Schon vier verschiedenen Stadtoberhäuptern hat Elmar Baum (rechts) aus dem Lahrer Hauptamt in 43 Dienstjahren die Amtskette umgehängt. Am Wochenende war OB Ibert dran. Foto: Lahrer Zeitung

Premiere für OB Ibert. Seine Themen: Klimaschutz, Mobilität, Wohnbau, Digitalisierung.

Lahr - In seiner ersten großen Rede als neuer OB von Lahr hat Markus Ibert angekündigt, die Bereiche Klimaschutz, Mobilität, Wohnen und Digitalisierung in den Blick nehmen zu wollen. Konkrete Ziele nannte Ibert kaum: "Ich muss mir Zeit nehmen."

"Lahr wächst und geht den Strukturwandel dynamisch an", rief Ibert den knapp 800 Zuhörern im voll besetzten Parktheater zu. Mit Spannung war seine erste große Rede seit dem Amtsantritt vor zwei Monaten erwartet worden. 37 Minuten lang und damit deutlich kürzer als sein Vorgänger Müller sprach Ibert vor allem über die vier Themenfelder, die für ihn besonders wichtig sind. Er blieb weitgehend bei seinem Redentext, schweifte kaum ab und erhielt mehrfach Zwischenapplaus. Am Ende klatschten die Zuhörer lange Beifall, wenngleich auch nicht frenetisch.  

Noch kein Masterplan: Es sei noch zu früh, "so etwas wie einen Masterplan meiner Amtszeit vorzustellen", erklärte Ibert zu Beginn seiner Rede. Er erklärte bildreich, wie er sich in den ersten beiden Amtsmonaten gefühlt habe. Er lerne für seine Rolle als Oberbürgermeister täglich hinzu, orientiere sich, könne aber "noch nicht alles überblicken". Auch Lahr orientiere sich 2020 neu, mit neuen Aufgaben, Zielen und einem ebenfalls noch recht neuen Gemeinderat.

Dampf im Kessel: In Sachen Klima brauche es für Lahr ein Klimaschutz-Konzept, sagte Ibert. Bei diesem Thema sei "viel Dampf im Kessel". Lahr werde sich "nicht alles leisten können, was Sinn machen würde. Aber wir werden uns mehr leisten müssen, als das, was bei den Haushaltsberatungen gerade noch so übrig bleibt." Er sehe Klimaschutz auch als "wirtschaftliches Gewinnerthema." Klimaschutz an der richtigen Stelle investiert, spare nicht nur Energie, sondern könne sich "auch rechnen und ist ein Innovationstreiber und auch ein Motivator." Nach seiner Vorstellung sei "eine klimafreundliche Stadt attraktiv." Lahr werde im Jahr 2020 zusätzliche Maßnahmen beschließen, die die Stadt klimafreundlicher aufstellen würden. Konkret wurde Ibert hierzu nicht.

Mehr und billigere Busse:  "Wer eine ökologische Verkehrswende will, muss in Vorleistung gehen. Diese Vorleistung gibt es nicht zum Nulltarif. Wir werden uns 2020 im Gemeinderat damit befassen müssen, wie viel mehr uns der ÖPNV wert ist. Wir brauchen ein Mehr an Angebot und ein Weniger an Preis in manchen Tarifen."

 Ja zum Flugbetrieb: Ibert will "den Flughafen offenhalten". Das Areal sei "ein Glücksfall für Lahr". Diesen Punkt streifte er in seiner Ansprache aber nur mit wenigen kurzen Sätzen.

Neues Verkehrskonzept: Der OB kündigte ein gesamtheitliches Verkehrskonzept für die gesamte Stadt an. "Das umfasst alle Arten der Fortbewegung und des Transports. Zu Fuß, mit dem Rad, per Bus und Bahn sowie mit Auto und Lkw. Es schließt alle Quartiere und Stadtteile mit ein." Bis wann dieses Konzept ausgearbeitet sein soll, blieb am Samstagabend ungenannt.  

Obacht bei B 3-Umfahrung: Lahr unterstütze Kippenheims Wunsch nach einer Entlastung der Ortsdurchfahrt. "Aber dies darf nicht zu Lasten von Kippenheimweiler und/oder Langenwinkel führen!" Dafür gab es spontanen Beifall aus dem Saal.

 Für das Nachtfahrverbot: Mit Nachdruck will Ibert ein Nachtfahrverbot für Laster auf der B 415 im Schuttertal einfordern. In Sachen Schutterparallele will er die Chance auf einen Tunnel erhalten. Es gebe keine oberirdische Neubautrasse, die umweltverträglich sei und unterstützt werde.

Bahnhof-Unterführung: Ein Durchstich am Bahnhof sei "unerlässlich" für einen durchgehenden Radweg zwischen Ried und Schweighausen.   Digitalisierung Chefsache: Digitalisierung sei "entscheidend für den wirtschaftlichen Erfolg unserer Stadt". Er wolle sie zur Chefsache machen.  Kostenloses Internet: In der Stadt will Ibert für Bürger und Besucher kostenloses Internet anbieten.  

Gipfeltreffen zu Wohnbau: Mit Bauträgern, Stadtplanern, Architekten, Vertretern von Mietern und Eigentümern ruft Ibert zu einem "Wohnungsgipfel" auf. Es gebe Planungen für mehr als 1000 neue Wohneinheiten in Lahr. Ibert spricht sich für "behutsame Nachverdichtung und flächensparenden Neubau in die Höhe auf erschlossenen Flächen" aus.

Klausur zur Entwicklung: Mit dem Gemeinderat will Ibert in Klausur gehen, um über die Grundlagen der Stadtentwicklung zu reden.

 Ja zu Stadtteiltagen: An der Ortschaftsverfassung für die Lahrer Dörfer will Ibert nicht rütteln. Stadtteiltage sollen angeboten werden, außerdem Bürgerversammlungen zu wichtigen Projekten.  

Ehrenamt stärken: "Es ist mir ein Herzensanliegen, ein spezielles Lahrer Ehrenamtswochenende für die Vereine, Einrichtungen und ehrenamtlich Tätigen ins Leben zu rufen, um mit einer eigenen Veranstaltung die starke Arbeit im Sozialen, im Sport und in der Kultur zu würdigen."

 Offene Einladung: Erstmals waren auch Bürger ohne Amt und Würden unter den Zuhörern im Parktheater. Früher waren die Gäste des städtischen Neujahrsempfangs allesamt offiziell eingeladen worden. Ibert bricht dies auf und lädt jetzt auch offen interessierte Bürger ein. 75 Lahrer hatten sich darauf gemeldet.