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OB Kandidaten äußern sich zu fünf relevanten Themen / Auftaktthema ist Verkehr

Nach  der  großen Podiumsdiskussion   der Lahrer Zeitung und  der  Freischaltung des Kandidat-O-Mat bieten  wir eine weitere Gelegenheit zum Vergleich der OB-Kandidaten. In unserem fünfteiligen  LZ-Wahl-Check nehmen die Bewerber Stellung zu den Themen Verkehr, Wohnen,  Soziales / Bildung / Kultur, Umwelt sowie Wirtschaft / Handel. Auftakt ist mit Verkehrsfragen.

Christine Buchheit

Wie wollen Sie die Anwohner der B415 vom Verkehr entlasten?: Die Entlastung muss durch eine Vielzahl von Maßnahmen erfolgen. Dazu gehören ein erweiterter Busverkehr mit Überhol-Spuren und Ampel-Vorrangschaltung sowie ausgebaute und beleuchtete Radwege. Ich werde mich entschieden für ein Lkw-Nachtfahrverbot und ein weitgehendes Lkw-Verbot am Tage einsetzen. Der Bau einer Umgehungsstraße ist keine Lösung.

Haben Radfahrer und Fußgänger bei Ihnen Vorfahrt vor Autos?: Die Zukunft der Mobilität liegt in einem ausgewogenen Mix der Verkehrsmittel. Bisher lag der Fokus zu sehr auf dem Autoverkehr. Dieser stößt mit seinem Platzbedarf und seinen Umweltbelastungen an Grenzen. Bei Rad- und Fußwegen besteht Nachholbedarf. Diese Wege müssen sicher und barrierefrei ausgebaut werden. Auch der ÖPNV muss gefördert werden.

Sollen Autos aus der Innenstadt verschwinden?: Nein. Wir brauchen ein modernes Verkehrskonzept, das den Autofahrern den Zugang in die Stadt ermöglicht, daneben aber bessere Angebote für Radfahrer und Fußgänger sowie einen verlässlichen ÖPNV schafft. Viele sollen ohne Auto in die Stadt kommen können – und dort durch passende Angebote zum Einkaufen, Verweilen und Flanieren angeregt werden.

Was halten Sie vom Ein-Euro-Busticket für den Stadtverkehr?: Günstigere Fahrpreise (z.B. die 365-Euro-Jahreskarte und das Ein-Euro-Ticket) machen den Busverkehr attraktiver. Wenn gleichzeitig das Angebot am Abend und am Wochenende deutlich ausgeweitet und die Taktung erhöht wird, kann der Umstieg auf den Bus gelingen. Besonders die Stadtteile müssen an sieben Tagen in der Woche per Bus erreichbar sein.

Wie stehen Sie zum Güterverkehrszentrum am Flughafen?: Ob und wann ein Güterverkehrszentrum (GVZ) kommt, kann heute niemand sagen. Die Verlagerung von Gütern auf die Schiene begrüße ich ausdrücklich. Jetzt kommt es auf die konkreten Planungen an. Durch ein GVZ dürfen keine weiteren Verkehrsbelastungen für Lahr und die Region (vor allem auch in Ost-West-Richtung durchs Schuttertal) entstehen.

Jürgen Durke

Wie wollen Sie die Anwohner der B415 vom Verkehr entlasten?: Die B 415 soll zur Landstraße herabgestuft werden. Ein Nachtfahrverbot oder sogar die komplette Sperrung für Schwerverkehr umsetzen. Gleichzeitig muss der ÖPNV in Kapazität und Frequenz ausgebaut und vergünstigt werden. Park-&-Ride-Flächen und kostenlose Shuttle-Busse können zusätzlich entlasten.

Haben Rad-fahrer und Fußgänger bei Ihnen Vorfahrt vor Autos?: Dort wo sich Verkehrswege überschneiden, sollte in der Regel der „Schwächere“ Vorrang haben. In der Innenstadt sind das die Fußgänger, während es in den äußeren Stadtteilen eher die Fahrräder sind, vor allem weil sie auf den Kurzstrecken innerhalb der Stadt eine echte Alternative zum Auto bilden.

