Die Installation mit rund 70 Papierschiffchen ist bis zum 10. September zu sehen. Foto: Haid Foto: Lahrer Zeitung

Kunst: Mitglieder der Gruppe "L’art pour Lahr" erinnern an die Flucht von Menschen über das Mittelmeer

Die Gruppe "L’art pour Lahr" hat eine Kunstaktion besonderer Art gestartet: Mit Papierschiffchen erinnern Lahrer Künstler an Flüchtlinge, die auf Booten über das Mittelmeer geflohen sind.

Lahr. "Ich habe die erlösten oder noch von Panik gezeichneten Gesichter gesehen, als die Schlauchboote an der Nordküste anlegten, habe die Jubelschreie und Heulkrämpfe im Ohr": Die Sätze von Navid Kermaniwar haben die Lahrer Künstlerin Renate Henninger inspiriert und sie auf die Idee zu der Kunstaktion gebracht. Kermaniwar war im Herbst vergangenen Jahres im Auftrag des Nachrichtenmagazins "Der Spiegel" mit einem Fotografen auf der Balkanroute der Flüchtlinge unterwegs. Anfang des Jahres erscheint sein Buch "Einbruch der Wirklichkeit. Auf dem Flüchtlingstreck durch Europa".

Die Lahrer Kunstaktion soll an die vielen Boote erinnern, die im vergangenen Jahr Hunderttausende Flüchtlinge nach Europa gebracht haben und an die vielen Menschen, die es nicht schafften und im Mittelmeer ertranken. Eine Reihe von Mitgliedern der Gruppe "L’art pour Lahr" fanden sich zusammen, faltete Papierboote in den verschiedensten Größen und hängten sie dann in der Galerie in der Obertorstraße auf. Nachts wird die schwebende Installation beleuchtet und wirft interessante Schatten an die Wände. Zitate Kermaniwars sind in die Galeriefenster geschrieben.

Die Künstler wählten absichtlich weißes Papier. Die Flüchtlinge kämen als "unbeschriebenes Blatt" in die Fremde, erzählte Henninger. Ganz bewusst wurde aus den Papierbooten auch das Segel entfernt, als Symbol für das teilweise ziellose Umhertreiben im Mittelmeer, wenn bei alten maroden Booten die Motoren aufgaben. Die Papierboote wurden in der Galerie an einem Seidenfaden aufgehängt, eine Anspielung an den "seidenen Lebensfaden".

Im Vorfeld beteiligten sich auch Flüchtlinge aus Afghanistan, Syrien und Irak, die in der Willy-Brandt-Straße eine Unterkunft gefunden haben, an der Faltaktion. Ina Breig-Köchling brachte die Kunstaktion in die Unterkunft.

Die Installation der rund 70 Boote ist in der Galerie bis zum 10. September durch die Fenster zu sehen.