Im Neuwerkhof stellt die Firma Skrebba seit fast 100 Jahren Büroartikel her. Die Digitalisierung machte dem Unternehmen zunehmend zu schaffen und war jetzt der Auslöser für das Insolvenzverfahren. Foto: Stangenberg

Traditionsunternehmen meldet Insolvenz an / 23 Mitarbeiter betroffen

Eine Lahrer Traditionsfirma kämpft ums Überleben: Das Skrebba-Werk hat Insolvenz angemeldet, 23 Mitarbeiter bangen um ihre Jobs. Insolvenzverwalter Ulrich Nehrig sieht jedoch gute Chancen, das alteingesessene Unternehmen zu retten.

Lahr. Nach einer mehr als 96-jährigen Firmengeschichte hat das Amtsgericht Offenburg am Mittwoch ein Insolvenzverfahren über das Vermögen des Skrebba-Werks in Lahr angeordnet und Rechtsanwalt Nehrig von der Freiburger Kanzlei Nehrig, Braun & Sozien zum Insolvenzverwalter bestellt. Das hat der Insolvenzverwalter gestern mitgeteilt. Das Unternehmen im Neuwerkhof produziert und vertreibt Büroartikel wie Hefter, Heftklammern, Locher und Schneidemaschinen.

Die Digitalisierung machte dem Unternehmen jedoch zunehmend zu schaffen und war jetzt der Auslöser für das Insolvenzverfahren: Das Skrebba-Werk agiere mit seinen Produkten zur Büroorganisation mittlerweile in einem Geschäftsumfeld, das in den vergangenen Jahren einem massiven strukturellen Wandel unterlag. "Infolge der Veränderung von einer analogen hin zu einer digitalen Arbeitswelt verringerte sich auch der Bedarf an klassischen Büroprodukten. Durch den Wandel zu einem papierlosen Büros wurden Produkte wie Locher, Hefter oder Schneidemaschinen überflüssig", so der Insolvenzverwalter. Aufgrund des zunehmenden digitalen Wandels des Geschäftsfelds habe sich die wirtschaftliche Situation für das Skrebba-Werk verschlechtert. In der Vergangenheit habe die Geschäftsleitung bereits diverse Restrukturierungsmaßnahmen eingeleitet. "Allerdings stiegen durch die hohe Geschwindigkeit der Digitalisierung die Hürden für eine analoge Büroorganisation zunehmend, weshalb das Unternehmen nun keine positive Fortbestehensprognose mehr vorweisen kann", so der Insolvenzverwalter. Daher habe sich die Geschäftsführung entschlossen, frühzeitig beim Amtsgericht Offenburg einen Insolvenzantrag zu stellen.

Das Unternehmen verfüge derzeit über genügend liquide Mittel, um den Geschäftsbetrieb aufrechtzuerhalten, so Nehrig weiter. Die Löhne und Gehälter der Mitarbeiter seien bislang vollständig ausbezahlt worden. Die Lohn- und Gehaltszahlungen der Arbeitnehmer werden vonseiten der Agentur für Arbeit für den Insolvenzgeldzeitraum sichergestellt. Die Arbeitnehmer seien über den Verfahrensstand informiert. Im Lauf der nächsten Woche soll eine weitere Betriebsversammlung stattfinden.

Obwohl erst seit wenigen Tagen Insolvenzverwalter, sieht Nehrig gute Chancen, die Firma Skrebba zu retten. Die alteingesessene Firma stelle in Lahr sehr gute Produkte her, habe allerdings mit dem üblichen Problem der Digitalisierung zu kämpfen, sagte der Rechtsanwalt im Gespräch mit unserer Zeitung. Um auf dem Markt erfolgreich zu sein, bedürfe es eines Geschäftsmodells, das mit dem "Büro 4.0" – also dem Konzept eines "digitalen Büros" – Schritt halten könne. Jetzt gehe es darum, den Betrieb zu sanieren – "ob mithilfe eines Investors oder anderweitig", so Nehrig.

INFO

Einst führend

Das Unternehmen wurde von Otto Skrebba als "Büroapparatebau Skrebba Werk GmbH" gegründet. Als weltweit einmalig gilt der schon 1921 entwickelte Verstärklochter. Bekannt wurde auch der "Skrebba-Hefter", ein Bürohefter, für die Karl Kammer später die verleimten Klammerstäbe erfand. Als Weltneuheit kam 2000 ein mit Solarenergie betriebener Hefter auf den Markt. Im Laufe der Firmengeschichte entwickelte sich Skrebba zu einem der führenden Hersteller von Büroprodukten. Die Produkte des Unternehmens, die bis heute ausschließlich in Lahr hergestellt werden, wurden in mehr als 105 Länder exportiert.