Martin Stehr übergibt Ute Nickels aus Lahr das Duftherz Foto: Breuer

Stadt und Arbeitsgemeinschaft werben bei Autofahrern um mehr Rücksichtnahme auf Radler.

Lahr - Wenn Rad- und Autofahrer in Unfälle verwickelt sind, ist häufig die Unaufmerksamkeit der Autofahrer der Grund dafür. Um dafür zu sensibilisieren, gab es am Mittwoch auf dem Parkplatz des Arena-Einkaufsmarkts die Aktion "Tu’s aus Liebe".

Viele Einkäufer, die Mittwochmorgen in der Arena einkaufen gingen, betrachteten die in gelbe Schutzwesten gekleideten Männer argwöhnisch und fast schon abweisend. Vor allem, als sie angesprochen wurden. "Ich habe gerade gar keine Zeit", war eine häufige Antwort auf eine noch nicht gestellte Frage.

Die Männer, die auf ihren gelben Warnwesten auch noch ein pinkfarbenes Herz mit dem Spruch "Tu’s aus Liebe" trugen, waren Bürgermeister Guido Schöneboom, Martin Stehr vom Stadtplanungsamt sowie Helmut Schönberger der IG Rad. In ihren Stofftaschen hatten sie insgesamt 300 pinkfarbene Duftherzen, die sie an die Autofahrer verteilten. Die anfangs abweisenden Blicke änderten sich schlagartig in überraschte Freundlichkeit, als die Angesprochenen feststellten, dass ihnen nichts verkauft werden sollte, sie im Gegenteil noch ein Geschenk bekamen. Wann bekommt man schon mal etwas geschenkt, ohne eine Gegenleistung bringen zu müssen?

Eine Gegenleistung wurde tatsächlich nicht erwartet. Mit der Aktion wollten die Stadtverwaltung und die Arbeitsgemeinschaft Fahrradfreundliche Kommune, der die Stadt Lahr angehört, auf den Schulterblick aufmerksam machen, den viele Autofahrer vermissen lassen. "Das Herz soll Sie daran erinnern, einmal kurz über die Schulter zu schauen, bevor sie abbiegen", sagten die Verteiler unermüdlich.

Eine gute Aktion, fanden Patricia Rehm und Sabine Schumacher-Bahr. "Manchmal vergesse ich den Blick über die Schulter", gab Rehm zu. Schumacher-Bahr hingegen versicherte, immer über die Schulter zu schauen. "Wenn man Kinder hat, ist man im Straßenverkehr automatisch aufmerksamer. Kinder schauen nicht so genau hin. Da muss der Autofahrer mitdenken." Autofahrer, lenkte sie ein, würden aber auch nicht immer hinschauen.

Das mit dem Slogan "Tu’s aus Liebe" bedruckte pinkfarbene Herz ist eigentlich geruchsneutral. Die Idee ist, dass Liebende es mit ihrem Parfum besprühen und es ihrem oder der Liebsten schenken. Am Rückspiegel hängend wird der Autofahrer dann nicht nur durch den Duft an den Partner, sondern auch liebevoll an den Schulterblick erinnert.

Um auch Radfahrer davor zu warnen, rechts am Fahrzeug vorbeizufahren und so in den toten Winkel zu geraten, wird derzeit als Ergänzung zum Duftherz ein Aufkleber entwickelt, den sich die Fahrer von Lastern, Bussen und Autos ans Heck kleben können.

Die drei Männer waren am Ende zufrieden mit ihrer Aktion. "Gerade zu Valentin ist das doch eine sehr schöne Aktion", sagte Schöneboom. Es sei eine gute Gelegenheit, mit den Menschen ins Gespräch zu kommen und ihnen ein Lächeln ins Gesicht zu zaubern. "Ich bin selbst Radfahrer", so Bürgermeister Schöneboom. "Ich weiß, wie das ist. Aber ich schaue immer in das Auto rein, um zu sehen, ob der Autofahrer mich registriert hat."

Info: Zwölf Kilometer Schutzstreifen

Die Stadt Lahr verfügt über ein Gesamtstraßennetz von ungefähr 190 Kilometern Länge. Für Radfahrer stehen insgesamt 30 Kilometer zur Verfügung, wovon rund zwölf Kilometer Radfahrstreifen, beziehungsweise Schutzstreifen sind. An fünf von insgesamt sieben signalisierten Knotenpunkten in der Kernstadt sind Radfahrschleusen oder auch Aufstellflächen markiert.