Oliver Kahn sagt, er sei der einzig wahre Titan. Foto: dpa

Torwart-Legende zerrt Ettenheimer Jungunternehmer vor Gericht

Ettenheim/München - Mit seinen Torwarthandschuhen ist Matthias Leibitz voll durchgestartet. Nun erhält er Gegenwind, weil ein ganz Großer des Fußballgeschäfts die Backen aufbläst: Oliver Kahn verklagt den Jungunternehmer auf Unterlassung und Schadenersatz.

Im Juli vergangenen Jahres machte Leibitz, der in Ringsheim lebt und sein Büro in Ettenheim hat, positive Schlagzeilen: Ex-Nationalkeeper René Adler trägt seit dieser Saison die Handschuhe des 34-Jährigen. Noch besser: Adler wurde nicht nur Werbeträger, sondern stieg auch als Gesellschafter bei Leibitz ein. Als "Willkommensgeschenk" überwies der Torwart des Bundesligisten Mainz 05 eine sechsstellige Summe. Nun jedoch droht dem Start-up-Unternehmen juristisches Ungemach. Der Grund: sein Name – "T1TAN" (gesprochen: Titan).

Oliver Kahn hat beim Münchener Landgericht Klage gegen das Unternehmen eingereicht. In einem offenen Brief an seine Kunden, den Leibitz am Dienstag über die sozialen Netzwerke lancierte, heißt es: Kahn "will uns die Marke ›T1TAN‹ wegnehmen und fordert Schadensersatz, da er den Namen ›Titan‹ für sich beanspruchen will". Zur Erklärung: Bei der Fußballweltmeisterschaft 2002 hatte der ehemalige Bayern-Torwart maßgeblichen Anteil am Finaleinzug der Nationalmanschaft. Der Boulevard verpasste ihm den Beinamen "Titan", was Kahn offensichtlich so gut gefiel, dass er sich auf seiner Homepage (oliver-kahn.de) mittlerweile selbst so bezeichnet. Leibitz kann den Wirbel nicht nachvollziehen: "Der Ausdruck Titan wurde ja nicht für Herrn Kahn erfunden, auch in der Kreisliga werden gute Torhüter so genannt", erklärte der gebürtige Kappeler am Dienstag gegenüber unserer Zeitung. Zudem "haben wir eine eingetragene europäische Marke für T1TAN."

Das hindert Kahn allerdings nicht daran, gegen Leibitz’ Unternehmen vorzugehen. Bereits im Herbst vergangenen Jahres ließ der Ex-Nationalkeeper "T1TAN" eine Unterlassungserklärung zugehen. "Die haben wir natürlich nicht unterschrieben und stattdessen von unserem Anwalt ein Gegenschreiben verfassen lassen", erklärt Leibitz. Dann: Sendepause. Bis jetzt.

Das Münchener Landgericht hat die Verhandlung auf den 27. November terminiert. Kahn fordert Unterlassung, Auskunft und Schadenersatz wegen Namens- und Kennzeichenrechtsverletzung, wie es formal-juristisch heißt. Um wie viel Geld es geht, steht noch nicht fest. Das bemisst sich bei solchen Verfahren unter anderem am Wert der Marke und dem Jahresumsatz. Kleingeld ist es aber definitiv nicht: Laut seinem Geschäftsführer setzte "T1TAN" im vergangenen Jahr 30 000 Paar Handschuhe ab, was einem Umsatz von mehr als einer Million Euro entspreche. Den Streitwert hat das Gericht auf 250 000 Euro festgelegt.

Kahn soll 2014 Interesse an Firma gehabt haben

Pikante Note: Laut Leibitz gab es 2014 schon einmal Kontakt zu Kahns Management; der 48-Jährige wollte "T1TAN" kaufen. Der Jungunternehmer habe abgelehnt, sei stattdessen nach München gefahren, um mit dem einstigen Welttorhüter über dessen Einstieg in seine Firma zu verhandeln. "Die Gespräche", berichtet Leibitz, "liefen gut, uns wurde in Aussicht gestellt, dass Herr Kahn sein Image in Südamerika und Asien nutzt, um unsere Marke zu pushen." Doch nach dem ersten Sondierungsgespräch sei es still geworden: "Wir haben weder von Kahn noch von seinem Berater jemals wieder etwas gehört." Stattdessen gründete Kahn 2016 seine eigene Torwart-Marke "Goalplay".

Über die Gründe, warum der ehemalige Bayern-Keeper, der seit einigen Jahren als TV-Experte beim ZDF arbeitet, sein Unternehmen verklagt, kann Leibitz nur spekulieren: "Wer weiß, vielleicht läuft es bei seiner Firma nicht so gut und er beneidet uns um unseren Erfolg." Bange vor dem Gerichtsverfahren ist dem 34-Jährigen jedenfalls nicht: "René Adler hat uns seine volle Unterstützung zugesagt, wir fühlen uns im Recht und werden für ›T1TAN‹ kämpfen."

Die Pressemitteilung von "T1TAN" wurde am Dienstag um 19 Uhr verschickt. Kahns Management war am Abend für eine Stellungnahme nicht mehr zu erreichen.

Info: Alles läuft online

Im Jahr 2013 von Leibitz und seinem Studienkollegen Manuel Meier gegründet, lautet das Credo von "T1TAN": Profiqualität zum kleinen Preis. Topmodelle der Konkurrenz kosten rund 120 Euro, "T1TAN"-Handschuhe gibt’s für die Hälfte. Um Kosten zu sparen, laufen Vertrieb und Werbung ausschließlich über das Internet. Produzieren lässt das Unternehmen in Ungarn und der Ukraine.