Lahrs Torjäger Ümit Sen freut sich über sein 2:0 im Derby. Foto: Heck

Imposante Anfangsviertelstunde beschert Dewes-Elf 2:1-Erfolg über Offenburger FV

In einem spannenden Derby hat sich der SC Lahr gegen den Offenburger FV knapp mit 2:1 durchgesetzt und die Krise der Kneuker-Elf damit noch weiter verschärft. Denn der OFV konnte in den letzten acht Spielen lediglich einen Sieg verbuchen.

Die wohl emotionalste Szene der Begegnung spielte sich eigentlich gar nicht in der Partie selbst, sondern erst nach dem Abpfiff ab. Und zwar dort, wo der Sportclub in den 45 Minuten zuvor nur noch äußerst spärlich anzutreffen war: im Strafraum der Offenburger. Im Mittelpunkt des Lahrer Interesses stand einmal mehr OFV-Keeper Jona Leptig, der untröstlich versuchte, das Gesicht hinter seinen Händen zu verstecken. Vergeblich. Die Lahrer Spieler fanden ihn und bemühten sich redlich, den gegnerischen Keeper, der das 1:0 der Hausherren verschuldet und am 2:0 zumindest nicht ganz unschuldig gewesen war, wieder aufzumuntern. Eine faire Geste nach einem umkämpften, aber nicht unsportlichen Derby.

Auch die Hintergründe der besonderen Lahrer Solidarität mit dem jungen OFV-Torhüter sind schnell erklärt. Nicht nur, dass einige Lahrer eine Offenburger Vergangenheit haben und umgekehrt, vielmehr ist Jona Leptigs Bruder einer der ihren. Micha Leptig bolzt in der B-Jugend des Sportclubs und mögliche Häme verbot sich alleine schon aus dem Grund, dass die Eltern des kickenden Brüderpaars unter den knapp 500 Zuschauern im Stadion Dammenmühle weilten.

Gesehen haben dürften die Leptigs dabei wohl auch den dicken Patzer ihres Sohnes in der 13. Minute, als dieser einen eigentlich harmlosen Distanzschuss von Konstantin Fries unter sich durchrutschen ließ. Doch damit nicht genug: Auch zwei Minuten später sah der OFV-Keeper bei Ümit Sens bereits achtem Saisontreffer aus spitzem Winkel alles andere als gut aus. Hätte Torschütze Fries in der achten Minute aus bester Position auch noch getroffen, wäre die Begegnung wahrscheinlich nach der ersten Viertelstunde bereits entschieden gewesen, wie auch Lahrs ansonsten rundum zufriedener Trainer Oliver Dewes nach dem Spiel bemängelte: "Die vergebene Chance zu Beginn hat mich wahnsinnig geärgert", so der SC-Coach, der allerdings auch lobende Worte für die imposante Anfangsvorstellung seiner Truppe fand: "Ich kann mich nicht erinnern, wann wir schon einmal so ein starkes Pressing gegen einen so starken Gegner gespielt haben."

Gästetrainer Florian Kneuker musste kurzfristig auf seinen Goalgetter Fabian Herrmann, der sich wenige Minuten vor dem Spiel verletzte (Aduktoren), verzichten. Der Coach nahm derweil seinen jungen Torhüter in Schutz, der in der 35. Minute noch einen Distanzschuss von Dennis Häußermann um den Pfosten lenkte. "Dass ich nach dem 0:2 gegen Waldkirch Jona für Florian Streif gebracht hatte, hatte sportliche Gründe. Da waren zwei, drei Aktionen von Florian dabei, die nicht so gelungen waren", erzählte Kneuker. "Jona ausgerechnet gegen Freiburg zu bringen, war mutig, hat sich aber gelohnt", sagte Kneuker mit Blick auf den überraschenden 1:0-Erfolg über den Spitzenreiter vor einem Monat. "Und Fehler können gerade bei einem so jungen Spieler natürlich passieren", so der OFV-Coach über seinen erst 18-jährigen Schlussmann.

Schlieter vergibt Handelfmeter

Während vom ehemaligen Deutschen Amateurmeister in Halbzeit eins fast gar nichts zu sehen war, ein Zustand der OFV-Kapitän Marco Petereit Mitte der ersten Hälfte zum Ausschrei "Mann, macht jetzt mal Zweikämpfe" bewog, kontrollierten die Hausherren das Geschehen aus einer stabilen Defensive heraus. Vor allem Konstantin Fries sorgte über die linke Seite für mächtig Wirbel.

Doch diese Dominanz der Lahrer war nach dem Seitenwechsel jäh zu Ende. Torjäger Petereit erzielte nur fünf Minuten nach der Pause den Anschlusstreffer mit einem schönen Schuss ins rechte Eck nach Zuspiel des agilen Dimtrios Tsolakis. Und nur vier Minuten später hatte der OFV die dicke Möglichkeit auszugleichen, als Lahrs Stephane Laufenburger unnötigerweise eine Petereit-Flanke mit der Hand klärte. Doch den fälligen Strafstoß jagte Abwehrmann Nico Schlieter in den Lahrer Himmel. Direkt im Anschluss erzielte der gerade eingewechselte Yannic Priéto das vermeintliche 3:1 ("Ich konnte gar nicht mehr ausweichen."), doch wurde der Treffer aufgrund einer Abseitsstellung von Flankengeber Häußermann nicht gegeben.

Im weiteren Verlauf hatte der OFV durch Ernst (58.), Petereit (64., Außennetz) und den eingewechselten Stürmer Gino Lamm (70.) weitere Möglichkeiten auszugleichen, doch auch Lahr hätte nach Kontern alles klarmachen können. So vergaben Sen (67.), Fries (70. und Freistoß 88.), Laufenburger (78.) und Häußermann (92.) zum Teil gute Chancen. So blieb es beim letztlich gerechten 2:1 der Hausherren im Derby und der siebten Pflichtspielniederlage für den OFV in den letzten acht Spielen.

"Es lief heute wie bereits in den Wochen zuvor. Wir haben also da weitergemacht, wo wir aufgehört hatten. Wir hatten einfach zu viele Fehlerketten", so ein geknickter Florian Kneuker, der allerdings auch gute Ansätze im Auftreten seiner Elf sah: "In der zweiten Hälfte waren wir sehr leidenschlaftlich und haben versucht, über die Außen Druck auszuüben.

Kneukers Trainerkollege Oliver Dewes analysierte das Spiel dagegen kurz und knackig: "Wenn man nach dem 2:0 den Anschlusstreffer bekommt, ist natürlich plötzlich die Verunsicherung da. Aber unser Matchplan war es, das Spiel zu gewinnen und das haben wir getan", so der Lahrer Übungsleiter schmunzelnd. SC Lahr: J. Witt - S. Witt, Neu (51. Priéto), Laufenburger, Burgert, Neumaier, Gürsoy, Häußermann, Wirth, Fries, Sen (79. Bulgakov). OFV: Leptig - Schlieter, Beiser-Biegert (76. Junker), Leist, Kehl, Feißt, Obame (69. Lamm), Ernst, Anzaldi, Petereit, Tsolakis (76. Matthäi). Tore: 1:0 Fries (13.), 2:0 Sen (15.), 2:1 Petereit (50.). Bes.: Schlieter (OFV) verschießt Handelfmeter (54.). Zuschauer: 500.