Der scheidende Dirigent der Stadtkapelle erinnert sich an die vergangenen 38 Jahre

Lahr. "Ciao Joachim" heißt es am Samstag, 25. April, ab 19 Uhr in der Stadthalle Lahr, wenn nach 38 Jahren der Musikdirektor Joachim Volk seinen Taktstock zum letzten Mal vor der Stadtkapelle schwingt (Eintritt frei). In fast vier Jahrzehnten hat er den Verein geprägt und wachsen lassen. Im Gespräch mit unserer Zeitung blickte Joachim Volk zurück.

Als Sie das Orchester vor 38 Jahren übernahmen, hatte es gerade einmal 15 Mitglieder. Was hat Sie an dem Job gereizt?

Volk: Da ich von Waldkirch komme, hatte ich eine feste Vorstellung von Stadtmusik, Stadtkapelle und so weiter. Von dort kannte ich die Verbindung Stadtmusik und Musikschule. Ich habe gehofft, dass es auch hier eine Möglichkeit für die Jugendausbildung geben könnte. Es war mir klar, dass ohne Jugend auf Dauer nichts laufen würde, aber dass man damit aus dem Verein etwas machen kann. Ich setzte mir das große Ziel, sowohl das Niveau als auch die aktive Mitgliederzahl zu erhöhen.

Es heißt, Ihr Vater hätte gesagt: "Junge, warum tust du dir das an?"

Eigentlich war der Satz sogar noch heftiger. Er hatte die Kapelle damals mal gehört, und er war verwöhnt von der Stadtmusik Waldkirch, die damals eine städtische Institution war und noch heute eine der besten Kapellen der Region ist.

Was waren die ersten Schritte, das Orchester wieder fit zu machen?

Erst einmal ging es darum, aus den damaligen Aktiven musikalisch das Beste herauszuholen. Es war klar, dass der Aufbau dauern würde. Wir haben 1979 die Jugendkapelle gegründet und uns um eine gute Ausbildung bemüht. Nachwuchsarbeit war und ist für mich das Wichtigste.

Wie konnten Sie die Jugend begeistern?

Das war nicht einfach. Wir haben ordentlich die Werbetrommel gerührt und ich habe auch in meinem Umfeld versucht, Jugendliche zum Mitmachen zu bewegen. Uns war wichtig, dass eine qualitativ hochwertige Ausbildung stattfindet und dafür die Strukturen zu schaffen, nur dann konnte das Orchester einen Leistungssprung machen. Dabei mussten alle mithelfen, Musik ist ein Mannschaftssport. Und wie zum Beispiel im Fußball auch, können richtig gute Spieler jene, die noch nicht so weit sind, mitziehen und noch ein wenig mehr Qualität herauskitzeln. Das ist auch eine der wichtigsten Aufgaben als Dirigent. Ganz wichtig war in diesem Zusammenhang auch die Gründung der Bläserjugend 1987 als eigener Verein, in dem die Nachwuchsarbeit zusammenläuft. 1989 kam das Vororchester hinzu, später die Bläserzwerge.

Die Stadtkapelle gewann Wettbewerbe, musizierte im In- und Ausland. Wie wichtig ist der Vergleich mit anderen Musikern?

Der ist sehr wichtig, Entwicklung ist meine Leidenschaft. Wenn ich als Juror bei Wettbewerben tätig bin, ist das wie eine Fortbildung, und ähnlich ist es, wenn man mit dem Orchester bei Wettbewerben spielt. Zu schauen, was kann man selbst, was können andere, über den Tellerrand zu schauen – es gibt immer Musiker, die besser sind als man selbst. Da kann man sich etwas abgucken. Abgesehen davon: Gute Leistungen imponieren mir einfach.

Die Statistik zählte 2014 insgesamt 276 Mitglieder. 102 Musiker waren 2014 in den vier Orchestern aktiv, die Stadtkapelle steht auf sicheren Füßen – warum jetzt aufhören?

Es gibt mehrere Gründe. Früher habe ich gesagt, ein Dirigent sollte nach zehn bis 15 Jahren bei einem Orchester aufhören, da wird es nach 38 Jahren also höchste Zeit, obwohl mir die Arbeit noch immer sehr viel Spaß gemacht hat. Es war sowohl Job, Hobby und Leidenschaft in Einem. Zudem ist jetzt der richtige Zeitpunkt für einen jüngeren musikalischen Teamchef, damit auch alle Musiker noch etwas anderes sehen – neue Programme, neue Ideen, das ist gerade für die Leistungsträger entscheidend. Außerdem freue ich mich über etwas mehr Freizeit.

Nicholas Reed übernimmt für Sie. Was wünschen Sie ihm?

Ich wünsche ihm, dass er seine pädagogischen Fähigkeiten, seine Leidenschaft und seinen kameradschaftlichen Umgang auf die Stadtkapelle übertragen kann. Und dass alle seinen englischen Humor verstehen und ihm auf seinem neuen musikalischen Weg folgen werden.

Welche Aufgaben werden ihn begleiten?

Die Nachwuchsförderung war für mich immer aktuell und wird auch für ihn aktuell bleiben. Das ist die riesige Aufgabe für die Zukunft: Die Jugend für die Musik zu begeistern und alle Aktiven bei der Stange zu halten.

Am 25. April kommt es zum Abschiedskonzert. Was können die Besucher erwarten?

Jedes Stück hat einen Bezug zu den vergangenen 38 Jahren, es sind nur Lieblingsstücke von mir und des Orchesters musikalisch das Beste zu machen. Wir werden den Zuhörern immer erklären, was wir mit den Stücken verbinden. Ich hoffe, dass ich den Abend trotz Tränen in den Augen gut über die Bühne bringen werde.

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