Weg mit den Autos! Bewerber Markus Ibert will in Mietersheim einen "Familien-Campus" bauen, mit Platz für 600 Wohnungen mit bis zu 1500 Menschen. Foto: Braun

Markus Ibert erklärt seine Pläne für eine neue Siedlung in Mietersheim beim LGS-Gelände.

Lahr - Auch OB-Bewerber haben Wünsche. Zur Wahl hat unsere Redaktion alle Kandidaten gefragt, welchen Ort sie in Lahr verändern würden, wenn Sie OB werden würden. Sie zeigen uns ihren "Wunsch-Ort". Heute: Markus Ibert in Mietersheim

Seinen persönlichen "Wunsch-Ort", den Kandidat Markus Ibert grundlegend umkrempeln würde, wenn er den Sprung auf den OB-Chefsessel in Lahr schaffen würde, zeigt er am einfachsten vom Auto aus. Denn er ist groß. Sehr groß. 60 000 Quadratmeter groß, um genau zu sein. Es geht vom Mietersheimer Rathaus in die Vogesenstraße und dann in die Allmendstraße. In diesem Mischgebiet gegenüber dem Gelände der Polizeihochschule wähnt man sich auf einem Autoabstellplatz. Ein Kfz-Händler hat dort zahllose Wagen abgestellt. Ein Schild wirbt für die längst geschlossene Disko "Cairo", alte Hallen und Schuppen schließen sich an.

"Nicht gerade die Perle Lahrs", meint Markus Ibert und steuert seinen Wagen durch die Allmendstraße, vorbei am Gelände des GSV Mietersheim. Viele weitere Grundstücke folgen, mit teils heruntergekommenen Gebäuden, teils sehr ordentlichen Betriebsstätten und Firmen. An einer Ecke steht eine ganze Ladung Container. Daneben das ehemalige Möbelhaus MDS, das heute ein Veranstaltungsort für Hochzeiten & Co. ist. Deutlich wird: Das Areal ist sehr weitläufig und nicht sehr geordnet. Ein wildes Sammelsurium. Und: vieles ist hier schon bebaut und versiegelt.

Da möchte Markus Ibert ansetzen. "Für mich ist das ein ganz konkretes Projekt, das ich für die städtebauliche Entwicklung der Stadt anpacken würde." Einen Arbeitstitel für das Projekt hat er schon erkoren: "Familien-Campus Lahr".

Ibert sieht hier jede Menge Potenzial für neuen Wohnraum in interessanter Lage. Bei einer Grundfläche von rund 60 000 Quadratmetern im Dreieck zwischen B3, Landesgartenschau-Seepark und Vogesenstraße könnten etwa 51 000 Quadratmeter Wohnfläche entstehen, hat er ausgerechnet. Das brächte Raum für rund 600 Wohneinheiten und die wiederum böten Heimat für fast 1600 Menschen. "Mit einem solchen Wohnbauprojekt ließe sich der Druck auf dem Markt deutlich entspannen", schätzt er. Lahr sei und bleibe hoffentlich Zuzugsgebiet und müsse aus Sicht der Bürger darauf Antworten parat haben.

Das Gelände sei für Wohnraum geradezu ideal. "Es liegt nah an der B 3, die Autobahn ist schnell zu erreichen, zum Bahnhof sind es nur ein paar Hundert Meter. Zu den Einkaufsmöglichkeiten in den Mietersheimer Märkten ist es nicht weit und das Naherholungsgebiet im LGS-Seepark liegt direkt im Norden, also quasi vor der Haustüre", schwärmt der parteilose Kandidat.

Die Flächen, um die es geht, sind heute überwiegend in privater Hand. Manche Eigentümer kümmern sich vorbildlich um ihre Grundstücke, andere lassen diese Ecke der Stadt still vor sich hin vergammeln. Den Spagat, der hinter einer Neu-Überplanung des Areals stecken würde, sieht Ibert. "Man bräuchte ein gutes Konzept für die neue Bebauung, um die betroffenen Eigentümer mitzunehmen und zu überzeugen", weiß er. Erfahrung mit der Neugestaltung von Flächen hat der IGZ-Chef am Flughafen reichlich gemacht. Dort war es allerdings merklich einfacher, da die Flächen alle in öffentlicher Hand waren und sind.

Neues Bauland, direkt angrenzend an den Landesgartenschau-Park, wäre auch für das einstige LGS-Gelände sinnvoll. "Mein Ziel ist die dauerhafte Belebung des Seeparks durch die Lahrer Bürger. Das sollte noch ausgebaut und gefördert werden", findet er. Schon heute sei dort zwar einiges los, aber das neue Naherholungsgebiet vertrage noch mehr Frequenz.

Und mehr regelmäßige Gäste, die dort ohne behindernde Bundesstraße rasch in den Seepark kämen, würden auch für mehr soziale Kontrolle sorgen. Sprich: für mehr Sicherheit und Sauberkeit. Den neuen Anwohnern würde ihr Parkareal vor den Haustüren sicher am Herzen liegen.

Entstehen lassen würde Ibert dort ein neues Quartier mit mehrstöckiger Bebauung. Er blickt bei der Rundfahrt mit der Lahrer Zeitung hinüber zu den Hochhäusern des Römerwegs und winkt ab: "Nein, so hoch natürlich nicht", schmunzelt er.

Auf seinem "Familien-Campus" sollen auch Sozialwohnungen entstehen, die aktuelle Quote von 20 Prozent ließe sich bestens einhalten, ist er sich sicher. Die verschiedenen Lagen des großflächigen Gebiets würden auch unterschiedliche Quadratmeterpreise ermöglichen. Näher an der B 3 günstiger, dicht am Seepark teurer.

Auch einen Kindergarten sieht Ibert dort, integrative Generationenwohnungen, ein Nahversorgungszentrum und Gastronomie.

Große Pläne, geradezu eine städtebauliche Vision, die der Kandidat da an die Wand wirft. Er selbst hält sie für verwirklichbar. "Das wäre eine echte Chance für die Stadt insgesamt. Deshalb sollten wir das angehen. Die Hürden sind nicht niedrig, das weiß ich, aber der Druck auf den Wohnungsmarkt wird noch zunehmen. Da müssen wir handeln", erklärt er.

Das ist die Vogesenstraße

 Vogesenstraße: Das Quartier, das Markus Ibert als neue Wohnregion ausgemacht hat, hat noch keinen offiziellen Namen und liegt auf Mietersheimer Gemarkung. Es wird im Norden vom Seepark, im Westen von der Bundesstraße und im Südosten von der Vogesenstraße mit der Polizeihochschule umschlossen.

Die Serie zur OB-Wahl

 Die Serie: Im Wahlkampf lädt die Lahrer Zeitung alle Kandidaten ein, ihren "Wunsch-Ort" vorzustellen, den sie bei einem Wahlerfolg am 22. September oder 6. Oktober dann in ihrer Amtszeit verändern möchten. Das kann ein konkreter Ort, ein Platz, ein Gebäude oder ein Gelände sein. Die Kandidaten sind in ihrer Wahl ganz frei. Diese Serie erscheint in der letzten Woche vor der Wahl.