Für viele der Teilnehmer bedeutet das Projekt eine willkommene Abwechslung vom Alltag in der Containeranlage.Foto: Jörger Foto: Lahrer Zeitung

Kochprojekt mit Flüchtlingen an der Hauswirtschaftlichen Schule

Der Duft nach Hackfleischbällchen weht aus der geöffneten Tür zur Lehrküche der Hauswirtschaftlichen Schule im Mauerfeld. Während das restliche Gebäude an diesem Abend längst verwaist ist, herrscht in der Küche im Erdgeschoss reger Betrieb. Zum dritten Mal läuft dort das Projekt "Kochen mit Flüchtlingen", das die Lehrerinnen Birgit Trusch, Hilde Zipf und Angelika Schaub-Roll ins Leben gerufen haben.

Positive Resonanz

"Wir wollten uns einfach sozial engagieren", erklärt Trusch. Rosalinde Hunn-Zimny, die Leiterin der Beruflichen Schule im Mauerfeld, habe dafür die Schulküche zur Verfügung gestellt. Das Kochprojekt bieten die Lehrerinnen aber in ihrer Freizeit an, wie sie betonen. Neben Kollegen nehmen Schüler und Mitglieder der Helferkreise teil. "Alle sind begeistert", sagt Trusch.

Neben ihr an einer der Kochinseln stehen Sharvan und Mataz. Gemeinsam halten sie einen großen Topf fest, aus dem sie vorsichtig Reis in eine große Schüssel schütten. "Ich koche sehr gerne", sagt der 37-jährige Mataz, der aus Aleppo in Syrien stammt. Vor gut sechs Monaten kam er allein nach Deutschland. Nun lebt er wie die anderen Flüchtlinge, für die das Kochprojekt gedacht ist, in der Containerunterkunft in der Tramplerstraße. Im September beginnt er einen Integrationskurs.

"Oft kocht Mataz für die ganze Containersiedlung", verrät Monika Brede vom Sozialdienst des Landratsamts Ortenaukreis. Sie war bei jedem der drei Termine dabei, nahm die Flüchtlinge aus der Unterkunft mit in die Schule. "Projekte wie dieses bieten Ablenkung, das ist super", erklärt sie. "Wir sind froh um alles, was angeboten wird."

Gelernter Koch dabei

Hinter ihr klappt Osman die Tür zum Backofen auf. Der 50-Jährige stammt wie Mataz aus Aleppo. Vorsichtig zieht er ein Blech mit Hackfleischbällchen heraus und stellt es auf der Anrichte ab. Osman ist gelernter Koch, hat schon in Syrien und dem Irak in Restaurants gearbeitet. Nun würde er gerne in Deutschland in weiter in dem Beruf arbeiten. "Am liebsten bereite ich die Hauptgerichte zu", sagt er, Amer aus Damaskus übersetzt. Der für ihn auffälligste Unterschied zwischen der deutschen und der arabischen Küche? "Wir benutzen mehr Gewürze und essen gerne scharf", so Osman.

Voneinander lernen

Für die Lehrerinnen Angelika Schaub-Roll und Birgit Trusch ist genau das das Spannende: "Man lernt viel voneinander." Mit der Verständigung klappe es gut. "Viele übersetzen untereinander. Mit manchen sprechen wir Englisch, und andere können schon Deutsch", sagt Schaub-Roll. "Wir achten außerdem darauf, dass in jeder Kochgruppe mindestens ein Flüchtling ist, der Deutsch kann."

Was zubereitet wird, überlegen die Lehrerinnen vorher und kaufen ein. Auf einer großen Tafel sind die Gerichte zu lesen, die an diesem Tag gekocht werden: Rinderhackbällchen mit Reis und Tomatensoße, Hirtensalat, "Himbeeren im Schnee" und Schoko-Käse-Kuchen. Einer der Teilnehmer hat auf Arabisch die jeweilige Übersetzung dahinter geschrieben. Nicht auf der Tafel zu lesen ist die Vorspeise: Auberginen-Dips mit Koriander und Brot.

Festliche Tafel

"Bist du fertig, Osman?", ruft Trusch durch den Raum. Osman nickt. "Dann können wir ja essen." Dazu geht es ins Foyer der Schule. Dort ist bereits eine lange Tafel gedeckt: weiße Tischdecken, Servietten, Blumen und Karaffen mit Wasser und Zitronenspalten sorgen für festliches Ambiente. Für Fauzi ist es ein besonderer Abend: Der Tunesier hat Geburtstag. Gemeinsam singen alle ein Ständchen – zuerst auf Deutsch, dann auf Englisch und schließlich noch auf Arabisch. Dann wird gegessen. Die Stimmung ist ausgelassen.

"Das macht einfach Spaß", sagt die Schülerin Gzime. "Man kann einfach kochen, Spaß haben und Kontakte knüpfen", sagt sie. Noemie, ebenfalls Schülerin, ergänzt: "Das ist fast wie mit Familie oder Freunden. Wir haben uns von Anfang an alle gut verstanden."

Fauzi stellt gerade eine Tasse mit Tee vor Angelika Schaub-Roll. "Das ist tunesischer Schwarztee mit Minze und Zucker", erklärt der 38-Jährige stolz und läuft mit einem Tablett mit weiteren gefüllten Tassen in der Hand weiter um den Tisch. "Vielen Dank, Fauzi", sagt die Lehrerin und prostet ihm mit ihrer Tasse von Weitem zu. Der 38-Jährige hebt seine Tasse und lächelt.

Der Abend ist vorerst das letzte Zusammentreffen der Projektteilnehmer. "Ob und wie es nach den Sommerferien weitergeht, hängt vom Stundenplan ab", betont Trusch. Fest steht aber: Alle Beteiligten würden gerne weitermachen.

Lena Marie Jörger