Philippa Gojo bezauberte die Zuhörer mit ihrer starken und variablen Stimme. Foto: Haberer

"Philippa Gojo Quartett" zeigt sich gereift

Lahr. "Ich würde gerne wiederkommen", hat Philippa Gojo im Januar 2016 bei ihrem Konzertdebüt in Lahr angekündigt. Nun hat sie ihr Versprechen wahr gemacht und ist im Rahmen der Kulturkreis-Reihe "Jazz im Keller" aufgetreten.

"Seesucht" heißt das neue Album eines Quartetts junger Jazzmusiker, das sich an der Musikhochschule Köln gefunden hat. Musikalisch ist es aber in der ganzen Welt zu Hause. Es wandert durch Lateinamerika, schöpft aus der Klangwelt des Alpenraums, der Heimat der aus Bregenz stammenden Frontfrau Philippa Gojo. Ihre Vokalarbeit sprengt Grenzen, sie taucht lautmalerisch in rhythmische Figuren und vertrackte Gefilde ein, schwebt dann wieder in verwunschenen Sphären. In ihrem Rücken agiert ein Trio, das ihr folgt, dass aber auch immer wieder eigene Akzente setzt. Pianist Sebastian Scobel kreiert verschlungene Linien, lässt sich zwischendurch immer wieder auf einen intimen Dialog mit der Sängerin an seiner Seite ein. Bassist David Andre sorgt für satte Grooves, greift zwischendurch aber auch zum Bogen. Perkussionist Lukas Meile sorgt für strukturelle Unruhe, überrascht immer wieder mit einer dezenten, letztendlich aber höchst wirkungsvollen Rhythmusarbeit, die selten gängigen Mustern folgt.

Das zweite Gastspiel des Quartetts legt noch einmal deutlich nach, unterstreicht die musikalische Präsenz eines Klangkörpers, der sich spürbar weiterentwickelt hat. Die Musik des Quartetts ist in sich homogener geworden, ohne dabei ihre Extravaganz, ihren atmosphärischen Charme zu verlieren. Sie schöpft aus dem weiten Feld des lyrischen Jazz, verarbeitet dabei aber ganz unterschiedliche Elemente und Stimmungen. Leicht und federnd geht es in Richtung Samba und Bossa-Nova. Philippa Gojo taucht in Kindheitserinnerungen und den Dialekt ihrer Heimat ein und besingt ihr Baumhaus, das längs der Axt zum Opfer gefallen ist. Sie erzählt von der Freiheit eines Wildbachs in Portugal, verfeinert dann wieder mit einer ekstatischen Verdichtung ihres Gesangs einen Instrumentalen Ausbruch ihrer Band. Ein weiteres Wiedersehen im Stiftsschaffneikeller wäre willkommen.