Elise Voerkel beschäftigt sich mit der Geschichte Lahrs. Foto: privat

Beruf: Elise Voerkel spricht über ihre Arbeit als Stadthistorikerin / "Jede Zeit stellt andere Fragen"

Lahr - Sie ist Detektivin der Vergangenheit und Vermittlerin in der Gegenwart – Elise Voerkel arbeitet in Lahr als Stadthistorikerin. Wie sieht ihr Alltag aus? Und für was sind ihr Erkenntnisse überhaupt zu gebrauchen? Ein Blick hinter die Kulissen.

Vergilbte Pergamentrollen, staubige Bücher und modrig riechende Archive – so stellt man sich den Alltag von Stadthistorikern vor. Dass es in diesem Beruf aber weitaus spannender und vor allem weniger staubig zugeht, beweist der Blick in den Arbeitsalltag der Lahrer Stadthistorikerin Elise Voerkel. Seit Oktober 2019 bekleidet sie eine 50-Prozent- Stelle bei der Stadt Lahr. Darüber informiert die Verwaltung in einer Mitteilung.

Nicht alle Städte verfügen über eine eigene Historikerstelle. Dabei berge die Analyse von Zeitzeugenberichten und die Einordnung historischer Ereignisse eine große Chance, um aus vergangenen Epochen zu lernen und mit neuen Herausforderungen umzugehen.

Arbeitsgrundlage für Historiker sind Quellen. Dies können Gegenstände, Bilder oder Texte sein. Sie werden interpretiert und eingeordnet. Die Arbeit von Historikern geht weit über den Arbeitsalltag hinaus, um das große Pensum an Literatur zu erarbeiten.

Ihre Aufgabe ist es auch, Stadtführungen zu erarbeiten

Der Austausch mit anderen Historikern ist zentral, um geschichtliche Inhalte aus unterschiedlichen Perspektiven neu interpretieren und hinterfragen zu können. Das Ergebnis von Recherche, Lektüre und Diskussion ist letztlich meist wieder ein Text, beispielsweise für eine Ausstellungstafel, ein Skript für eine Stadtführung, Grundlage für Reden oder klassische Aufsätze in der Fachliteratur.

Die Aufgaben in Lahr sind vielfältig: "Schon jetzt laufen die Vorbereitungen für die Sonderausstellungen im Stadtmuseum im kommenden Jahr", informiert die Historikerin. Wir erarbeiten beispielsweise gerade eine Ausstellung zum 175-jährigen Bestehen der Freiwilligen Feuerwehr.

Ausstellungen sind eine Möglichkeit, die wissenschaftliche Forschung auf konkrete Geschichten und Objekte herunter zu brechen und anschaulich zu machen. Der Schutzhelm eines Feuerwehrmanns oder ein Löscheimer aus Leder können dann Zeugen für den Alltag in früheren Zeiten oder zu Etappen in der Technikgeschichte werden.

Auch außerhalb des Museums betreut Voerkel zahlreiche Projekte in Lahr: Da ist zum einen die Erinnerung an Lahrer Verfolgte und Opfer der Diktatur des Nationalsozialismus, die durch Gedenkveranstaltungen oder auch mit der Verlegung von Stolpersteinen lebendig gehalten wird.

Gerade hier ist der Beitrag engagierter Bürgerinnen und Bürger der Stadt wertvoll und wichtig. Die Stadthistorikerin unterstützt mit ihrer Arbeit auch Jubiläen von Lahrer Stadtteilen, wie die Veranstaltungen zum 50. Jahrestag der Umsiedlung Langenwinkels, oder die Fortbildungen der Gästeführer.

Dabei liegt die inhaltliche Konzeption von Themenfüh- rungen bei ihr. Im vergangenen Jahr hat die Historikerin beispielsweise den Stadtrundgang "Frauen in Lahr" neu ausgearbeitet. Die Vorbereitung von Publikationen und die Beantwortung von Fragen zur Lahrer Geschichte und historischen Gebäuden zählen ebenso zu ihrem Tätigkeitsfeld. In Zeiten der Pandemie ist die Stadthistorikerin zunehmend mit Fragen der Ahnenforschung gefragt.

"Jede Zeit stellt andere Fragen an die Vergangenheit und bringt eigene historische Wahrnehmungen hervor, die es durch Historiker einzuordnen und zu bewerten gilt", erklärt Elise Voerkel abschließend.

Zur Person

Elise Voerkel stammt aus Leipzig, wo sie das Masterstudium in Kulturwissenschaften absolvierte. Neben verschiedenen Kultursparten hat sie sich mit Migrationsgeschichte, Städtepartnerschaften und der Museumsarbeit beschäftigt. Ehrenamtlich erarbeitete Voerkel in Basel inhaltliche Konzepte für Stadtführungen.