Schafsbock "Fridolin" genießt die Streicheleinheiten von Tierpflegerin Cathleen Tzschoch. Foto: Schabel

Ein Besuch bei Cathleen Tzschoch, die Affen, Erdmännchen und Co. betreut.

Lahr - Mehr als 100 Tiere leben im Stadtpark – in Käfigen und Gehegen, manche dürfen auch frei herumlaufen. Betreut werden sie von Cathleen Tzschoch, die wir bei ihrer abwechslungsreichen Arbeit besucht haben.

Die Tierpflegerin war im Zoo in Stralsund tätig, als sie sich 2015 für die freie Stelle im Stadtpark bewarb. Unterstützt wird die 23-Jährige dort von Renate Willin, die eine Halbtagsstelle hat.

 Im Futterhaus: Es ist Mittagszeit, Tzschoch schneidet im Futterhaus Äpfel, Pflaumen und Rote Beete zurecht, mit denen Affen und Huftiere gefüttert werden. Daneben steht ein Teller mit dem Essen für die Erdmännchen – ebenfalls klein geschnippeltes Obst und Gemüse. In ihrem Beruf muss Tzschoch auch eine Art Ernährungsberaterin sein, sodass es im Funktionsgebäude direkt neben dem Affengehege dann auch aussieht wie in einer Großküche. Dort stehen Kisten mit Obst und Gemüse, das der Stadtpark nach Ablauf des Verfallsdatums vom Edeka-Markt in der Arena erhält und an seine Tiere verfüttert. Vor allem die Huftiere – Lamas, Ponys, Ziegen, Schafe – haben großen Appetit.

Für die Nahrung zu sorgen ist eine der wichtigsten Aufgaben der Tierpflegerin, die für die Affen auch Eisbomben zubereitet, gespickt mit Leckereien. Außerdem hat sie Ställe sowie Gehege sauberzuhalten, Huftiere zu bürsten und ihre Schützlinge zu beschäftigen, wie sie es nennt. So versteckt sie das Essen für die Affen manchmal unter Sägespänen oder schafft andere Hindernisse bei der Nahrungs- aufnahme, damit die Tiere etwas zu tun haben.

 Bei den Affen: Im Affengehege werden die Tierpflegerin und der Berichterstatter aus Knopfaugen angestarrt. In ihrer Heimat – im westlichen Südamerika, in Brasilien, Peru und Bolivien – bewegen sich die kleinen Tiere fast immer in mittleren Baumschichten. Im Innengehege im Stadtpark halten sie sich in Blickhöhe der Besucher auf einem Kunstfelsen auf oder balancieren auf Seilen, die quer durch den Raum gespannt sind. Von dort sehen die Totenkopfäffchen, die wegen ihrer Gesichtszeichnung so heißen, ihre Gäste neugierig an, dann flitzen sie hin und her. Tzschoch hat ihnen zwei kleine Tannenbäume ins Gehege gestellt, damit sie darauf herumklettern können.  

Bei den Erdmännchen: Ihren Namen haben die Tiere erhalten, da sie wie Menschen oft auf zwei Beinen stehen, um die Umgebung zu beobachten. Genau das tun sie auch, als Tzschoch und der Berichterstatter vor ihrem Gehege auftauchen. Vor allem die Tierpflegerin lassen die putzigen Tiere kaum aus den Augen – sie wissen, dass sie ihnen das Futter bringt. Streicheln lassen sie sich aber nicht von ihr. Das durfte Tzschoch nur bei den Erdmännchen-Kindern, bis sie etwa zehn Wochen alt waren. Mittlerweile sind Tick, Trick und Track – die Disney-Namen haben sie bei einem Wettbewerb der Stadt Lahr erhalten – gewachsen und lassen sich von Tzschoch ebenso wenig wie ihre älteren Artgenossen in die Hand nehmen. "Es sind eben Wildtiere", erklärt sie.  

Tierpflege im Winter: Brauchen die Tiere im Winter mehr Pflege als im Sommer? "Eigentlich nicht", antwortet Tzschoch. Ihr selbst sei die kältere Jahreszeit sogar lieber, da es dann im Stadtpark ruhiger zugehe. Ein Bürojob sei für sie unvorstellbar. Sie liebe Tiere und den Aufenthalt an der frischen Luft, erzählt sie.

 Zärtlicher Schafsbock: Im Stadtpark wird Tzschoch fast auf Schritt und Tritt erkannt. Die Meerschweinchen quieken vor Freude und kommen aufgeregt näher – doch diesmal hat die Tierpflegerin kein Futter für sie dabei. Und Schafsbock "Fridolin" will sich von ihr unbedingt streicheln lassen. "Er ist von Menschen großgezogen worden und ist das eben so gewohnt."

Ganz anders dagegen "Ferdinand", ein Göttinger Minischwein, das mit seinen gut 40 Kilogramm Gewicht und langen Fangzähnen gar nicht so "mini" ist. Tzschoch betritt zwar seinen Stall und lockt das Tier mit Futter ins Freie, hält dort aber Abstand: "Ferdinand" schlägt auch schon mal mit dem Kopf nach der Hand, die ihn füttern will. Das Schwein hat 18 Jahre auf dem Buckel und ist traditionell einer der Publikumslieblinge im Stadtpark – auch wenn ihm Affen und Erdmännchen mittlerweile den Rang abgelaufen haben.

Info-Box

Im März 2017 sind Affen und Erdmännchen in zwei neue Gehege im Stadtpark eingezogen. Es war eine goldrichtige Entscheidung, diese Tierarten nach Lahr zu holen, ist Richard Sottru überzeugt, der Abteilungsleiter Öffentliches Grün und Umwelt. Die Tiere seien zu Lieblingen vor allem der jungen Besucher avanciert. Doch nicht nur im Hinblick auf die Investition in die Tiergehege zieht Sottru eine positive Bilanz. Auch mit den Besucherzahlen 2018 ist er zufrieden – obwohl es gleichzeitig die Landesgartenschau in der Stadt gab. Trotzdem seien sogar mehr Gäste als in anderen Jahren in den Park gekommen. Der Durchschnitt liege bei jährlich 70 000 Besuchern, wobei die etwa 1000 Dauerkartenbesitzer mehrfach gerechnet werden. Diesen Wert habe man 2018 übertroffen, so Sottru, der die genauen Zahlen noch nicht parat hat. Den Erfolg erklärt er sich auch damit, dass im Stadtpark Bäume stehen, die den Besuchern im Hitzesommer Schatten gespendet haben. So hätten die Temperaturen keinen Einbruch bei den Gästezahlen bewirkt.