Sollen Autos aus der Innenstadt verschwinden?: Eine autofreie Innenstadt ist wünschenswert. Die Fußgängerzone soll ausgeweitet und für den Straßenverkehr gesperrt werden, mit bestimmten Ausnahmen wie etwa Lieferverkehr oder Behindertenfahrdienste. Die Autos sollen von der Straße runter in Parkhäuser, Tiefgaragen und auf Park-&-Ride-Flächen.

Was halten Sie vom Ein-Euro-Busticket für den Stadtverkehr?: Ein sehr guter Vorschlag, der ergänzt werden kann mit dem 30-Euro-Monatsticket und weiteren Vergünstigungen wie etwa Familien- und Gruppenermäßigungen. Wichtig ist, dass die Preisgestaltung einfach gehalten bleibt. Und sie muss günstiger als das Auto sein, damit mehr Menschen auf den ÖPNV umsteigen.

Wie stehen Sie zum Güterverkehrszentrum am Flughafen?: Der Schwerverkehr muss auf die Schiene, aber das GVZ ist nicht die richtige Lösung. Dieses zieht den Verkehr aus allen Richtungen nach Lahr, auch über die B415, schafft Flugverkehr und belastet die A5. Die Versiegelung einer so großen Fläche vernichtet ganze Biotope und bringt kaum neue Arbeitsplätze.

Markus Ibert

Wie wollen Sie die Anwohner der B415 vom Verkehr entlasten?: Die Tunnellösung erscheint mir sehr fraglich. Das Ziel sollte aber nicht aufgegeben werden. Alle oberirdischen Umfahrungsvarianten bedeuten erhebliche Eingriffe in die Natur und sind m.E. nicht realisierbar. Mit einem Bündel von Maßnahmen (ÖPNV, Radwege, Nachtfahrverbot für Lkw, technisch innovative Lösungen) können die Anwohner entlastet werden.

Haben Radfahrer und Fußgänger bei Ihnen Vorfahrt vor Autos?: Für mich sind alle Verkehrsteilnehmer gleichberechtigt. Von jung bis alt, von arm bis reich haben alle einen Anspruch auf sichere Mobilität, den die Stadt gewährleisten soll. Sichere Mobilität bedeutet, dass man zu allen Tages- und vielen Nachtzeiten gesund, verlässlich, bequem und günstig sowie möglichst klimafreundlich unterwegs sein kann.

Sollen Autos aus der Innenstadt verschwinden?: Nein, die Innenstadt muss auch für Autofahrer gut erreichbar bleiben. Klimafreundliche Alternativen will ich allerdings deutlich attraktiver machen, d.h. günstiger, bequemer, verlässlicher und sicherer, damit mehr Autofahrer umsteigen aufs Rad, den Bus oder öfter mal zu Fuß gehen. Das entlastet die Innenstadt vom Parksuchverkehr, Abgasen usw.

Was halten Sie vom Ein-Euro-Busticket für den Stadtverkehr?: Für mich ist das eine sehr charmante Idee, die ich sehr ernsthaft prüfen werde. Bessere Qualität beim Takt ist mir allerdings wichtiger. Das gesamte Finanzierungssystem des Busverkehrs im Tarifverbund inklusive der Taktzeiten gehört für mich auf den Prüfstand. Ich denke in Richtung einer Verkehrsumlage mit sozialer Staffelung der Umlagehöhe.

Wie stehen Sie zum Güterver-kehrszentrum am Flughafen?: Ich bin als IGZ-Geschäftsführer schon immer Befürworter und Antreiber bei diesem zukunftsweisenden Projekt, weil es auch für die Umwelt eine gute Mobilitätslösung ist. Lahr ist der ideale Standort. Güter werden weit vor der Stadt auf die Schiene verlagert. Das Land muss allerdings alles tun, um die Betroffenheiten vor Ort wirksam zu minimieren.

