Sylvia Oelkrug (von links, Violine), Cordula Sauter (Akkordeon) und die beiden Sprecher Heinz Spagl und Renate Obermaier setzten mit Musik und vielen Informationen zum Thema ein Zeichen gegen die Todesstrafe. Foto: Haberer

Lahr beteiligt sich mit kulturellem Abend an Aktion gegen Todesstrafe

Der diesjährige Beitrag der Stadt Lahr zur Aktion "Cities for Life – Städte gegen die Todesstrafe" im Stiftsschaffneikeller zog zwar nicht so viele Zuschauer an wie erhofft. Die Botschaft hatte deshalb aber nicht weniger Gewicht.

Lahr. Es ist gerade einmal 36 Jahre her, dass in Deutschland zum letzten Mal ein Todesurteil vollstreckt wurde. Am 26. Juni 1981 wurde im Gefängnis von Leipzig Werner Teske, ein Offizier der Staatssicherheit der DDR, hingerichtet. In Westdeutschland wurde die Todesstrafe im Jahr 1949 offiziell abgeschafft. In Bayern war sie aber bis 1998 in der Landesverfassung verankert, in Hessen wurde der entsprechende Passus bis heute nicht aufgehoben. Weltweit wird die Todesstrafe nach wie vor in rund 90 Staaten verhängt, in knapp 60 auch tatsächlich vollstreckt. 2016 wurden mehr als 3000 Todesurteile ausgesprochen und 1032 Menschen hingerichtet. In der Statistik bleibt allerdings China unberücksichtigt, wo im vergangenen Jahr wohl wieder mehrere Tausend Menschen hingerichtet wurden.

Die 2001 von einer katholischen Laienbewegung initiierte Aktion "Cities for Life – Städte gegen die Todesstrafe" (siehe Info) läuft also keineswegs ins Leere. Mehr als 1200 Städte beteiligen sich, Lahr ist seit 2011 dabei.

Musikalischer Streifzug durch die Thematik

Der vom Kulturkreis in Kooperation mit dem Kulturamt organisierte Beitrag hat aber noch nie so wenig Widerhall gefunden wie 2017. Gerade einmal ein halbes Dutzend Besucher fanden am Donnerstagabend den Weg in den Stiftsschaffneikeller, wo sich Sylvia Oelkrug (Violine), Cordula Sauter (Akkordeon) und die beiden Sprecher Renate Obermaier und Heinz Spagl in beeindruckender Manier mit der Thematik befassten. In einem musikalisch durchsetztem Streifzug tauchten sie mit Herman Melville in das mittelalterliche Spektakel einer Hinrichtung ein. Sie rezitierten aus dem Buch des amerikanischen Todeskandidaten Mumia Abu Jamal, der 35 Jahre um eine Wiederaufnahme seines Prozesses kämpfte. Ihre Texte dokumentierten, wie sich der amerikanische Gerichtsreporter Don Rice von einem glühenden Befürworter der Todesstrafe in einen entschiedenen Gegner verwandelte.

Auf der Basis aktueller Zeitungstexte erinnerten sie auch daran, dass erst im Frühjahr ein amerikanisches Bundesgericht eine beispiellose Hinrichtungswelle in Arkansas gestoppt hat. Dass Präsident Trump offen gegen die lasche Haltung der amerikanischen Justiz wettert, obwohl in den USA derzeit mehrere Hundert Menschen in den Todeszellen sitzen. Der Abend wühlte auf, setzte ein dickes Ausrufezeichen hinter die Forderung, endlich mit dem Morden im Namen eines fragwürdigen Rechtsverständnisses aufzuhören.

INFO

Die Initiative

Ins Leben gerufen wurde die Initiative "Cities for Life" im Jahr 2001 von der christlichen Laienbewegung "Sant’Egidio". Die Gemeinschaft hat Städte in aller Welt dazu aufgerufen, jeweils am 30. November beispielsweise ein bedeutsames Bauwerk ihrer Stadt in besonderer Art zu beleuchten und so ihre Ablehnung der Todesstrafe zum Ausdruck zu bringen. Zwischen 8.55 und 20.55 Uhr läuten vor jeder vollen Stunde die Gemeinderatsglocken. So wird etwa in Rom das Kolosseum beleuchtet, in Brüssel das Atomium oder in Berlin der Rathausturm. Lahr ist die 140. deutsche Stadt, die sich der Kampagne 2011 angeschlossen hat.