Dem Greifvogel wurden unter anderem die Flügel gestutzt. Außerdem wurden seine Krallen gekürzt, was eine Straftat ist. Die Verletzungen waren so stark, dass das Tier inzwischen gestorben ist. Foto: Tierheim

Federn herausgerissen und Krallen gekürzt / Polizei eingeschaltet

Lahr (red/sm) - Der Lahrer Tierschutzverein beklagt einen Fall von Tierquälerei: Ein Greifvogel ist misshandelt worden, berichtet das Tierheim. In dem Fall sucht der Verein jetzt Zeugen.

Eine Tierfreundin hat das Tierheim um Hilfe gerufen, berichtet der Verein: Die Anruferin teilte dem Team des Lahrer Tierheimes mit, dass sich in ihrem Innenhof in der Kaiserstraße in Lahr ein verletzter Greifvogel befinde.

Erschöpfter und verletzter Greifvogel

Eine Mitarbeiterin des Tierschutzvereins fand einen Sperber, der derart erschöpft war, dass er sich mühelos und ohne Gegenwehr einfangen ließ, berichtet das Tierheim. Bei der ersten Begutachtung sei gleich das spitz hervorstehende Brustbein aufgefallen, das bei Vögeln ein Zeichen von starkem Untergewicht sei.

An den Handschwingen fehlten auffallend viele Federn, sodass es dem Vogel unmöglich war, seine Flügel zu benutzen, so das Tierheim weiter. Die Krallen, die bei Greifvögeln die wichtigsten Werkszeuge für die Jagd nach Beutetieren sind, waren nur wenige Millimeter kurz und somit völlig nutzlos. Dafür war der Schnabel viel zu lang.

Spuren der Misshandlung am Körper des Tieres

Sofort sei das notleidende Tier in eine Tierklinik gebracht worden. Die Tierärztin habe festgestellt, dass die Federn von Menschenhand ausgerissen worden waren. Auch die »Spitzen« der viel zu kurzen Krallen waren so glatt und gerade gekürzt, dass sie offensichtlich mit einem Werkzeug gekappt worden sein mussten.

Krallenkürzung eines Wildvogels ist eine Straftat

Die Flugunfähigmachung eines geschützten Wildvogels und das Kappen seiner Krallen ist gemäß dem Veterinäramt eine Straftat, so das Tierheim. Zudem sei das Herausreißen von Federn für alle Vögel mit Schmerzen verbunden. Der krumme und zu lange Schnabel musste von der Tierärztin gekürzt werden.

Auch diese Fehlbildung sei ein Hinweis auf fehlerhafte Fütterung. Beim Öffnen des Schnabels sei zudem ein übelriechender Belag in der Schnabelhöhle und im Rachen aufgefallen, der dem Vogel das Atmen erschwerte. Nachdem dieser größtenteils entfernt werden konnte, konnten die Tierschützer den Sperber zum Fressen animieren.

Vogel stirbt an den Folgen

Um die optimale Versorgung und Unterbringung bis zur Auswilderung zu gewährleisten, sollte der Sperber eigentlich in die Obhut eines Greifvogelexperten übergehen. Dieser hatte sich laut Tierheim bereit erklärt, sich um den Vogel zu kümmern, auch wenn es viele Monate gedauert hätte, bis er ausgewildert werden könne. Doch die Schäden, die der Sperber erlitten hatte, seien zu schwerwiegend gewesen, und er verstarb noch bevor er dem Fachmann übergeben werden konnte.

Wie der Greifvogel in seinem Zustand an den Fundort gelangen konnte und wer ihm dieses Leid angetan hat, ist laut Tierheim noch nicht geklärt.

Info: Zeugen gesucht

Da die Haltung von Greifvögeln mit vielen Auflagen verbunden ist, gegen die in diesem Fall dramatisch verstoßen wurde und die Verstümmelung von geschützten Wildvögeln gegen das Tierschutzgesetz verstößt, werden Zeugen gesucht, welche Hinweise zur Herkunft dieses Sperbers geben können. Das zuständige Veterinäramt in Offenburg wurde eingeschaltet, sowie Polizei, Jagd- und Naturschutzbehörden ebenfalls informiert. Der Tierschutzverein Lahr bittet um sachdienliche Hinweise, welche natürlich vertraulich behandelt werden. Weitere Informationen gibt es unter Telefon 07821/4 35 97 und unter tierheim-lahr.de.