So soll das neue Rechenzentrum aussehen, das das E-Werk Mittelbaden und Leitwerk am Flughafenareal oberhalb des Standorts des Logistik-Dienstleisters DSV Road bauen wollen. Grafik: IGZ

Stromanbieter und Leitwerk bauen Rechenzentrum in Millionenhöhe auf IGZ-Gelände.

Lahr - Das Thema Datensicherheit ist aus dem Alltag der Unternehmen nicht mehr wegzudenken: Das E-Werk und der IT-Dienstleister Leitwerk bauen daher auf dem IGZ-Gelände gemeinsam ein Rechenzentrum. Sechs Millionen Euro soll der Bau kosten.

Noch in diesem Jahr soll das Rechenzentrum in Appenweier – dem Hauptsitz von Leitwerk – fertiggestellt werden. Im kommenden Jahr soll dann der Spatenstich für das neue Rechenzentrum in Lahr erfolgen, das 2021 fertig sein soll. Für den Neubau haben das E-Werk Mittelbaden und Leitwerk eine Fläche von insgesamt 13 495 Quadratmetern auf dem Zweckverbandsareal gekauft. Leitwerk-Vorstand Ralf Schaufler schätzt, dass durch die Rechenzentren bei Leitwerk rund 200 neue Arbeitsplätze entstehen könnten.

 - Der Zusammenschluss: Bereits 2017 haben sich die beiden Firmen in einem Joint Venture zusammengeschlossen. Die Bereitstellung von sicherer IT gehöre mittlerweile ebenso wie Strom zur Grundversorgung, erklärte Jürgen Thoma, Geschäftsführer der E-Werk Rechenzentren Lahr, die Partnerschaft der beiden Unternehmen. Man will damit unter dem Namen "Badencloud" eine digitale Infrastruktur für die Region schaffen. Auch das E-Werk selbst werde das Rechenzentrum zur Datensicherung – sowohl der eigenen als auch die der Kunden – nutzen, sagte Prokurist Martin Wenz bei einer Pressekonferenz am Mittwoch. Man wolle hierfür weg vom eigenen Betriebsgelände, um bei einem Brand oder ähnlichen Vorfällen einer Art Sicherungskopie zu haben, die schnell verfügbar ist.  

- Das Rechenzentrum: Die Rechenzentren in Lahr und Appenweier seien auf TÜV-Level vier, also Bankenstandard, erklärte Ralf Schaufler. Und natürlich achte man auch streng auf alle Datenschutzbestimmungen. "Zwischen Frankfurt und Basel findet sich nichts Hochwertigeres", ist er überzeugt. Das Rechenzentrum in Lahr, das oberhalb vom Gelände des Logistik-Dienstleisters DSV Road entstehen soll, wird vorerst nur einen Teil der 13 495 Quadratmeter großen Fläche belegen. Je nach Bedarf könne man später dann das Rechenzentrum erweitern oder nebenan einen Bürokomplex bauen, so Jürgen Thoma vom E-Werk.  

- Die Kosten: Die beiden Rechenzentren in Lahr und Appenweier sollen jeweils sechs Millionen Euro, zusammen also rund zwölf Millionen Euro, kosten, die jeweils zur Hälfte vom E-Werk und von Leitwerk gezahlt werden.

- Die potenziellen Kunden: Wie dem E-Werk wird es wohl vielen Unternehmen gehen, die die Daten ihrer Kunden sichern müssen. Die schnelle Verfügbarkeit der Daten sei bei IT-Notfällen wichtig, daher seien die möglichen Kunden vor allen regionale Mittelständler – auch aus Frankreich –, sagte Ralf Schaufler. Zudem wolle man auch die öffentliche Hand, also Kommunen und Kliniken, ansprechen, betonte Wenz. Das Angebot in den Rechenzentren reiche dabei von der Auslagerung der Datensicherung bis hin zu komplexen IT-Serviceleistungen, so Schaufler. Die konkrete Anzahl der neuen Arbeitsplätze sei daher abhängig von den nachgefragten Leistungen, erläuterte der Leitwerk-Vorstand weiter.  

- Standortvorteil: "Es ist keine klassische Unternehmensansiedlung", sagt IGZ-Chef Markus Ibert zum neuen Rechenzentrum. Vielmehr sei es ein Standortvorteil für das gesamte Industriegebiet am Flugplatzareal, in dem sich bereits mehr als 140 Unternehmen mit mehr als 5100 Mitarbeitern angesiedelt haben, sowie für die Unternehmen in der gesamten Region. Denn: "Digitalisierung spielt eine große Rolle." In Kombination mit dem Glasfasernetz, das Vodafone bis Ende des Jahres im Industriegebiet verlegen will, sei man nun gut für die Zukunft aufgestellt, ist Ibert überzeugt. In diesem Zug sprach er von einem "Meilenstein für die Rahmenplanung 2030."

Glasfaserkabel soll bis Ende des Jahres kommen

Bis Ende des Jahres will Vodafone das Industriegebiet am Flughafenareal mit Glasfaserkabeln versorgt haben. Damit auch die Rechenzentren in Lahr und Appenweier mit schnellen Leitungen vernetzt sind, lege man eigene Leitungen zwischen des beiden Städten, sagte Jürgen Thoma vom E-Werk. Diese Leitungen seien dann auch für andere Anbieter offen.

Kommentar von Felix Gieger "Zukunftsfähig"

Mit dem Wirtschaftsstandort Lahr geht es voran. Erst vor rund zwei Wochen wurde bekannt, dass die Industriefirma Hengstler auf dem Flugplatz-Areal einen zweiten Standort bauen wird. Die nächste gute Nachricht ist nun der Bau des Rechenzentrums, das den Wirtschaftsstandort deutlich aufwertet. Denn ohne eine vernünftige Infrastruktur – und dazu gehört seit einigen Jahren nunmal vor allem die IT – kann man heute kein Unternehmen mehr von einem Standort überzeugen. Mit dem Rechenzentrum tun E-Werk und Leitwerk also der ganzen Wirtschaftsregion etwas Gutes. Das einzig Negative: Es dauert noch etwa zwei Jahre. Zu hoffen bleibt indes, dass sich Vodafone mit seinem Zeitplan, bis Ende des Jahres Glasfaserleitungen zu verlegen, nicht komplett verschätzt hat. Denn ein modernes Rechenzentrum wäre ohne schnelles Internet nur die Hälfe wert.