Wer die Schwarzwaldtäler schützen helfen will, sollte mehr Lammfleisch essen. Das rät der grüne Umwelt-Staatssekretär Andre Baumann. Im Gespräch mit unserer Redaktion beleuchtete er diverse Umweltthemen und posierte auf der Landesgartenschau in Lahr mit einem Holzschaf. Foto: Braun Foto: Lahrer Zeitung

Landschaftsschutz: Welche Tipps Umwelt-Vizeminister Andre Baumann parat hat / Wölfe werden zunehmen

Umwelt-Staatssekretär Andre Baumann hat einen ganz einfachen Tipp, wie man sehr genüsslich die Kulturlandschaften im Schwarzwald schützen kann: "Esst mehr Lammfleisch!" Das erklärte er am Rande einer Ausstellungseröffnung in Lahr.

Lahr. Auf der Landesgartenschau wurde diese Woche eine sehenswerte Schau im Treffpunkt Baden-Württemberg eröffnet. Sie zeigt, wie beispielsweise Schwarzwaldtäler im Ortenaukreis offengehalten werden, um die Artenvielfalt in Flora und Fauna zu erhalten. Wir hatten berichtet. Ein großer Unterstützer dieser Landschaftserhaltung ist der grüne Umwelt-Staatssekretär Andre Baumann aus Stuttgart, der eigens zur Eröffnung gekommen war. Unsere Redaktion sprach mit ihm darüber, weshalb Landschaftspflege so wichtig ist.

 Mehr Geld für Naturschutz: "Die Mittel für den Naturschutz sind im Landeshaushalt beständig erhöht worden, von 30 Millionen Euro im Jahr 2011 auf jetzt 75 Millionen, bis zum Ende der Legislaturperiode sollen es 90 Millionen Euro sein. Das ist so viel wie noch nie, aber immens wichtig", findet Baumann. Nur mit kräftiger Förderung aus dem Landestopf ließen sich ökologisch wertvolle Projekte für Naturgebiete finanzieren.

 Täler offenhalten: Um die Schwarzwaldtäler vor dem Zuwachsen mit Büschen und Bäumen zu schützen und offen zu halten, müsse der Naturschutz mit Landwirten und Schäfern an einem Strang ziehen, sagt der Minister-Stellvertreter. "Wir brauchen Konsens mit den Landwirten und Schäfern. Da müssen alle raus aus den ideologischen Schützengräben", meinte der grüne Staatssekretär.   Landschaft erhalten: Ein Bindeglied zwischen Bauern, Schäfern, Naturschutz und Kommunen sind für Baumann die Landschaftserhaltungsverbände. Dies sind freiwillige Zusammenschlüsse aller genannten Gruppen, die es sich auf die Fahne geschrieben haben, die Kulturlandschaften zu erhalten, zu entwickeln und zu pflegen. Über deren konkrete Arbeit informiert die Schau in Lahr, die noch zwei Wochen zu sehen ist (siehe Info).

  Schafe schützen Natur: Für Baumann sind Schafe "vierbeinige Landschaftspfleger". Über ihr Fell, an dem Pflanzensamen hängenbleiben und kilometerweit mitgetragen werden, sowie über den Magen, sorgen die Schafe dafür, dass sich wertvolle Pflanzen weit verbreiten. "Gerade in den Höhenlagen des Schwarzwaldes ist der Artenschutz und der Erhalt der Kulturlandschaft ohne Schafe gar nicht zu machen". Allerdings gingen die Zahlen von Schafen und Schäfern zurück. Trotz wieder deutlich steigendem Lohn. Wer also ganz praktisch die Schafhaltung fördern und damit Natur schützen möchte, sollte mehr Lammfleisch essen. Baumann macht das, er kauft gerne Fleisch von Schäfern aus dem Kinzigtal.

  Klima verändert Arten: Es wird wärmer. Und das verändert die Lebensräume vieler Tiere und Pflanzen. "Manche gewinnen, andere verlieren dabei", erklärt Baumann, der früher Vorsitzender des Naturschutzbunds NABU war. Zu den Gewinnern würde beispielsweise die Gottesanbieterin gehören, die längst auch im Oberrheingraben vorkomme und schon bis Stuttgart vorgedrungen sei. Zu den Verlieren sei die Kreuzotter zu zählen. Ihr werde es mit ihrer schwarzen Haut einfach zu warm. Auch Moore und kühle Gewässer würden zu den Verlieren gehören.

  Weniger Pflanzengifte: Die Initiative wie etwa jene vom Gemeinderat in Lahr, den Einsatz von Pflanzenschutzmitteln in den Kommunen möglichst in enger Abstimmung mit den Landwirten abzustimmen und somit einzudämmen, findet Andre Baumann gut. "Auch hier gilt: Raus aus den Schützengräben, Hände reichen, ohne Schaum vor dem Mund". Nur gemeinsam könne man wirksam erreichen, dass es weniger Gifte auf Äckern, Plantagen und Wiesen gebe.   Tipps für Bürger: Die Natur schützen? Das gehe ganz einfach, meint Baumann: "Öfter mal den Rasenmäher stehenlassen und die Natur genießen und wachsen lassen." Außerdem sollte man auf "Steinwüsten-Gärten", die gerade modern würden, verzichten. Und man könne Urlaub in Baden-Württemberg machen und dort beim Einkaufen oder Essengehen Umwelt-Initiativen stärken.

 Wölfe werden zunehmen: Der Grüne Vize-Minister hat eine klare Meinung: „Ich wünsche mir den Wolf nicht!“ Aber er sei nun mal in Baden-Württemberg angekommen und nun müsse man mit ihm leben. Er werde sich weiter ausbreiten. Die Frage sei nur, wie schnell. Das sei unklar. Aber man könne sich jetzt darauf vorbereiten. Für die Schafhalter habe er volles Verständnis. "Die haben es eh‘ schon schwer und nun kommt auch noch der Wolf". Baumann rät aber bei aller Sorge vieler Bürger wegen des Wolfes um Besonnenheit. In Deutschland habe es noch keinen gefährlichen Vorfall eines Wolfes mit Menschen gegeben. Mit ganz normalen Hunden allerdings schon. Weit über 1000 Biss-Attacken zähle man pro Jahr in Baden-Württemberg, bundesweit gebe es pro Jahr gar vier Tote. Die Wölfe würden beobachtet. "Und wenn einer verhaltensauffällig wird, entnehmen wir ihn". Will heißen: Der Wolf wird abgeschossen.

Auf der Landesgartenschau in Lahr wird noch bis zum 29. August eine Ausstellung über Landschaftserhaltungsverbände gezeigt und Umweltaktionen vorgestellt. Zu finden ist die Schau im Treffpunkt Baden-Württemberg.