Verkehr: Untersuchung für Ortsdurchfahrten liegt vor / Lkw-Fahrverbot bleibt Ziel

Wann haben die Kuhbacher und Reichenbacher endlich mehr Ruhe vor dem Verkehrslärm? Die Stadt will als ersten Schritt Tempo 30 auf den Ortsdurchfahrten einführen. Ein Lkw-Nachtfahrverbot soll dann aber folgen.

Lahr. Die Stadtverwaltung beruft sich bei ihrem Tempo-30-Vorschlag auf eine Untersuchung des Freiburger Büros Fichtner, bei der es um lärmmindernde Maßnahmen auf der B 415 in Kuhbach und Reichenbach geht. "Die Ergebnisse der Untersuchung bestätigen, dass aufgrund der hohen Lärmbetroffenheit der Anwohner Minderungsmaßnahmen notwendig sind", schreibt die Stadtverwaltung: An nahezu allen Gebäuden würden die Grenzwerte für allgemeine Wohngebiete überschritten, darüber hinaus aber auch die Grenzwerte für Mischgebiete.

Vereinzelt gebe es Lärmpegel von mehr als 70 Dezibel am Tag und mehr als 60 Dezibel in der Nacht. "Dies stellt eine Gefährdung der Gesundheit dar", betont die Stadtverwaltung. 700 Anwohner in Kuhbach und 930 in Reichenbach seien davon betroffen.

Das Büro Fichtner hat ermittelt, dass Tempo 30 eine Lärmminderung um 1,2 Dezibel bringen würde, bei einem Lkw-Nachtfahrverbot wären es 2,8 Dezibel. Beide Maßnahmen zusammen würden den Verkehrslärm um 3,7 Prozent reduzieren. Nimmt man lärmarme Lastwagen von dem Nachtfahrverbot aus, gibt es bei Tempo 40 eine Minderung um 2,4, bei Tempo 30 um 3,4 Dezibel.

Die Stadt bleibt bei ihrem Ziel, mit einem Lkw-Nachtfahrverbot die beiden Stadtteile und die Geroldsecker Vorstadt zu entlasten. Bisher ist die Stadt damit freilich beim Regierungspräsidium Freiburg auf Granit gestoßen. Die Stadt drückt es so aus: Die "Verhältnismäßigkeit eines Durchfahrverbots" könne "nur unter Berücksichtigung weiterer Aspekte abschließend bewertet werden". Konkret heißt dies, dass geklärt werden muss, ob bei einem Nachtfahrverbot der Ausweichverkehr eine Zusatzbelastung für andere Gemeinden in der Region bringen würde. Dies müsse naher untersucht werden, da sonst das Regierungspräsidium ein Nachtfahrverbot erneut ablehnen würde. Dazu müsse das bestehende Verkehrsmodell der Stadt Lahr erweitert werden, so die Stadt.

Bleibt Tempo 30: Das Büro Fichtner hält die diese Maßnahme für "fachlich begründet, sinnvoll und direkt umsetzbar". Der Beschränkung auf Tempo 30 würden deutlich weniger Gründe entgegen stehen als einem Lkw-Nachtfahrverbot, da "insbesondere keine annähernd vergleichbaren Verlagerungseffekte entstehen". Die Einführung von Tempo 30 schließe ein Lkw-Nachtfahrverbot nicht aus, betont die Stadtverwaltung. Vielmehr müsse dieses Geschwindigkeitslimit aufgrund der nachgewiesenen Gesundheitsgefährdung vor der Entscheidung über ein Nachtfahrverbot angeordnet werden, "da sie im Vergleich das mildere Mittel darstellt".

Geht es nach der Stadt, soll Tempo 30 auf den beiden Ortsdurchfahrten nach Abschluss der Bauarbeiten in Reichenbach gelten – also ab Herbst.

Seit 2008 gilt auf der Ortsdurchfahrt Reichenbach und dem Großteil der Kuhbacher Ortsdurchfahrt Tempo 40. Schon vor rund zwei Jahren schlug das Regierungspräsidium Freiburg die Einführung von Tempo 30 vor, nachdem es ein Lkw-Nachtfahrverbot erneut abgelehnt hatte. Das stieß in Ortschaftsräten von Kuhbach und Reichenbach auf Ablehnung. Der Tenor: eine weitere Reduzierung sei "unnötig". Mit dem neuen Tempo-30-Vorschlag befasst sich der Ortschaftsrat Reichenbach am Mittwoch, 8. Juli, ab 19.30 Uhr im Rathaus.