Gebannter Blick, leichte Anspannung, immer aufmerksam, was da vor ihm passiert: Neu-OB Markus Ibert im Gemeinderat. Foto: Braun

Premiere für neuen Verwaltungschef. Gremium stimmt für höhere OB-Vergütung.

Lahr - Sieben Wochen nach seiner Wahl zum neuen OB der Stadt hatte Markus Ibert am Montagabend seine erste Sitzung im Gemeinderat zu leiten. Die Lahrer Zeitung hat die Sitzung und den neuen Chef im Rat beobachtet.

Zu den Kernaufgaben eines OB gehört die Leitung der Gemeinderatssitzungen. Alt-OB-Müller war nach 22 Jahren darin ein alter Fuchs. Und wie macht sich jetzt der Neue? Der LZ-Check:

 Aufregung zum Start: Die Leitung solcher großen Gremien ist vertrackt. Da wird nicht selten urplötzlich heftig diskutiert, gezankt und gezofft, wenn ein heißes Thema drängt. Markus Ibert ist vor dem Start seiner Premiere entsprechend nervös. Minuten vor Beginn blättert er hektisch in Unterlagen, zupft an seiner Krawatte, nimmt noch rasch einen Schluck Wasser. Man spürt: Er hat Respekt vor der Sitzung der 32 Ratsmitglieder.  

Kalter Auftakt: Die Sitzung erwischt ihn eiskalt. Und das wortwörtlich. Im Saal ist es nur lauwarm, die Stühle sehr kalt. Da wurde die Heizung nach dem Wochenende erst spät wieder hochgefahren.  

Pünktlicher Beginn: Auf die Minute genau startet der neue OB. Er begrüßt die Räte, allerdings so leise, dass manche noch länger weiterplaudern und ihn gar nicht registrieren. Es dauert einige Momente, bis alle der Sitzung folgen. Eine Glocke hat Ibert nicht.  

Keine Premierenstimmung: Dass vorne jetzt ein neuer OB sitzt, wird vom Rat mit keinem Wort thematisiert. Die Politiker müssen sich auch nicht umstellen. Sie beginnen ihre Ansprachen traditionell mit "Sehr geehrter Herr Oberbürgermeister, liebe Kollegen". Da braucht man sich nach Müller nicht umstellen.  

Freundlichkeit in Person: Ibert gibt sich wie im Wahlkampf schon betont freundlich. Er bedankt sich immer wieder für die Wortbeiträge der Ratsmitglieder, seiner Verwaltungskollegen und sogar bei den Besuchern, die während der Sitzung aufstehen und den Saal verlassen: "Danke für Ihre Anwesenheit!", ruft er ihnen nach.  

Ganz bei der Sache: Aufmerksam verfolgt der neue OB die Sitzung, kaum eine Sekunde ist er nicht bei der Sache. An seiner Brezel, die wie gewohnt auf jedem Platz liegt, kaut er nur in Minibissen. Sie hält ihm bis Sitzungsende.  

Ibert lässt alle ausreden: Der Neue fällt keinem ins Wort, lässt alle Redner aussprechen, so lange und so langweilig sie vereinzelt wollen. Nur einmal hört man aus dem Ratsrund die Forderung "Abstimmen!", weil die Debatte ausufert. Die 20 Punkte der Montagssitzung werden insgesamt flott durchgeackert.

Antwort mit  Humor: An einer Stelle lässt Stadtrat Walter Caroli durchblicken, dass Ibert noch Lernbedarf habe. Das kontert dieser charmant. Ja, jeder müsse lebenslang lernen, sagt Ibert und lächelt.

 Keine Politik: Die erste Sitzung lässt Ibert noch ohne jede politische Äußerung laufen. Er hält sich sehr zurück und überlässt politische Statements etwa zum Altenberg seinen beiden Beigeordneten Guido Schöneboom und Tilman Petters. Diese unterstützen den OB nach Kräften. Schöneboom wirft sich gar vor ihn, als es um die Debatte zur Vergütung des neuen OB geht (siehe Info). Mit Routine, Erfahrung und Finesse wickelt der Erste Bürgermeister diesen sensiblen Punkt ab. Im Sinne Iberts.

Premiere gemeistert:  Nach zwei Stunden ist Ende des öffentlichen Teils. Diesen hat der Neue gut gemeistert. Allerdings war es eine harmlose 08/15-Sitzung, ohne große Sprengkraft. Echte Bewährungsproben in Sitzungskunst stehen Ibert erst noch bevor.

So viel verdient Ibert

Markus Ibert verdient in der Besoldungsgruppe B 7 monatlich brutto rund 10 400 Euro. Das entschied der Gemeinderat am Montag und stufte ihn damit so hoch ein wie den bisherigen OB Müller. Nach der Einwohnerzahl Lahrs wären die Gruppen B 6 oder B 7 in Betracht gekommen. B 6 liegt rund 500 Euro niedriger. Sollte Lahr über 50 000 Einwohner klettern, ist für Ibert später noch ein Sprung in Klasse B 8 möglich, das sind dann 10 936 Euro pro Monat.