Alexander Heising leitet die Abteilung für provinzialrömische Archäologie der Uni Freiburg. Foto: Breuer

Alexander Heising stellt Forschungsergebnisse über die Siedlung im Mauerfeld vor

Migration hat in Lahr eine fast 2000-jährige Geschichte, man denke nur an die Römer, die einst im Mauerfeld gelebt haben. Darüber informierte Alexander Heising von der Abteilung für provinzialrömische Archäologie der Universität Freiburg.

Lahr. Wie hat sich die Bevölkerung im Vicus zusammengesetzt, wie sah der Alltag aus, welcher Gesellschaftsschicht haben die Menschen angehört, welche Rolle hatten die Frauen, wie wurden die Kinder erzogen und was stand auf dem Speiseplan? Die Fragen, die die Mitglieder des Freundeskreises Landesgartenschau, insbesondere die der Arbeitsgruppe Römer, an den Professor stellten, waren umfangreich und beleuchteten das Leben in der Zeit von 100 bis 200 nach Christus in Dinglingen von allen Seiten.

Für die Ehrenamtlichen, die auf der Landesgartenschau 2018 das Thema Römer darstellen möchten, war es bislang schwierig, sich den Alltag, das Berufsleben sowie das Leben der Bevölkerung überhaupt vorzustellen. Eines wurde den rund 40 Zuhörern, die dem Vortrag gebannt folgten, dann aber schnell klar: Die Römer, so wie man sie aus dem Fernsehen oder aus Comicbüchern kennt, haben in Lahr nicht gelebt.

Es war vielmehr eine Mischbevölkerung aus dem gallischen und helvetischen Kulturkreis, die in der damals typischen Familienform mit Eltern und drei bis fünf Kindern unter römischer Ägide ihrem Handwerk nachgegangen ist. In dieser Erkenntnis liegt für die Ehrenamtlichen ein wichtiger Baustein für die weiteren Planungen.

Kinder, so der Archäologe, seien nicht unterrichtet worden. Zumindest nicht in einer Schule. Auch Zeit zum Spielen habe es nicht viel gegeben. "Das Leben der Frauen und Kinder hier war nicht so schön", berichtete er aus der wissenschaftlichen Arbeit. Anhand von Funden sei nachzuweisen, dass alle Familienmitglieder bei der Arbeit mit anpacken mussten. So seien zwar die Fingerabdrücke, die auf einer Amphore gefunden wurden, nicht eindeutig einer Frau oder einem Kind zuzuordnen, doch Spuren in einem Ofen würden eindeutig auf Kinderhände hinweisen. "Die Kinder mussten in den Ofen kriechen und ihn von innen neu verputzen. Da gab es richtig Kinderarbeit", sagte Heising.

Erfreulich für alle Zuhörer: Heising nahm sich viel Zeit zur Beantwortung der Fragen und bot an, ihn jederzeit kontaktieren zu dürfen.

INFO

Peregrine

Die Menschen, die in der Zeit von 100 bis Mitte 200 nach Christus in Lahr gelebt haben, wurden, da sie keine Römer waren, Peregrine genannt. Der Begriff kommt aus dem Lateinischen und bezeichnet eigentlich den Wanderfalken. Im römischen Recht waren Peregrine Bürgerschaftsfremde, beziehungsweise Freie ohne römisches Bürgerrecht.