Im Juni 2017 war der Angeklagte bei der Sprengung des Sulzer Sparkassen-Automaten beteiligt und wurde zu zweieinhalb Jahren Jugendhaft verurteilt. Nun suchte er sich eine andere Methode, um an Geld zu kommen. Foto: Braun

Justiz: Automatensprenger von Sulz manipulierte den Kilometerstand von Gebrauchtwagen / Urteil: Ein Jahr auf Bewährung

Lahr - Augen auf beim Autokauf: Ein 23-Jähriger hat beim Verkauf von Gebrauchtwagen den Kilometerstand manipuliert. Für seine Tat verurteilte ihn das Amtsgericht zu einem Jahr auf Bewährung. Es war nicht sein erster unlauterer Versuch, an Geld zu kommen.

Er sprengte einst einen Bankautomaten, nun hatte er eine andere Idee, um an Geld zu kommen: Ein 23-jähriger Lahrer musste sich wegen Betrugs beim Verkauf von Gebrauchtwagen vor dem Amtsgericht verantworten. Er soll in drei Fällen den Kilometerstand der Fahrzeuge um bis zu 100 .000 Kilometer zurückgedreht haben, um einen besseren Preis zu erzielen.

Gebrauchte Autos günstig kaufen, wieder in Schuss bringen und dann mit Gewinn verkaufen – dies war das Konzept des Angeklagten. Das tat er mit der List, den Tacho so zu manipulieren, dass dieser einen deutlich geringeren Kilometerstand anzeigte, als ihn die Fahrzeuge tatsächlich hatten. Er soll so seine Kunden getäuscht haben, die die Pkws zu einem solchen Preis nicht erworben hätten, hätten sie die Wahrheit gewusst, schilderte Sandra Utz als Vertreterin der Staatsanwaltschaft die Vorwürfe.

Der 23-Jährige war zuvor mit Handschellen in den Gerichtssaal geführt worden – wegen der Sprengung des Sparkassen-Geldautomaten in Sulz im Jahr 2017 sitzt er seit November gemeinsam mit seinen drei Komplizen im Gefängnis.

Zu seinen persönlichen Verhältnissen gab er an, mit seiner Lebensgefährtin ein Kind zu haben. Das zweite komme im Mai. Im September habe er eine Ausbildung zum Kfz-Lackierer begonnen. "Alles, was sich ums Auto dreht, hat mich immer begeistert", erklärte der Angeklagte seine Affinität zu Autos.

Die Ausbildung wurde dann durch den Gefängnisaufenthalt unterbrochen, sein Arbeitgeber halte allerdings an ihm fest. Im Gefängnis beschäftige er sich mit Lernmaterialien. Amtsrichter Tim Richter erkundigte sich, ob der Angeklagte Schulden habe. "Etwa 150 .000 Euro vielleicht", schätzte dieser. Er sei diesbezüglich in Kontakt mit einer Schuldenberatung.

Angesprochen auf die Vorwürfe, zeigte sich der Angeklagte sofort einsichtig. Er erklärte, dass er für die Taten verantwortlich sei. Von der Umstellung des Tachos habe er sich einen rascheren Verkauf erhofft, er wäre die Fahrzeuge in Deutschland sonst nicht losgeworden. Er habe die Autos ansonsten "in gutem Zustand weitergegeben".

Angeklagter nahm eines der Autos wieder zurück

Im ersten Betrugsfall habe ihn der Käufer gemeinsam mit der Polizei konfrontiert, im zweiten Fall habe er das Auto zurückgenommen, nachdem der Käufer ihn auf den Kilometerstand angesprochen hatte. Mit dem dritten Käufer habe er noch keinen Kontakt gehabt.

Nach Abschluss der Beweisaufnahme plädierte Staatsanwältin Sandra Utz auf eine Bewährungsstrafe von einem Jahr sowie die Begleichung des entstanden Schadens von 5750 Euro im ersten und 600 Euro im dritten Fall. Utz könne zwar in Bezug auf den Aufwand, den die Manipulation mit sich brachte, eine "besonders hohe kriminelle Energie" feststellen, aber auch eine positive Sozialprognose, da der Angeklagte eine Ausbildung absolviert und in gesicherten Familienverhältnissen lebt.

Sie erkenne bei dem 23-Jährigen ein "Bemühen, sich in die Gesellschaft einzugliedern". Zu Lasten fielen ihm allerdings diverse Vorstrafen. Neben der Automatensprengung fuhr er zum Beispiel mehrmals ohne Führerschein. Der Verteidiger hatte nichts hinzuzufügen und schloss sich dem Plädoyer der Staatsanwaltschaft an.

Der Angeklagte ergänzte, dass er aus den Vorfällen gelernt habe. Er habe nun etwas gefunden, was ihm Spaß macht und möchte ein "Vorbild für seine Familie" sein. "Ich möchte keine Straftaten mehr begehen und mein Leben lang straffrei bleiben", gelobte er.

Betrüger gelobt für die Zukunft Besserung

Richter Tim Richter bestätigte in seinem Urteil schließlich die Forderung der Staatsanwaltschaft und sprach eine Freiheitsstrafe von einem Jahr auf Bewährung aus. "Das ist alles sehr positiv", sagte er und bezog sich dabei auf die Ausbildungsstelle des Verurteilten, dessen Kontakt zu Schuldenberatern und seine Familie. So bleibt zu hoffen, dass sich der junge Familienvater an seine guten Vorsätze hält und künftig versucht, seine Schulden auf legalem Weg zu begleichen.

Info

Der ADAC gibt auf seiner Webseite an, dass bei rund jedem dritten Gebrauchtwagen mit "handlichen, leicht bedienbaren Manipulationsgeräten" am Kilometerstand gedreht wurde. Diese Geräte gebe es für rund 150 Euro legal zu kaufen. Der ADAC rät Käufern von Gebrauchtwagen, Unterlagen wie Reparaturrechnungen, TÜV-Berichte, Tankbelege oder Eintragungen im Inspektionsheft auf etwaige Unstimmigkeiten zu überprüfen.

Auch eine Kontaktaufnahme mit dem Vorbesitzer könne Aufschlüsse über den wahren Kilometerstand ergeben. Um auf Nummer sicher zu gehen, empfiehlt der Automobilclub, einen Gebrauchtwagencheck machen zu lassen, beziehungsweise in einer Werkstatt den Fehler- und Wartungsintervall-Speicher auslesen zu lassen.