Violand Kerrelaj Foto: Wölfle Foto: Lahrer Zeitung

Verbandsliga: Hat Vorfall aus dem Spiel gegen Lörrach ein Nachspiel? / Schiedsrichter berichtet von gegenseitigen Beleidigungen

Was genau bei der Verbandsliga-Partie des SC Lahr gegen den FV Lörrach-Brombach (3:2) zwischen Gästespieler Buba Ceesay und Lahrs Violand Kerrelaj gesagt worden war, wissen anscheinend nur die beiden Akteure selbst. War es eine rassistische Beleidigung, die Kerrelaj dem dunkelhäutigen Ceesay wenige Minuten vor dem Halbzeitpfiff an den Kopf schmetterte, wie der Lörracher Stürmer es schilderte? Unbestritten ist: Kerrelaj hat sich gegenüber Ceesay im Ton vergriffen. Das gestehen die Verantworltichen des Sportclubs auch gegenüber unserer Zeitung ein: "Es sind heftige Schimpfworte gefallen, die auf einem Sportplatz nichts verloren haben", sagt Lahrs 1. Vorsitzender Frank Müller.

Allerdings seien diese Worte auf beiden Seiten gefallen, betont Müller. "Sie haben sich gegenseitig beleidigt, weshalb der Schiedsrichter auch vor und noch einmal während der Halbzeit die Spielführer beider Teams zu sich geholt hat, um ihnen mitzuteilen, dass solche Äußerungen einfach nicht gehen." Müller betont, dass Rassismus beim SC Lahr nichts zu suchen habe, immerhin habe der Sportclub selbst zahlreiche Spieler mit Migrationshintergrund in den eigenen Reihen: "Auch Violand hat ja einen Migrationshintergrund", sagt Müller über den Mittelfeldspieler, der gegen Lörrach in der 49. Minute von seinem Coach Oliver Dewes ausgewechselt worden war. Eine gezielte Maßnahme, um einen möglichen Spielabbruch vonseiten der Gäste zu verhindern, wie es zum Teil hieß, sei das allerdings nicht gewesen, unterstreicht Dewes: "Um Violand vor einer Gelb-Rote Karte zu bewahren, habe ich ihn vom Feld genommen."

Eigentlich hätte Kerrelaj bereits in der Pause ausgewechselt werden sollen, doch da Dewes durch die Dispute erst mit achtminütiger Verspätung in die Kabine gekommen sei, hätte der für Kerrelaj eingewechselte Dennis Häußermann bei einem sofortigen Wechsel nicht genügend Zeit gehabt, sich Aufzuwärmen. "Dass mich Gästetrainer Enzo Minardi dezent dazu auffordern musste, wie es zu lesen war, ist einfach nicht wahr."

Ein Unschuldslamm ist Kerrelaj deshab noch lange nicht, gibt auch Lahrs Trainer zu: "Es gab eine Aussage von Violand, die nicht in Ordnung ist. Ich habe ihm auch gesagt, dass es Dinge gibt, die sich einfach nicht gehören und die ich ablehne. Allerdings wenn nur er der böse Bube gewesen wäre, hätte es vom Schiedsrichter sicherlich auch eine Strafe gegeben, die ausgeblieben ist." Im Kreise der Mannschaft sei der Vorfall aufgearbeitet worden und – laut Dewes – damit auch abgehakt. "Wir haben viele Nationalitäten bei uns in der Mannschaft, da wird ein Miteinander gelebt. Deshalb ist das Thema für uns durch."

Durch ist das Thema wohl ebenso für den Gegner vom Hochrhein. "Wir wollen es nicht zu hoch hängen", erklärt der FV Lörrach-Brombach-Vizepräsident Bernd Schleith auf Nachfrage. Was man sich allerdings noch wünsche, erzählt Schleith, wäre eine Entschuldigung von Kerrelaj. Man selbst wolle den Vorfall nicht mehr weiterverfolgen, sondern die weitere Entscheidung dem Verband und seinen Rechtsorganen überlassen.

Beim Südbadischen Fußballverband, genauer gesagt beim Vorsitzenden des Verbandssportsgerichts, Jens Weimer, liegt derweil eine Meldung des Schiedsrichters vor. In dieser ist – wie von Müller geschildert – von beidseitigen Beleidigungen die Rede. Namen der mutmaßlich Beteiligten werden im Bericht allerdings nicht genannt. "Der Schiedsrichter kann keinen Beschuldigten identifizieren", erklärt Weimer.

Dementsprechend schwer fällt es ihm daher nun mit der Sache weiter zu verfahren. "Nun werden die Vereine angeschrieben und zu einer Stellungnahme aufgefordert", erläutert der Jurist das weitere Prozedere. Die Schreiben sollen laut Weimer noch am gestrigen Donnerstag an die beiden Vereine rausgehen, die Frist zur Meldung liegt bei solchen Verfahren bei drei bis vier Tagen. Je nachdem, was die Stellungnahmen dann letztendlich beinhalten, werde gegebenenfalls ein Verfahren eröffnet. Bisher könne man dieses mangels konkreten Aussagen des Unparteiischen noch nicht eröffnen.

Das Straßmaß bei einem möglichen Verfahren wegen Beleidigung würde dann übrigens bei einer Spielsperre zwischen zwei Wochen und einem Jahr liegen, sagt Weimer. Und würden sich die Vorwürfe der rassistischen Beleidung bewahrheiten, wäre die Sperre laut Weimer sicherlich nicht im unteren Bereich des Möglichen angesiedelt. Genaue Zahlen kann er nicht nennen, viele Faktoren spielen dabei eine Rolle. Beispielweise ob sich der Beschuldigte entschuldigt hat oder ob er in der Vergangenheit schonmal auffällig wurde.

Der Vorfall in Lahr ist indes kein Einzelfall im Südbadischen Fußballverband. Erst vor gut einem Monat (8. September) hatte ein Zuschauer während der Partie des FC Weizen gegen des SC Lauchringen in Kreisliga A Ost Hochrhein den Lauchringer Spieler Mamadou Kebba aus Ghana rassistisch beleidigt. Die Spruchkammer des Bezirks Hochrhein hat daraufhin den Zuschauer, der sich telefonisch beim Spieler entschuldigt hatte, zu einer Geldstrafe von 500 Euro verurteilt. Ein weiterer Fall von Beleidigungen rassisitischer Coleur ist Weimer auf südbadischer Verbandsebende (Landes- und Verbandsliga) jedoch nicht bekannt.