Mit "Chaos auf Schloss Haverham" war eine wunderbar schräge Komödie im Parktheater zu sehen. Foto: Haberer Foto: Lahrer Zeitung

Theater: "Chaos auf Schloss Haverham" wird zum gelungenen Auftakt der Reihe "Lahr-Boulevard"

Die Reihe "Lahr-Boulevard ist mit "Chaos auf Schloss Haversham" in die neue Saison gestartet. Das Frankfurter "Theater am Zoo" hat mit einer wunderbar schrägen Komödie über einen Theaterabend gepunktet, bei dem wirklich alles in die Hose geht.

Lahr. Während das Publikum in das ausverkaufte Parktheater strömt, wird auf der Bühne noch munter an der Kulisse gezimmert, eine Besucherin muss als Handlanger einspringen, weil die Bühnenarbeiter keine Hand mehr frei haben. Währenddessen wird fieberhaft nach einem Hund gesucht, dem im Stück eine wichtige Rolle zufällt. Als die Vorstellung endlich beginnt, reiben sich die Zuschauer verwundert die Augen. Das von Professor Klaus Helmer geleitete "Theater am Zoo" gibt sich als Lahrer Laienspieltruppe aus, die mit einer englischen Kriminalkomödie im Stil von Agatha Christie endlich den ganz großen Wurf landen will. In Wahrheit stehen ausgemachte Dilettanten auf der großen Theaterbühne. Gezeigt wird eine einzige Zumutung, bei der wirklich alles schiefzulaufen scheint.

Mehr und mehr entpuppt sich "Chaos auf Schloss Haversham" als grandios aufbereitetes Spektakel voller Situationskomik. Als wunderbar schräge Persiflage, in der es um den Mord an einem höchst lebendig wirkenden Schlossherrn geht. Kaum einer der Einsätze sitzt. Martin Armknecht, Dirk Vaanders, Wolf von Lindenau, Arzu Ermen, Stefan Schneider, Ines Arndt, Steffen Wilhelm und Ivan Robert stolpern von einer Peinlichkeit in die nächste, während sich die Kulisse um sie herum mehr und mehr auflöst. In den Dialogen folgt die Frage auf die Antwort, die Inspizientin und Bühnentechniker müssen im Minutentakt eingreifen, weil nichts an seinem vorgesehenen Platz zu sein scheint.

Das Ensemble kämpft sich mit einer großartigen Leistung durch das Chaos. Weil die weibliche Hauptdarstellerin ohnmächtig wird, springt die Inspizientin ein, später muss ausgerechnet in einer Kussszene der Bühnentechniker ran, eine Standuhr als Platzhalter herhalten, weil sich die beiden Frauen auf offener Bühne einen leidenschaftlichen, verbissen geführten Kampf um die Rolle liefern. Der Hund reißt den Stützpfeiler zum Obergeschoss der Kulisse um, der Boden stürzt schließlich in sich zusammen. Am Ende steht das ganze Ensemble in einer Trümmerlandschaft.

Das Chaos auf der Bühne des Parktheaters scheint auch in den Umbau des oberen Foyers gefahren zu sein. Die Bauarbeiten sind nicht annähernd fertig, die Bodenfliesen wurden zurückgeschickt. Das Erscheinungsbild des Foyers wirkt deshalb auch alles andere als einladend. Es gibt nackten Estrich und offene Kabelschlitze in den Wänden, von der neuen Theke ist noch nichts zu sehen.