Gemeinsam mit Erwachsenen sollten Kinder das richtige Verhalten im Straßenverkehr üben, sodass sie ein Gefühl für Gefahrensituationen bekommen Foto: Polizei

Wenn zu viel gefahren wird, fehlen wichtige Erfahrungen / Schulweg gemeinsam gehen ist ein guter Anfang

Der Straßenverkehr birgt viele Gefahren – besonders für Kinder, die noch nicht gelernt haben, brisante Situationen  richtig einzuschätzen. Doch wie lässt sich richtiges Verhalten im Straßenverkehr am besten und vor allem sicher trainieren?

Ortenau. »Der Straßenverkehr ist sicherlich nicht kindgerecht und vor allem kein Schonraum«, sagt Hans Peter Huber vom Referat Prävention des Polizeipräsidiums Offenburg. Dort befasst er sich unter anderem mit dem Thema
Verkehrssicherheit. Vielmehr sei der Straßenverkehr ein komplexes System, das ohne Regeln nicht funktioniere. Oft ist die Sorge um das Wohl der Kinder so groß, dass Eltern ihren Nachwuchs lieber selbst mit dem Auto in den  Kindergarten, zur Schule oder zu Freizeitaktivitäten fahren. Dies bringt aber auch Probleme mit sich. »Die von den Eltern verursachten Verkehrssituationen vor solchen Einrichtungen sind beim Bringen oder Abholen der Kinder oft haarsträubend«, berichtet Huber. Mangelhaft sei häufig auch die Sicherung der Kinder im Fahrzeug. »Hier wäre ein wenig mehr Obhut angebracht «, findet der Experte. Hinzu komme, dass diese Kinder richtiges Verhalten im  Straßenverkehr nicht ausreichend üben. »Überbehüteten Kindern fehlen Erfahrungen, die sie brauchen, um ihre Wege zum Beispiel zur Schule zu bewältigen. Man nimmt ihnen die Chance, Erlerntes umzusetzen und  Problemlösungsstrategien zu entwickeln«, erklärt Huber. Diese Selbstständigkeit sei zum Beispiel bei schlechten  Witterungsverhältnissen, Dunkelheit oder auch bei zugeparkten Gehwegen besonders wichtig. In der Statistik des  Polizeipräsidiums Offenburg wurden im Jahr 2016 innerhalb des Ortenaukreises 166 Verkehrsunfälle registriert, an denen Kinder bis 13 Jahre beteiligt waren. Zwar kam keines der Kinder bei einem der Unfälle im Landkreis zu Tode, 22 wurden jedoch schwer verletzt und 90 erlitten leichte Blessuren. »Nachdenklich stimmt die Zahl, dass 54 der  verletzten Kinder Beifahrer in einem Auto waren«, findet Huber. Kinder können Wege im Straßenverkehr nur mit Training sicher bewältigen Dass ein Kind in der Lage ist, seine Wege im Straßenverkehr sicher zu bewältigen, ist nur mit einem längerfristigen und aktiven Training möglich. »Verkehrsgerechtes Verhalten fällt nicht vom Himmel«, betont Huber. Doch wie können Eltern zum richtigen Verhalten Ihrer Kinder im Straßenverkehr beitragen? Wie viel Eigenverantwortung können sie dem Kind zuzutrauen? »Je nach Alter bringen Kinder unterschiedliche geistige und körperliche Voraussetzungen mit«, erklärt Huber. in Dreijähriger könne mit einiger Übung gerade mal ein herannahendes von einem stehenden Auto unterscheiden. Geschwindigkeiten können Kindergartenkinder in der  Regel überhaupt nicht einschätzen und auch ihr Sichtfeld ist eingeschränkt. Eine weitere Gefahr besteht darin, dass Kinder für alle Arten von  Sinnesreizen sehr empfänglich sind und sich deshalb leicht ablenken lassen. Das  herannahende Auto rückt plötzlich in den Hintergrund und wird nicht als Bedrohung wahrgenommen. Huber hat für Eltern einige Tipps parat. »Eine gute Sache ist es, wenn Eltern den Schulweg anfangs mit den Kindern gemeinsam  gehen und dabei gefährliche Stellen besprechen «, so der Experte. Beim praktischen Training sollten die Eltern den Kindern helfen, eine positive Einstellung zu dem komplexen Thema Verkehrssicherheit zu gewinnen. Auf keinen Fall sollten sie die Angst vor einer unangenehmen Situation schüren. »Angst lähmt die Kleinen«, erklärt Huber.   »Verhaltensratschläge müssen das Kind positiv bestärken. Übung, Routine und Lob steigert auch das   Selbstbewusstsein der Kinder. Und das brauchen sie, um sicher ans Ziel zu kommen.« Später sei es hilfreich, wenn
die Kinder nicht alleine, sondern in Gruppen unterwegs sind. So werden sie zum Beispiel ,von Autofahrern besser
wahrgenommen. Darüber hinausschafft die Gemeinschaft in der Gruppe Sicherheit bei der Bewältigung kleinerer
Probleme, wie ein Sturz einesKindes auf dem Schulweg. Nicht unterschätzen sollten Erwachsene ihre Vorbildfunktion.
Die einfachen Regeln des Straßenverkehrs sind schon für Kindergartenkinder nachvollziehbar. »Das eigentliche Problem für Kinder sind die Erwachsenen, die die Regeln den eigenen Bedürfnissen anpassen«, sagt Huber. Wenn Erwachsene bei Rotlicht die Straße überqueren, weil sie es eilig haben, oder sich nicht angurten, lernen die Kinder durch ihre Beobachtungen, dass sie sich nicht unbedingt an die Regeln halten müssen. So übernehmen sie das Verhalten der Erwachsenen  und bringen sich damit selbst in Gefahr. Es bleibt immer ein kleines Dilemma: »Einerseits wollen und müssen Kinder selbststän ig ihren Weg gehen, andererseits sind sie weit weg von einem verlässlichen Gefahrenbewusstsein«, sagt Huber. Ihnen Training und Übung vorzuenthalten
sei für dieses Problem jedoch nicht die richtige Lösung

INFO

Broschüre

Die Broschüre »Weil Kinder keine Bremse haben« kann für Eltern eine hervorragende Unterstützung bei der  Verkehrserziehung der Kinder sein. Neben etlichen Tipps zum Training mit den Kindern zeigt die Broschüre auch  anschaulich auf, in welchen Entwicklungsstufen sich Kinder in welchem Alter befinden. Die Broschüre kann im Internet unter www.gib-acht-im-verkehr. de kostenlos heruntergeladen werden.