Bis zum Nordkap (Foto) führte die Fahrt Michael Ohnemus (links) und Patrick Papst in ihrem VW- Van Baujahr 1997. Foto: privat

Abenteuer: Michael Ohnemus und Patrick Pabst nahmen an der nördlichsten Oldtimer-Rallye der Welt teil.

Reichenbach - Michael Ohnemus und Patrick Pabst aus Reichenbach haben einen abenteuerlichen Roadtrip durch Skandinavien, Russland und das Baltikum absolviert. Sie nahmen an einer ungewöhnlichen Rallye teil – und das auch noch für einen guten Zweck.

Der BSC – The Superlative Adventure Club – hatte zum 9. Baltic Sea Circle eingeladen, bei dem 280 Teams mit von der Partie waren. Eine Rallye mit Old-School-Fahrzeugen, die älter als 20 Jahre sein mussten und bei denen keine Navis und kein GPS verwendet werden durften. Dabei galt es, 16 Tage lang die nördliche Hemisphäre zu entdecken und mit wachen Sinnen und der guten alten Karte ohne Autobahnen die Ziele zu erreichen. Die Teams fuhren für sich, es gab unterwegs gemeinsame Treffen und zufällige Begegnungen. Grundsätzlich war man bei der nördlichste Rallye des Erdballs aber auf sich allein gestellt. Wollte man nicht im eigenen Zelt übernachten, musste die Unterkunft selbst organisiert werden. Das half, Land und Leute kennenzulernen.

Mit großer Begeisterung erzählen die beiden "Richebacher Jungs auf Abwegen", wie ihr Teamname war, von ihren Erlebnissen auf dieser nicht alltäglichen Fahrt durch zehn Länder des nördlichen Europa. Unterwegs waren sie in einem Volkswagen Van, Modell T 4, Baujahr 1997. Ein betagtes, aber zuverlässiges Fahrzeug.

Die insgesamt 10 000 Kilometer lange Strecke führte zunächst von Hamburg über Dänemark und Südschweden nach Norwegen. Die stets wechselnden Landschaftsbilder, die schier endlosen Nadelwälder, die norwegische Küstenregionen und schließlich die Lofoten überraschten die beiden Abenteurer, die dergleichen noch nicht gesehen hatten. Ein Aha-Erlebnis bescherte der Halt am Nordkap mit seinem charakteristischen Globus, wo Atlantik und arktisches Meer zusammentreffen.

Gastfreundschaft der Skandinavier ist groß

Überrascht waren die jungen Schwarzwälder von der Offenheit der skandinavischen Bevölkerung, von den Wikingerfesten und sonstigen Begegnungen. Die Route führte durch Lappland und nach einem kurzen Aufenthalt in Finnland nach Russland. Zwar prägen auch diese Region eindrucksvolle Landschaften mit Wäldern und Seen, doch bildeten die deprimierenden Hinterlassenschaften des untergegangenen real existierenden Sozialismus und des Kalten Krieges einen schlimmen Kontrast. Überhaupt, so meinten die beiden jungen Leute, lernten sie in Russland eine völlig andere Welt kennen, die sich enorm von den skandinavischen Erfahrungen unterschied. Die vielen Kontrollen auf dem Weg nach St. Petersburg und im Grenzgebiet zu den baltischen Staaten nervten sehr. Immer wieder hatten sie den Eindruck, dass etwa bei Kontrollen vieles nur möglich war, wenn man zuvor den Geldbeutel geöffnet hatte. Das vergällte ihnen auch die Freude an der beeindruckend schönen Stadt St. Petersburg.

Die Straßenverhältnisse während der Rallye variierten stark – von asphaltierten Straßen durch dichte Nadelwälder, über Schotterpisten "bis hin zum russischen Slalom-Schlagloch-Roulette", wie es auf der Internetseite der Rallye beschrieben wird. Der Van der beiden Reichenbacher hat all das mitgemacht und die beiden auch zuverlässig wieder nach Hause gebracht.

Über Ashpaltstraßen und Schlaglochpisten

Land und Leute konnten die Weltenbummler wieder unbeschwerter in den baltischen Staaten kennenlernen, in Estland und Lettland. Riga gefiel durch schöne Stadtbilder. In Litauen beeindruckte sie der "Berg der Kreuze", der mit seiner Geschichte an den Kampf der Litauer gegen das kommunistische Regime erinnert. Nach einem Besuch der "Wolfschanze" in Polen endete die Rallye wieder dort, wo sie begonnen hatte, in Hamburg.

750 Euro war der Charity-Beitrag, den sie erbringen mussten. Durch Spenden von Bekannten und Freunden haben Michael und Patrick aber sogar 1975 Euro gesammelt, die sie stolz der Deutschen Kinderkrebsstiftung in Bonn zur Verfügung stellten.

Diese Regeln gelten bei der Oldtimer-Rallye

Die Strecke: 10 000 Kilometer durch zehn Länder rund um die Ostsee. Navi und Autobahnen sind tabu. Mehr als 16 Tage Zeit sind nicht drin. Das Material: Autos, die mindestens 20 Jahre alt und für nicht mehr als 2500 Euro angeschafft worden sind. "Dass die Autos mindestens 20 Jahre alt sein müssen, hat den Grund, dass man bei einer Panne in der Pampa besser Hilfe bekommt", sagt Mitorganisator Daniel Kaerger. Sprich: Die Oldies haben nicht zu viel komplizierte Technik unter Haube. Aber es mache auch mehr Spaß, auf Komfort zu verzichten. Die Rallye ist nicht geführt, die Teams sind auf sich alleine gestellt. Jede Mannschaft verpflichtet sich, mindestens 750 Euro für ein Charity-Projekt ihrer Wahl zu sammeln.