Konzert: Die Lahrer Stadtkapelle zeigt sich bei ihrem Auftritt in der Stiftskirche am Sonntag von einer anderen Seite

Die Stadtkapelle hat mit ihrem Dirigenten Nicholas Reed am Sonntag die Stiftskirche für eine Stunde in einen Konzertsaal verwandelt. Die Musiker überzeugten mit einem Programm, das zum Träumen, Abschalten und Genießen einlud.

Lahr (hai). In England, dem Heimatland des Dirigenten, hat sinfonische Blasmusik eine große Tradition. Zahlreiche Komponisten haben den Blasmusikern das Militärische genommen und sie in eine wunderbare sinfonische Klangwelt geführt. Reed selbst ist ein großer Anhänger davon, auf diese Art Blasmusik zu spielen, und das spürten die vielen Zuhörer in der Stiftskirche vom ersten bis zum letzten Ton des Konzerts.

Klassisch und festlich eröffnete die Stadtkapelle mit Händels "Minuet from Berenice". Percy Grainger nahm in seiner "Prelude in the Dorian Mode" die Musik des Renaissancekomponisten Antonio de Cabezón auf und schuf ein vielfältiges dynamisches Tongemälde, das in seinem Tuttispiel an große Kirchenorgeln erinnerte, in das sich immer wieder solistische, fast kammermusikalische Passagen schlichen. Die Liebesgeschichte von "Tristan und Isolde" verarbeitete David Bedford in "Ronde for Isolde" und widmet sich ganz der tragischen Liebe. Diese Tragik aber auch die Leichtigkeit und Schönheit der Liebe verpackte der Komponist in seinem Werk, das begeisterte. Der Dirigent verstand es bestens, diese unterschiedlichen Stile aus seinem Orchester zu locken. Er forderte mit großen Gesten ein gewaltiges Doppelforte, das er sofort in ein leises Piano verwandelte. Voller Kraft, Mut und Lebensfreude sprüht "Gabriellas Sång" aus dem bewegenden Film "Wie im Himmel". Die junge Sängerin Guillemette Studer sorgte mit ihrer wunderschönen Stimme für einen einzigartigen Gänsehautmoment in der Stiftskirche, der sich in einem gewaltigen Applaus entlud.

Zum Abschluss entführten die Musiker der Stadtkapelle ihre Zuhörer in das Traumland Illyrien mit dem Werk "Illyrian Dances" von Guy Woolfenden. Woolfenden war langjähriger Komponist der Royal Shakespeare Company und hat einige seiner Musiken, ursprünglich komponiert für die Company, in diesem Stück zusammengefasst. Sehr offen gestaltet, brillierten Solisten aus allen Registern. Erst vor wenigen Tagen ist Woolfenden im Alter von 78 Jahren verstorben. Die Interpretation der Stadtkapelle hätte dem englischen Komponisten sicher gefallen, himmlischer Applaus inklusive.

Der Erlös des Benefizkonzerts wird für die Sanierung der denkmalgeschützten Stützmauer der Burgheimer Kirche verwendet.