Mit Maske beim Einkaufsbummel: Ein Bild, das nicht nur in der Lahrer Marktstraße zur "neuen" Normalität gehört. Das Gesundheitsamt mahnt weiterhin zu Disziplin. Foto: Baublies

Pandemie: Drohen neue Einschränkungen? Die wichtigsten Zahlen und Fakten

Ortenau - Die Zahl der Corona-Infizierten stieg in den vergangenen Wochen auch in der Ortenau wieder an – und mit ihr die Angst vor neuen Einschränkungen. Die LZ hat bei den zuständigen Stellen nachgehakt und sagt, wie bedrohlich die Lage tatsächlich ist.

Wie groß ist das Risiko einer zweiten Welle? 

Spätestens, seit Anfang März die ersten Menschen im Ortenaukreis positiv auf Covid-19 getestet wurden, bestimmt die Pandemie das Leben in der Region. Nach dem Lockdown im Frühjahr, gefolgt von einem kurzen Aufatmen beschäftigt derzeit viele die Frage: Wie groß ist das Risiko einer zweiten Welle? Ein Gradmesser ist die Zahl der Neuinfektionen, die das Gesundheitsamt jeden Tag bekanntgibt und die LZ unter der Rubrik "Corona-Fälle" veröffentlicht. Doch reicht dieser Wert alleine nicht aus, um die aktuelle Gefahrenlage in Gänze zu erfassen. Ein Überblick.

Infektionszahlen: Die Zahl der täglichen Neuinfektionen im Ortenaukreis erreichte Anfang April ihren bisherigen Höchstwert (91). Anschließend ging sie kontinuierlich zurück: Von Ende Mai bis Anfang August meldete das Gesundheitsamt vielfach gar keine neuen Corona-Fälle. Dann jedoch kam es zu einem erneuten Anstieg mit bis zu 16 Neuinfektionen.

Die aktuelle Entwicklung: Von Donnerstag auf Freitag meldete das Gesundheitsamt neun positive Tests. Die Zahl der bislang insgesamt im Kreis Erkrankten liegt damit bei 1428.  

Sieben-Tage-Inzidenz: Verzeichnet ein Landkreis in den zurückliegenden sieben Tagen mehr als 50 Corona-Fälle pro 100 000 Einwohner, müssen Maßnahmen wieder verschärft werden. So lautet die Ansage der Bundesregierung. Der Ortenaukreis hat rund 430 000 Einwohner, sodass die entscheidende Höchstzahl bei 215 liegt. In den vergangenen sieben Tagen meldete das Gesundheitsamt 31 Neuinfektionen (Stand Donnerstag). Das entspricht einer Wochen-Inzidenz von 6,7.

Anzahl der Tests: Genaue Zahlen, wie viele Menschen im Ortenaukreis aktuell auf das Coronavirus getestet werden, haben weder das Gesundheitsamts noch die Kassenärztliche Vereinigung (KV) noch das Robert-Koch-Institut parat. Grund: Sie werden in den Laboren gesammelt und nicht kreisgrenzenscharf erfasst. Immerhin kann Gabriele Schindler vom Landratsamt eine Tendenz vermelden – und die ist eindeutig: "Im Vergleich zu den Monaten März/April hat sich die Zahl der Tests im August verdoppelt."

Das entspricht dem Bundestrend. Allein in der zentralen Ortenauer Teststation auf dem Offenburger Messegelände wurden laut KV zwischen dem 17. August und dem 8. September 3867 Abstriche genommen, zwischen 78 und 505 täglich. Mittlerweile werden nicht mehr nur Menschen mit Symptomen getestet, sondern etwa auch Reiserückkehrer und Berufstätige mit erhöhtem Infektionsrisiko wie Lehrer.

Intensivbetten: Mit großem Aufwand hat sich das Ortenau-Klinikum während der Corona-Hochphase im Frühjahr für schwere Covid-19-Fälle gerüstet. Mitte April lag die Zahl der Intensivbetten im Kreis bei 139, die der Beatmungsplätze bei 120.

Diese wurden laut Klinik-Sprecher Christian Eggersglüß "parallel zu den vom Bund und den Ländern beschlossenen Lockerungen der Corona-Maßnahmen" wieder schrittweise heruntergefahren. Momentan halten die Kreis-Krankenhäuser 75 Intensivplätze, darunter 47 Beatmungsplätze (inklusive zwei Kinderbeatmungsplätze) vor.

Hospitalisierungszahl: Diese Kennziffer sagt, wie viele Menschen in Zusammenhang mit Covid-19 in Krankenhäusern behandelt werden müssen. Der bisherige Höchstwert verzeichnete das Ortenau-Klinikum Anfang April: Rund 170 Patienten mit Corona(-Verdacht) wurden damals in den Kliniken gezählt.

Aktuell sind es laut Sprecher Eggersglüß 15, darunter sei jedoch keiner, der intensivmedizinisch betreut werden muss. Todesfälle: Die Zahl der Menschen im Kreis, die an oder mit Corona verstorben sind, beziffert das Gesundheitsamt mit 125. Der bis dato letzte Todesfall datiert von Anfang Juni.

Das sagen Amt und Klinikum

Gesundheitsamt:  "Der erneute Anstieg der Infektionszahlen ist bei uns im Amt spürbar", sagt Evelyn Bressau. Die Gründe dafür sieht die Chefin des Gesundheitsamts vor allem im Reisen und den Lockerungen bei Veranstaltungen. Noch sei ihre Behörde in der Lage, alle Kontakte nachzuverfolgen und die Infektionen einzudämmen.

"Sollte es aber zu einem weiteren Anstieg der Fallzahlen kommen, kann es zunehmend schwieriger werden." Bressau mahnt weiter zur Disziplin: "Wir alle müssen aktuell schmerzhafte Abstriche in unserem Privatleben machen." Doch nur so sei der Betrieb von Kitas, Schulen und Firmen aufrechtzuerhalten.

Ortenau-Klinikum: Beim Ortenauer Klinikverbund ist man überzeugt, "dass uns Covid-19 auch in den kommenden Monaten begleiten wird". Die Krankenhäuser hätten "eine neue Balance gefunden, die den Herausforderungen der Corona-Pandemie und zugleich der Versorgung von Nicht-Covid-Patienten gerecht wird", so Sprecher Christian Eggersglüß. Weitere Intensivkapazitäten könnten bei Bedarf aktiviert werden.