Lahr - Seit drei Wochen gelten in ganz Lahr neue Parkvorschriften. In vielen Straßen wurden neue Markierungen aufgebracht, Gehweg-Parken ist nun verboten. Dadurch sind viele Stellflächen weggefallen. Das führt zu Problemen.

Bei der Stadtverwaltung sind seit Jahresbeginn zahlreiche Beschwerden und Anfragen von Bewohnern wegen der Parksituation eingegangen. Diese würden hauptsächlich das Gebiet Ernet betreffen, da dort "der Parkdruck sehr hoch ist und nicht alle Wünsche zu Parkplatzmarkierungen berücksichtigt werden konnten", teilt die Stadt auf Nachfrage unserer Zeitung mit.

Das Rad- und Fußwegekonzept sowie mehrere Fußverkehrschecks hätten die Stadt dazu veranlasst, "die Situation für Fußgänger dringend zu verbessern". Für Straßen mit besonderem Parkdruck wurden sogenannte Sonderkonzepte erarbeitet. Diese sollen einen Kompromiss zwischen den Belangen der Fußgänger und der Fahrzeugführer bilden.

Durch die neuen Markierungen würden aber keine Parkplätze entfallen, da die bisher genutzten Flächen rechtlich gesehen nicht erlaubt waren, so die Stadt. Es wurden überall dort Parkplätze markiert, wo es "aus verkehrsrechtlicher Sicht vertretbar" war. Im Klartext heißt das: Weil früher Parken auf Gehwegen bei einer bestimmten Restbreite toleriert wurde, gibt es jetzt weniger Stellplätze als zuvor. Genaue Zahlen, wie viele Stellflächen futsch sind, hat die Stadt aber nicht.

Wie sieht es vor Ort aus? In der Schützenstraße 40 haben die Versicherungsfachleute Sascha Fritsch und Eugen Gebert ihr Büro. Direkt davor liegt ein überdimensional großer Gehweg, gut fünf Meter breit. Dort würde Fritsch gern parken. Das dürfe er aber nicht. Die Stadt habe ihm mitgeteilt, dass das Abstellen von Fahrzeugen auf Gehwegen grundsätzlich nicht erlaubt sei. Für Fritsch ist das unerklärlich. Platz sei genügend da. Auch ein Kinderwagen würde neben einem parkenden Auto vor seinem Büro noch problemlos durchpassen. Bereits zweimal habe die Stadt ihm eine Verwarnung ausgesprochen so Fritsch. Sein Partner Eugen Gebert bekam sogar mal einen Strafzettel über 35 Euro. Beide seien aber häufig auf Kundenterminen, müssten oft weg und seien auf einen nahen Parkplatz angewiesen. "Es gibt einfach zu wenig Stellplätze für zu viele Autos", sagte Fritsch.

Auch Anwohnerin Doris Herrmann aus der Ernetstraße beklagt sich gegenüber unserer Zeitung über fehlende Parkplätze im Wohngebiet. Sie finde es zwar grundsätzlich richtig, nur noch auf Gehwegen mit ausgewiesenen, markierten Flächen zu parken, doch bleibe die Frage unbeantwortet, wohin die Autos der Anwohner sollen.

Die prekäre Parkplatz-Situation ist auch Guido Echterbruch bekannt, dem Geschäftsführer der Städtischen Wohnungsgebaugesellschaft. "Grundsätzlich gibt es die Möglichkeit, auf unseren Grundstücken die Parkmöglichkeiten zu erweitern", sagt er. So können sich Mieter direkt an die Wohnbau wenden, falls sie neue Stellflächen benötigen. "Bisher habe sich jedoch keiner gemeldet", so Echterbruch.

Neue Markierungen ermöglichen Busfahrern besseren Überblick

Wenig Verständnis für die neuen Markierungen hat die Baugenossenschaft Lahr. Im Bereich der Ernetstraße besitzt sie Altbau-Wohnungen, bei denen sie keine Parkplätze schaffen könne, erklärt Prokuristin Marianne Krause. Dafür sei einfach zu wenig Fläche zur Verfügung. "Wir wollen langfristig neue Parkplätze schaffen, aber wir können sie nicht einfach aus dem Ärmel schütteln", sagt Krause. Bei Neubauten sei das anders, da könne man im Voraus eine Tiefgarage einplanen. Das gehe nachträglich nicht mehr, so die Prokuristen.

Die Verkehrssituation selbst habe sich generell verbessert, räumt Versicherungsfachmann Fritsch ein. Die neuen Markierungen ermöglichten allen Verkehrsteilnehmern mehr Weitsicht, besonders für Busfahrer.

Für "nicht nachvollziehbar" hält eine Anwohnerin aus der Moltkestraße die neuen Stellplatzmarkierungen. Zwar würden jetzt "die Raser ausgebremst", jedoch kämen dagegen keine zwei Autos mehr aneinander vorbei.

Die Stadt sieht darin jedoch kein grundsätzliches Problem: "Wenn die Mindestdurchfahrbreite von drei Metern für Feuerwehr, Krankenwagen oder andere Einsatzfahrzeuge nicht gewährleistet wird, werden Falschparker abgeschleppt", teilt sie mit. Für Kontrollen sei der kommunale Ordnungsdienst Lahr zuständig. Mit Verwarnungen werde versucht, die Falschparker zur Einsicht zu bewegen. Auch am Wochenende werde regelmäßig kontrolliert.

Ernet-Anwohner Horst Knaus sieht abends besonderen Kontrollbedarf. Dann gebe es weiterhin genügend Autofahrer, die sich nicht an die neuen Vorschriften halten. Insgesamt bewerte er die Situation dagegen nicht so dramatisch. Er erkenne bereits jetzt eine Verbesserung, wenngleich sich "noch nicht alle daran halten" würden.

Halten sich Autofahrer nicht an die neu Parkplatzmarkierungen, drohen ihnen Bußgelder. Das Parken auf dem Gehweg wird mit 20 Euro verwarnt. Wenn zusätzlich eine konkrete Behinderung festgestellt wird, werden 30 Euro fällig, informiert die Stadtverwaltung.

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