Leiterin Gabriele Bohnert heißt Besucher ab dem 24. Februar im neuen Stadtmuseum willkommen.                                                                          Foto: Schabel

Mehr als 300 Exponate müssen Platz finden. Eröffnung am 24. Februar

Lahr - In gut sieben Wochen öffnet das Museum in der früheren Tonofenfabrik seine Pforten. Bis es so weit ist, haben Stadtarchivarin Gabriele Bohnert und ihr kleines Team noch alle Hände voll zu tun.

Beim Besuch des Berichterstatters prüft Bohnert gerade Korrekturfahnen der Texte, die neben den Ausstellungsstücken gezeigt werden. Die Erklärungen zu den Exponaten – die meisten verfasst die Museumsleiterin selbst – gehen an ein Übersetzungsbüro, das englische und französische Versionen erstellt. Sollen doch auch Fremdsprachler verstehen, was im Museum gezeigt wird. Die Besucher sollen die Zusammenhänge in der Lahrer Geschichte erkennen, wünscht sich Bohnert. Trotzdem – oder gerade deswegen – fasse sie sich bei den erklärenden Texten bewusst kurz: "Wir wollen die Gäste nicht mit Informationen überfrachten. Der Museumsbesuch soll ihnen Spaß machen, sie sollen Lust haben, wiederzukommen."

Die Stadtarchivarin hat ihr Büro unter dem Dach der früheren Tonofenfabrik schon im März 2017 bezogen. Nebenan sind die Räume der Museumspädagoginnen Silke Höllmüller und Bérénice Jayme, die zum Team gehören. Im Gang, der zu ihren Büros führt, lehnt ein rund 100 Jahre altes Fahrrad an der Wand – der historische Drahtesel wird später im Museum gezeigt.

Zurzeit stehen die großen Ausstellungsräume in den Etagen unter den Büros aber noch weitgehend leer. Bisher sind nur drei große Objekte aufgebaut worden, eine historische Druckerpresse, die die Firma Kaufmann gestiftet hat, außerdem eine alte Setzgasse – ein Schubladenschrank mit Druckvorlagen – sowie ein mehr als 1000 Jahre alter und 700 Kilogramm schwerer Sarkophag, der bei Ausgrabungen bei der Burgheimer Kirche entdeckt worden war und zuletzt bei der Villa Jamm im Stadtpark zu sehen war.

Die Ausstellungsräume im künftigen Stadtmuseum sind soweit fertig, das helle Holzparkett ist verlegt, die Wände sind (weiß) verputzt. Die Exponate können also kommen. Und das werden sie auch bald: "Ende Januar fangen wir mit dem Einrichten an, das wird dann bis zum Tag der Eröffnung gehen", blickt Bohnert auf intensive Tage bis zum offiziellen Museumsstart am 24. Februar voraus.

Gezeigt werden mehr als 300 Exponate, darunter Funde aus der Römerzeit, die sich zurzeit noch im Depot des Landesmuseums in Rastatt befinden, aber bald wieder den Weg nach Lahr antreten werden – die Stücke stammen aus der Grabungsstätte im Mauerfeld. Die meisten anderen Exponate lagern gleich neben dem Museum, in einem Kellerraum unter dem früheren Kaufhaus Krauss. Es sind Gegenstände, die Lahrer Bürger nach einem Aufruf im April 2016 zur Verfügung gestellt haben. Dabei sind mehr als 350 Exponate zusammengekommen. Etwa 200 davon werden im Museum ausgestellt. Darunter eine Tabakdose der 1774 in Lahr gegründeten Schnupftabakfirma Lotzbeck & Cie oder alte Schachteln, die die Geschichte der "Schächtili"-Stadt dokumentieren. Auch Bohnerts persönliches Lieblings-Ausstellungsstück ist eine Bürgergabe – eine historische Rechenwalze. Solche Geräte wurden etwa in Banken zur Zinsberechnung oder Währungsumrechnung eingesetzt. "Toll, dass die Lahrer uns so unterstützen", freut sich die Leiterin.

Die Kostbarkeiten werden in Vitrinen gezeigt, die eine Spezialfirma in Ostdeutschland passend für jedes Exponat herstellt. Einige dieser Vitrinen sind bereits im Museum angekommen. Bohnert prüft, ob die Ausstellungsstücke darin wie gewünscht zur Geltung kommen – und auch, ob die dazugehörigen Texttafeln Platz haben. Darüber hinaus führt sie demnächst Vorstellungsgespräche mit Bewerbern, die in dem Museum als Aufsichtsperson tätig sein wollen. Insgesamt acht oder neun Leute sind für diese Aufgabe vorgesehen, von denen drei ständig vor Ort sein sollen – pro Etage ist eine Aufsichtskraft vorgesehen.

Info: Tonofenfabrik

Rund 100 Jahre war das Gebäude des heutigen Stadtmuseums die Produktionsstätte der Ofen- und Tonwarenfabrik C. H. Liermann. Zur Blütezeit des Unternehmens stellten dort rund 40 Mitarbeiter mehr als 3000 Kachelöfen pro Jahr her. Mit der Verbreitung von Zentralheizungen wurde 1957 die Produktion eingestellt. 2014 erwarb die Stadt das unter Denkmalschutz stehende Gebäude und baute es zum Museum um.