Rathausmitarbeiter schenkten ihrem Chef zur Feier des Tages eine Buttercreme-Torte (von links): Günter Evermann, Nadja Heine, Hilda Beck, Alexander Marker, Cornelia Gampper, Arnfried Sickinger, Oberbürgermeister Wolfgang G. Müller, Guido Schöneboom und Tilman Petters. Foto: Schabel

Auszeichnung: Im Rathaus wurde gestern Wolfgang G. Müllers Wahl zum "Vize-Weltbürgermeister" gefeiert

Gestern Vormittag hat Wolfgang G. Müller überraschenden Besuch in seinem Büro im Rathaus erhalten. Mitarbeiter der Stadtverwaltung gratulierten ihrem Chef zum zweiten Platz bei der Wahl des "Weltbürgermeisters 2016".

Lahr. Die "City Mayors Foundation" mit Sitz in London hatte, wie berichtet, bereits am Montagabend – und damit einen Tag früher als erwartet – bekanntgegeben, wer die Auszeichnung "World Mayor 2016" erhält: Bart Somers, Bürgermeister von Mechelen.

Die Jury setzte Müller auf den "Silber"-Platz – bei ursprünglich 56 nominierten Bürgermeistern weltweit ein stolzes Resultat. Der Lahrer OB sah es genauso und sagte gestern auf Nachfrage unserer Zeitung, dass er sich "sehr gefreut" habe. Die Platzierung sei eine schöne Anerkennung für die Integrationsarbeit, die "seit einem viertel Jahrhundert von vielen Menschen in Lahr geleistet" werde. Der Wettbewerb ist in diesem Jahr bekanntlich Bürgermeistern gewidmet, deren Städte sich besonders für Migranten einsetzen.

Mit einer Buttercreme-Torte aus dem Café Ehrensberger und einer Flasche Sekt betraten Rathausmitarbeiter um die Bürgermeister Guido Schöneboom und Tilman Petters am Vormittag das Bürgermeisterbüro, um ihren Chef zu beglückwünschen. Müller schnitt das Backwerk dann später in der Säulenhalle des Rathauses an und verteilte die süßen Stückchen an die Mitarbeiter.

Ein Gesprächsthema war dabei der große Unbekannte, dem dieser Erfolg letztlich zu verdanken ist. Nach wie vor ist es Müller nämlich ein Rätsel, wer ihn überhaupt für die Teilnahme an der Wahl nominiert hat. Wählt doch, wie berichtet, die veranstaltende "City Mayors Foundation" die Kandidaten nicht selbst aus, sondern wartet darauf, welche Bürgermeister von einem Bürger vorgeschlagen werden. Als er das erste Mail vom Veranstalter erhalten hat, habe er zuerst gar nicht verstanden, worum es geht, erzählte Müller, während er sich sein Stück der Torte schmecken ließ.

Bleibt noch eine Frage zu klären: Weshalb geht die Auszeichnung nach Mechelen? In der Stadt in Belgien leben 86 000 Einwohner aus 128 Nationen friedlich zusammen, heißt es in der Laudatio der "City Mayors Foundation" auf Bart Somers.

Weshalb Mechelen und nicht Lahr?

Jeder fünfte Einwohner der Stadt sei ein Muslim. Doch keiner von ihnen sei nach Syrien gegangen, um sich dem IS anzuschließen – dagegen hätten Muslime zum Beispiel aus Antwerpen oder Brüssel diesen Schritt vollzogen. Die Jury bringt diese Bilanz mit der Arbeit von Somers in Verbindung. Der 52-Jährige hat zwei Bücher über die Grundlagen erfolgreicher Integration geschrieben. Rathauschef in Mechelen ist er seit 2001. Außerdem war er ein Jahr Ministerpräsident von Flandern und gehörte für eine Wahlperiode der belgischen Abgeordnetenkammer an.

Vor diesem Hintergrund hat die Jury Bart Somers den Vorzug vor Müller gegeben, dem der Trost bleibt, Bürgermeister von Großstädten wie München, Köln, Salzburg, Athen oder Wien hinter sich gelassen zu haben.