren, ein junger, tanzbegeisterter Bursche aus Chicago, landet mit seiner Mutter ausgerechnet in Bomont, einer mennonitisch geprägten Kleinstadt, unter dem strengen Regime von Reverend Shaw Moore. Nachdem sein Sohn bei einem Verkehrsunfall ums Leben gekommen ist, hat Moore eine ganze Reihe von Verboten durchgesetzt, die das Werk des Teufels von Bomont fernhalten sollen. Autos, Alkohol und Drogen stehen auf dem Index, laute Musik, Rock 'n' Roll und Tanz ebenso. Ren kann gar nicht anders als aufbegehren. Er wird zum Rebellen, der sich auch noch in Ariel, die Tochter des Reverends verliebt.

Die Musicalfassung des Films aus dem Jahr 1984 erzählt die Geschichte natürlich im Kontext einer schwungvollen Tanzshow, die all die rockigen Hits des Originals aufgreift, aber auch die klischeehaften Bilder aus dem Aufeinanderprallen konträrer Weltbilder. "Footloose" geht dabei sicherlich nicht allzu sehr in die Tiefe, das Musical wartet aber mit vielen quirligen Szenen und einem knackigen Rocksound auf, mit tollen Tanzszenen und einem subtilen Humor.

Auch Lahrer Tänzer wirken mit

Die "Seberg Showproduktion" aus Hamburg bietet 18 Tänzer der "London West End Musical Company" und eine Liveband auf. Das in den nächsten Wochen durch mehr als 30 Städte tourende Ensemble wird vor Ort immer wieder durch jugendliche Tänzer und Statisten aufgestockt. Bei der Tourneepremiere in Lahr waren so mehr als ein Dutzend Akteure des Tanz- und Fitness-Studios "Dance-Fit" mit im Boot. Zwei Tage lang haben sie in der Stadthalle mit den Profis geprobt und sicherlich auch der Premiere am Freitagabend entgegengefiebert.

Der Abend selbst offenbarte dann aber die Schwächen einer alles andere als professionell daherkommenden Produktion. Die szenische Aufbereitung des Stücks vor einer in ein Metallgerüst eingebauten Videoleinwand wirkte wenig originell. Bis zur Pause wurde das Publikum mit einem übersteuerten, viel zu lauten Klangbrei überflutet, der kaum eine Differenzierung erlaubt hat. Im zweiten Teil der Aufführung wurde dann zumindest der Versuch einer Schadens-begrenzung unternommen. Unverständlich auch die produktionstechnische Herangehensweise der Macher, die es nicht geschafft haben, bis zur Premiere ein Programmheft zu produzieren.