Norbert Klein ist seit zwölf Jahren Vorsitzender des Lahrer Alpenvereins, der 2015 den Kletterturm im Bürgerpark eröffnete. Foto: Schabel (Archiv)

Freizeit: Im Lahrer Alpenverein wird ein Generationswechsel vorbereitet / Zwangspause beim Kletterturm

Lahr - Der Kletterturm ist gesperrt, gemeinsame Wanderungen sind verboten – wegen der Coronakrise geht beim Lahrer Alpenverein zurzeit so gut wie nichts. Norbert Klein bereitet indes seinen Rückzug als Vorsitzender vor.

Ob Wandern, Klettern, Bergsteigen: Die Lahrer Sektion des Alpenvereins bietet ihren 1450 Mitgliedern viel Abwechslung. Es sei denn, es kommt eine Pandemie dazwischen. "In diesem Jahr hatten wir noch keine Seniorenwanderung, keinen Ausbildungskurs, keine Schneeschuh- oder Skitour, nichts", konstatiert Norbert Klein enttäuscht im Gespräch mit unserer Redaktion. Dabei ist alles vorbereitet, im Jahresprogramm stehen rund 150 Angebote. Nur lassen die Beschränkungen der Coronakrise gemeinsame Unternehmungen eben nicht zu.

Klein ist 1993 in die Lahrer Sektion eingetreten, gründete 1994 eine Familiengruppe und war später auch Jugendleiter, ehe er 2009 zum Vorsitzenden gewählt wurde. Dieses Amt will er nun aber abgeben. Der Generationswechsel ist auch schon vorbereitet, mit Stefan Rietz ein designierter Nachfolger gefunden.

Die Wahl ist eigentlich für die Hauptversammlung im Mai geplant, allerdings wird der Termin wegen der Pandemie vermutlich in den Herbst geschoben. So oder so steht für Klein fest, dass er in die zweite Reihe treten und später lediglich eine beratende Funktion im Ehrenrat des Vereins ausüben wird.

Das Engagement im Alpenverein hat ihn über Umwege nämlich zu einem weiteren Hobby und Vereinsvorsitz geführt. Als Leiter der Familiengruppe sah er sich nach Ausflugszielen für Kinder um und besichtigte dafür zahlreiche Burgruinen.

Das weckte seine Neugier für geschichtliche Zusammenhänge. Klein trat dem Historischen Verein bei, dessen hiesige Regionalgruppe er mittlerweile leitet. Vor allem mit Publikationen und Vorträgen zur Lahrer Stadt- und Militärgeschichte tritt er hervor.

"Eigentlich ist es unmöglich, in zwei Vereinen Vorsitzender zu sein", sagt Klein, trotzdem hat er genau das nun jahrelang gemacht. Künftig will er sich aber auf seine Arbeit als Ortshistoriker konzentrieren.

"Der Alpenverein war mehr als 20 Jahre das wichtigste Standbein in meinem Freizeitleben", blickt Klein durchaus mit Wehmut zurück. Er liebt das Klettern und hohe Berge, hat auf den Gipfeln mehrerer Viertausender gestanden.

"Das waren schon Herausforderungen. Wenn man die besteht, kann man auch im Alltagsleben besser mit schwierigen Situationen umgehen", ist er überzeugt. Die ganz hohen Gipfel erklettert der heute 64-Jährige nicht mehr, da seine Gelenke das nicht mehr mitmachen. Traurig sei er deshalb aber nicht, versichert er. Er habe so viele Erinnerungen von alpinen Unternehmungen mitgebracht, dass er davon lange zehren könne.

Die Mitglieder des Alpenvereins müssen seit sechs Jahren zum Kraxeln nicht mehr ins Gebirge. Im Bürgerpark errichtete der Verein einen 18 Meter hohen Kletterturm mit 520 Quadratmetern Kletterfläche und bis zu 60 verschiedenen Routen. Der Turmbau war ein großer Erfolg, nach der Fertigstellung ging die Kurve der Mitgliederzahlen steil nach oben.

Eigentlich wäre in diesen Tagen Hochbetrieb am Kletterturm, dort ist eigentlich stets am 1. April Saisonbeginn. Allerdings ist die Anlage wegen der Coronakrise gerade gesperrt. Auf die Frage, wie sich das für ihn als Vorsitzenden anfühlt, antwortet Klein pragmatisch, er würde in dieser Situation "Gefühle hintenanstellen".

Er hoffe einfach, dass die Inzidenz bald unter 100 sinkt, da Außensportanlagen dann geöffnet werden dürfen. Der Verein habe natürlich ein Hygienekonzept für den Kletterturm entwickelt, den ausschließlich Mitglieder nach Anmeldung besteigen dürfen. Vorausgesetzt, die Politik ordnet nicht gerade die Turmschließung wegen hoher Infektionszahlen an.

Nur wenn die Inzidenz sinkt, darf der Turm bestiegen werden

Bereits im Vorjahr konnte der Kletterturm selten genutzt werden, was besonders für jene 150 Mitglieder ein Schlag war, die eine Jahreskarte für 110 Euro erworben hatten, um dort kraxeln zu dürfen. Doch keiner von ihnen wollte sein Geld zurück, wofür Klein dankbar ist, wie er betont. Denn die Anlage im Bürgerpark, zu der auch ein Clubheim gehört, verursache beträchtliche Kosten – für die Pachtzahlung an die Stadt, Strom, Abwasser und Versicherung.

Die Mitglieder sind solidarisch, halten in diesen schweren Zeiten zum Verein, freut sich Klein. Worin besteht der Reiz, dem Alpenverein anzugehören? "Es macht mehr Spaß, in einer Gruppe in die Berge zu gehen als allein. Außerdem war ich nach einer Bergtour immer gut erholt, wenn ich am Montag zurück im Dienst war", so Klein, der nach 44 Jahren bei der Polizei (Dienstgrad: Erster Polizeihauptkommissar) seinen Ruhestand genießt.

Der Vorstand des Alpenvereins kommt in der nächsten Woche zu einer Online-Sitzung zusammen, bei der es unter anderem darum geht, ob die für Anfang Mai anberaumte Hauptversammlung verschoben werden soll. Außerdem soll darüber beraten werden, wieviel die Jahreskarte für den Kletterturm in diesem Jahr kosten soll – dies vor dem Hintergrund, dass der Turm wegen der Pandemie nicht konstant genutzt werden kann.