Das Gasthaus Rebstock hat nach eigener Aussage deutlich mehr Gäste während der Chrysanthema als sonst. Foto: Bieber

Handel und Stadt profitieren von Fest. "Vorteile schwierig zu beziffern"

Lahr - Auch die 21. Chrysanthema lockt Hunderttausende von Besuchern in die Lahrer Innenstadt – mehr als 360 000 Besucher werden in diesem Jahr erwartet. Bei diesem Gästeansturm profitieren auch Gastronomie und Handel.

Für die Stadt ist es klar: Handel und Gastgewerbe profitieren von dem Blumenfest, das jährlich der Höhepunkt im Herbst in Lahr und Region ist. Die Verwaltung untermauert ihre Einschätzung mit Zahlen aus dem Tourismus. "Anhand der jüngst vorgestellten Tourismuszahlen im Rahmen der Konferenz ›Wirtschaftsfaktor Tourismus‹ lassen sich die Auswirkungen der Chrysanthema auf den lokalen Handel sehr gut ableiten."

Die Zahlen von DWIF, eines der führenden Beratungsunternehmen der Tourismus- und Freizeitbranche, ergeben demnach, dass 43,1 Prozent der gesamttouristischen Bruttoumsätze in Lahr im vergangenen Jahr in den Einzelhandel geflossen sind, 34,9 Prozent in das Gastgewerbe und 22 Prozent in den Dienstleistungssektor. Kurz gesagt: "Handel und Gastgewerbe profitieren maßgeblich von der Chrysanthema", so das Unternehmen.

Aus diesem Grund haben wohl auch die Lahrer Einzelhändler gleich zwei verkaufsoffene Sonntage in die Zeit des Blumen- und Kulturfestivals gelegt. Die Chrysanthema ist nach Angaben der Stadtverwaltung ein zentraler Standortfaktor für die Einkaufsstadt Lahr.

Ein Blick zurück belegt abermals, dass das Blumenfest als ein "wirtschaftlicher Segen" zu betrachten ist. "Bezogen auf den Tourismus profitierte der Einzelhandel im Jahr 2010 mit Einnahmen in Höhe von 45,6 Prozent, das Gastgewerbe mit 34,7 Prozent und die Dienstleister mit 19,7 Prozent vom touristischen Bruttoumsatz in Lahr."

Unbestritten ist, dass insbesondere die Gastronomen deutlich mehr Umsatz erzielen als sonst. "Wir merken schon, dass Chrysanthema ist. Wir haben extra noch einmal nachbestuhlt und unsere Speisekarte am Mittag verkleinert, sodass wir schnell die vielen Gäste ohne große Vorbereitung bedienen können, sagt etwa Therese Brugger vom Gasthaus Rebstock. Viele ihrer Gäste sind auswärtige Besucher, aus Frankreich oder der Schweiz. Ein ganz ähnliches Bild beim Bistro Wacker: "Klar, wir profitierten von der Chrysanthema, obwohl wir schon merken, dass deutlich weniger Besucher kommen als früher", sagt Gül Akyüg. Früher sei das Lokal an allen Tagen der Blumenschau voll gewesen.

Ist die Chrysanthema denn auch für die Stadt ein finanzieller Gewinn durch die Einnahmen wie etwa aus Steuern? "Uns liegen keine expliziten Zahlen über Steuereinnahmen zur Chrysanthema vor", antwortet hierauf die Stadt. Auch, wie hoch die kalkulierten Einnahmen für 2018 sind, ließ sie offen und verwies auf Michael Schmiederer von der Webegemeinschaft Lahr. Diese kennt der Vorsitzende der Werbegemeinschaft auch nicht. Schließlich müsse kein Mitglied Rechenschaft ablegen über seine Erträge und Umsätze, sagt er.

Schmiederer bewertet den Profit für die lokale Wirtschaft hingegen sehr unterschiedlich. "Alles, was mit Verzehr und Gastronomie zu tun hat, das funktioniert sehr gut." Ebenso könne es sich für Geschäfte lohnen, die Angebote "gezielt auf die Kernzielgruppe des Fests, also Gäste älter als 50 Jahre, schnüren."

Insgesamt ist es laut Schmiederer aber schwierig zu beziffern, wie viele Händler von der Chrysanthema profitieren und vor allem wie hoch der Profit für die Geschäfte während der Blumenschau ist. "Generell würde ich schon sagen, dass mehr als 60 Prozent von den klassischen Einzelhändlern profitieren", sagt Schmiederer. Er gibt aber auch zu bedenken, dass die Chrysanthema in erster Linie eine Blumen- und Kulturveranstaltung ist.

> Video: Was gefällt den Besuchern an der Chrysanthema? Die LZ hat einmal nachgefragt und traf dabei auf einen ganz ungewöhnlichen Gast.

Info: "Mehr los"

Torsten Kindle vom gleichnamigen Schuhgeschäft an der Marktstraße in der Innenstadt merkt schon, dass sehr viel mehr los ist in den Straßen Lahrs als sonst. Aber er mahnt auch an, dass die Umsätze nicht zwangsläufig höher sein müssen als sonst. "Dennoch profitieren wir von der Chrysanthema. Nur dies in Prozentwerten auszudrücken, kann ich nicht exakt."