Fusion-Jazz auf sehr hohem Niveau bot Zipflo Reinhardt bei seinem Gastspiel beim Lahrer Kulturkreis. Foto: Haberer Foto: Lahrer Zeitung

Konzert: Jazzgeiger Zipflo Reinhardt beweist im Stiftsschaffneikeller seine Virtuosität

Lahr. Das Quartett um den Jazzgeiger Zipflo Reinhardt hat in Lahr einen virtuosen, technisch brillant angelegten Auftritt abgeliefert. Das sehr gut besuchte Konzert im Stiftsschaffneikeller bediente auf hohem Niveau die Standardmuster des Fusion-Jazz. Musikalische Experimente und Überraschungen hatte der Abend in der Reihe "Jazz im Keller" nicht zu bieten.

Keine Frage, der Jazzgeiger aus Offenburg, ein Nachfahre des berühmten Django Reinhardt, zählt zu den großen Meistern seines Fachs. Seine Bogenführung ist virtuos und technisch brillant. Die rockigen Gesten seiner Anfänge hat er ebenso hinter sich gelassen wie die vom Swing geprägte Musik seiner Vorfahren. Zipflo Reinhardt stellt sanfte, elegant angelegte Jazzballaden neben treibende Klangeruptionen. Die Geige erhebt sich über klassischen Klavierjazz, übernimmt die Rolle, die sonst eher einem Saxofon oder einer Trompete zugeschrieben wird. Sie schwingt sich auf, brilliert mit kühnen Phrasen und einer bemerkenswerten Ausdruckskraft, taucht ein in die Klangmuster des Fusion-Jazz.

Bassist German Klaiber, der zwischen dem Flügel und dem E-Piano wechselnde Andy Herrmann sowie der im Stiftsschaffneikeller bereits mit einer ganzen Reihe Formationen eingeführte Schlagzeuger Matthias Daeneck bereiten ihm dabei längst nicht nur den Boden. Das Quartett überzeugt mit einem kongenialen Ensemblespiel auf höchstem Niveau. Die gepflegt aufbereiteten Themen blühen auf, nehmen die gut 80 Zuhörer im Keller immer wieder mit.

Musikalischer Ansatz hat seine Grenzen

Das in der Jazzreihe des Kulturkreises angesiedelte Konzert zeigte aber auch die Grenzen der musikalischen Ansätze auf: Die thematische Linienführung wurde nie wirklich aufgebrochen, das Quartett bewegte sich auf den ausgetretenen Pfaden des Genres, folgt den Mustern, die Reinhardt bereits in den 1970er- und 1980er-Jahren entwickelt, mittlerweile auch perfektioniert hat. In Sachen Kühnheit und Experimentierfreude bleibt es weit hinter den jungen Formationen zurück, die das Erscheinungsbild der Lahrer Jazzreihe in den vergangenen Jahren geprägt haben. Klassischer Fusion-Jazz wird bei ihm mit einer Polka, einem Bossa Nova aufgefrischt, mit den Gesten eines "Teufelsgeigers", der über den vom Klavier geprägten Jazzharmonien eines virtuosen Begleittrios kreist.

Musikalische Spannung entsteht letztlich aus der Weiterentwicklung und Transformation des Themas heraus. Alles andere ist Standard, löst sich auf in der Verbeugung vor der Tradition. Es kommt daher nicht von ungefähr, dass bei Reinhardt Stücke anklangen, die er seit Jahrzehnten im Programm hat, und dass der Abend in einer finalen Verbeugung vor dem Klassiker "Summertime" endete.