Gummistiefel über Gummistiefel: Rund 150 Kinder in acht Gruppen werden derzeit in der Kita "Am Schießrain" betreut. Foto: Röckelein

Konzept soll Fachkräftemangel in Kitas entgegenwirken. Beginn im Januar.

Lahr - Um dem steigenden Fachkräftemangel in Kitas zu begegnen, hat die Stadt Lahr nun ein neues Konzept entworfen: Ab kommenden Jahr sollen auch Quereinsteiger den Erzieherberuf erlernen können. Die Personalkosten werden von der Stadt getragen.

"Am Ende der Kita-Zeit erwarten die Eltern ein schulfähiges Kind. Sie fragen nicht, ob wir genug Personal haben", bringt es Sabine Grothe, Leiterin der Kindertagesstätte "Am Schießrain", auf den Punkt. 25 pädagogische Fachkräfte betreuen dort 150 Kinder in acht Gruppen. Der allgemeine Fachkräftemangel ist seit Jahren auf Landes- und Bundesebene bekannt. In Baden-Württemberg verschärft sich die Situation zusätzlich durch die Vorverlegung des Einschulungsstichtags ab dem Kindergartenjahr 2020/21, so die Stadt. Für Lahr bedeutet dies mittelfristig einen Mehrbedarf von zirka 120 Kita-Plätzen sowie den dazugehörigen Fachpersonal.

Für die Stadt war es an der Zeit zu handeln. "Wir wollen uns mutig auf den Weg machen", erklärte Erster Bürgermeister Guido Schöneboom in einer Pressekonferenz. Auch Quereinsteiger sollen mit einem neuen Konzept nun die Möglichkeit bekommen über eine Weiterbildung in den Erzieherberuf einzusteigen. Geplant sind zunächst vier Stellen als sogenannte Zusatzkräfte unter anderem in der Einrichtung "Am Schießrain" sowie in Kuhbach.  

Die Situation in Lahr: Insgesamt gebe es derzeit 3500 Kita-Plätze in den städtischen Einrichtungen in Lahr, so Senja Töpfer, Leiterin des Amts für Soziales, Schulen und Sport. "Wir haben rund 150 pädagogische Fachkräfte, diese Stellen bekommen wir gerade so besetzt".  

Das Konzept: Auch Menschen, die keine ausgebildeten pädagogischen Fachkräfte sind, können mit dem Konzept nun eine Weiterbildung im pädagogischen Bereich absolvieren. Besonders interessant seien vor allem Menschen aus den Berufen Logopädie, Krankenpflege oder Physiotherapeut, die ihre berufliche Kompetenzen in die Kitas einbringen können. "Aber wenn ein Schreiner kommt, freuen wir uns natürlich auch", so Töpfer.  

Die Ausbildung: Voraussetzung für den Quereinstieg ist die parallele Teilnahme an einem Vorbereitungskurs zur Schulfremdenführung an der Merian-Schule-Freiburg. Dieser soll zweimal pro Woche besucht werden. Vor dem Start soll zudem eine zweiwöchige Kompaktschulung zu Themen wie Pädagogik und rechtliche Grundlagen stattfinden. Zum Schluss müssen die Teilnehmer eine Prüfung ablegen, an deren erfolgreiches Bestehen sich ein Anerkennungsjahr knüpft. Anschließend gelten sie als pädagogische Fachkräfte.  

Die Finanzierung: Die Stadt Lahr wird von Beginn an für eine der Berufsausbildung angemessene Bezahlung sorgen, so die Pressemitteilung weiter. Das Bruttogehalt der Zusatzkraft beträgt nach dem Tarifvertrag für den Öffentlichen Dienst knapp 2825 Euro.  

Weitere Infos: Die vier Stellen werden Anfang des Jahres ausgeschrieben und sollen ab September besetzt werden. Interessierte können sich für weitere Infos an das Amt für Soziales, Schulen und Sport unter Telefon 07821/9 10 50 00 wenden. Die Zusatzkräfte sollten laut Stadt Teamfähigkeit sowie Interesse an einer längerfristigen pädagogischen Arbeit mit Kindern haben.

Der Gemeinderat stimmt ab

Über das Quereinsteiger-Konzept soll in der Gemeinderatssitzung am 16. Dezember abgestimmt werden. Laut Schöneboom gibt es aber bereits jetzt "viel Rückenwind" für das Konzept. Ist das Projekt erfolgreich, könnte es auch auf die kirchlichen und freien Träger ausgeweitet werden.