Lukas Oßwald

Wie wollen Sie die Anwohner der B415 vom Verkehr entlasten?: Wir müssen den Auto- und Lkw-Verkehr reduzieren. Ich möchte eine Versuchsreihe starten mit kostenlosen Bussen zu den Stoßzeiten. Morgens und abends fahren die Busse vom Dreispitz über den Bahnhof bis zu Pendlerparkplatz der A 5 im 20-Minuten-Takt gratis. Wir brauchen das Nachfahrverbot sowie Tempo 30. Bürgerproteste müssen dafür organisiert werden.

Haben Radfahrer und Fußgänger bei Ihnen Vorfahrt vor Autos?: In der Innenstadt ja. Fahrradfahren und Fußgängerverkehre werden dadurch attraktiver. Nur so kann die Neugestaltung des Innenstadtverkehrs gelingen.

Sollen Autos aus der Innenstadt verschwinden?: Ja. Zuvor braucht es aber genug Pendlerbusse, die die Menschen in die Stadt bringen. Ausgenommen sind davon nur Lieferverkehre und Anwohner.

Was halten Sie vom Ein-Euro-Busticket für den Stadtverkehr?: Ein guter Anfang, genauso wie das 365-Euro-Ticket für das ganze Jahr. Das Ziel heißt aber klar: Der öffentliche Personennahverkehr wird ticketfrei. Denn alle Kosten eingerechnet ist das Auto das mit Abstand teuerste Verkehrsmittel und macht unser Klima kaputt. Umsteigen heißt die Devise – wir haben keine andere Wahl.

Wie stehen Sie zum Güterverkehrszentrum am Flughafen?: Ich lehne das kategorisch ab. Wir dürfen keine weiteren Flächen mehr versiegeln und der Grünzug muss wieder in die Regionalplanung. Die Bahn hat in den letzten Jahren über 1000 Güterterminals geschlossen. Auch fehlt die Ost-West-Anbindung. Für mich dient das Güterverkehrszentrum deshalb lediglich als Vorwand, um 130 Hektar Fläche zu versilbern.

Guido Schöneboom

Wie wollen Sie die Anwohner der B415 vom Verkehr entlasten?: Ich sehe zwei Lösungsansätze. Zum einen eine Entscheidung über eine Geschwindigkeitsbegrenzung auf 30 km/h oder das Nachtfahrverbot für LKW, welches ich befürworte. Zum anderen wird eine Entlastung gelingen, wenn wir in naher Zukunft im ÖPNV verlässliche Alternativen anbieten können und Autofahrer zum Umstieg bereit sind.

Haben Radfahrer und Fußgänger bei Ihnen Vorfahrt vor Autos?: Mir geht es um Gleichberechtigung ALLER Verkehrsteilnehmer und um gegenseitige Rücksichtnahme. Wir werden eine Verkehrswende nur erreichen, wenn wir die Menschen überzeugen und nicht einzelne Interessen gegen andere aufwiegen. Im Übrigen setze ich auf weitere Maßnahmen im Rad- und Fußwegekonzept, um schwächere Verkehrsteilnehmer zu schützen.

Sollen Autos aus der Innenstadt verschwinden?: Nein. Ich verspreche mir vom Verkehrsentwicklungsplan wichtige Impulse, welche Maßnahmen zu Verbesserungen im Straßenverkehr führen. An einer Online-Befragung haben sich viele Verkehrsteilnehmer beteiligt und sich mit Hinweisen an die Verwaltung gewandt. Bis Ende 2019 sollen Ziele formuliert und bis Herbst 2020 umgesetzt werden.

Was halten Sie vom Ein-Euro-Busticket für den Stadtverkehr?: Ich bin für ein gestaffeltes Preissystem. Unter den Stichworten Kurzstreckentarif oder günstige Tickets für Schüler/ Berufsschüler sind Entlastungen und Anreize gleichermaßen zu erreichen.

Wie stehen Sie zum Güterverkehrszentrum am Flughafen?: Wenn ich mich vom Oberziel leiten lasse, dass mehr Verkehr von der Straße auf die Schiene muss, stehe ich den Überlegungen offen gegenüber. Mit Blick auf den damit einhergehenden Flächenverbrauch interessieren mich für Lahr und die Umlandgemeinden die notwendigen Ausgleichsmaßnahmen und deren Wirkungen für Mensch und Umwelt.