Alexander Marker baut die Nachbildung des historischen Webstuhls komplett selbst. Foto: Breuer

Nachbau ist fast fertig

Lahr - Die Mitglieder des Arbeitskreises Römer sind mit ihren Vorbereitungen für die Landesgartenschau im Endspurt. Ein Beispiel dafür ist der historisch nachempfundene Gewichtswebstuhl, der derzeit von Alexander Marker gebaut wird.

Es ist Mittwochnachmittag. Alexander Marker sitzt in der Werkstatt des Schlachthofs auf einem Hocker. In der linken Hand hält er einen Haselnuss-Ast, in der rechten ein kleines Spezialmesser, mit dem er die Rinde des Astes entfernt. "Das ist eine Arbeit, bei der ich den Kopf frei bekomme", so der 58-Jährige.

Eigentlich ist Marker Psychologe und Streetworker im Bürgerzentrum Kanadaring. Gleichzeitig ist er aber auch Bastler, Tüftler und Handwerker, der Uhren baut, filigrane Muster aus ausgeblasenen Eiern fräst oder eben mit Holz arbeitet. So wie momentan.

Ein ausgedrucktes Bild eines Gewichtswebrahmens ist alles, was der Russlanddeutsche von der Gruppenleiterin der Mädchengruppen der Bürgerzentren im Kanadaring und Kippenheimweiler als Vorlage bekommen hat. Die Mädchen erlernen in den Gruppenstunden derzeit das historische Brettchenweben, das an den Römertagen gezeigt werden soll. Die Gruppenleiterin will an dem Gewichtswebstuhl demonstrieren, wie die Lahrer Einwohner vor fast 2000 Jahren Stoffe hergestellt haben.

Haselnussholz stammt aus dem Lahrer Forst

Holz durfte Marker aus dem Lahrer Forst holen. Revierförster Holger Rappenecker hatte wegen der benötigten Astgabeln Haselnussholz empfohlen und auch einen Baum freigegeben, von dem Äste geholt werden durften. Haselnuss, so Rappenecker, müsste im Vorfeld nicht getrocknet, sondern könne frisch bearbeitet werden.

Rund 15 Stunden seiner Freizeit hat der Hobbybastler schon in den Bau des Gewichtswebstuhls investiert. 15 Stunden, in denen er den Webstuhl fast fertig gebaut hat. Zumindest steht er schon erkennbar in der Werkstatt, ein erstes Stück Kettfaden mit Gewicht ist als Test auch schon angebunden. Um dem Holz den Anschein von altem Material zu geben, wird er die Hölzer mit einer Masse aus Leinöl und Asche einreiben. Als Gewichte werden Sandsteinbrocken verwendet, die vom Schlachthof stammen.

Die Gruppenleiterin wird in den nächsten Tagen anfangen, rund 300 Kettfäden aus Hanf vorzubereiten, die dann die Grundlage für ein Stück Tuch bilden werden, dessen Schussfäden aus handgesponnener Wolle bestehen sollen.

Der Gewichtswebstuhl bezeichnet einen stehenden Webrahmen, bei dem die Kettfäden senkrecht herunterhängen und an ihrem Ende mit Webgewichten beschwert sind, um die zum Weben nötige Spannung zu erhalten. Weil sich die meist tönernen Webgewichte im Boden erhalten haben, ist er die älteste archäologisch nachgewiesene Form des Webstuhls. Seit der Jungsteinzeit lassen sich tönerne Webgewichte archäologisch nachweisen. Bis sich der horizontale Webstuhl im zehnten Jahrhundert in Mitteleuropa zu verbreiten begann, wurden alle Stoffe auf dem Gewichtswebstuhl gewebt. In entlegenen Gegenden (etwa den Färöer-Inseln oder Island) war er aber noch bis ins 20. Jahrhundert in Gebrauch. Heute werden sie in der Archäotechnik genutzt, um Textilfunde nachzuweben, oder sie werden in der Museumspädagogik eingesetzt, um die vorgeschichtliche Webtechnik begreifbar zu machen.