Michael Kefer von der ÖDP engagiert sich vor allem in Sachen Klimaschutz und Verkehrswende. Foto: Köhler

Bundestagswahl: ÖDP-Kandidat Michael Kefer fordert die Menschen zum Teilen auf / Großes Thema Verkehrswende

Lahr - "Anders denken" ist das Credo von Michael Kefer, dem Bundestagskandidaten der ÖDP. Beim Thema Klimaschutz und beim Ausbau des ÖPNV gibt es für ihn viel Nachholbedarf. Die Menschen müssten lernen, auch mal mit weniger Mitteln auszukommen.

Schon als Jugendlicher kam der in Appenweier geborene Michael Kefer mit der Ökologisch Demokratischen Partei (ÖDP) in Kontakt – und entdeckte sie für sich. Die christliche Ausrichtung der Partei passt zu ihm als gläubigem Menschen und Religionslehrer, zudem liegt ihm das Thema Umwelt sehr am Herzen. Nach der Nuklear-Katastrophe von Fukushima im Jahre 2011 trat er der Partei bei und kandidiert in diesem Jahr schon zum dritten Mal für den Bundestag.

Dem 53-Jährigen ist in der Politik vor allem wichtig, dass die Vertreter authentisch und glaubwürdig sind. Im Privaten will Kefer jeden Tag Vorbildcharakter zeigen, indem er mit dem Fahrrad zur Arbeit fährt. "Von Teningen bis Lahr, das sind 29,5 Kilometer", nimmt es Kefer ganz genau. Zum Redaktionsgespräch ist Kefer ausnahmsweise mit dem Auto gekommen. Aber auch nur, weil die Bahn gestreikt hat und er in der Redaktion keine Dusche nehmen konnte, um sich nach der Fahrradfahrt frisch zu machen. Auf das Auto möchte Kefer in Zukunft am liebsten ganz verzichten. Ein Verkauf des Fahrzeugs ist bereits im Gespräch. Mit seiner Familie möchte er zurzeit ein elektrisches Lastenrad anschaffen, mit dem sich dann auch die Einkäufe bequem ohne Auto erledigen lassen.

Der Verzicht auf den Pkw ist für den Kandidaten eins der entscheidenden Themen im Wahlkreis. Es gehe darum, den öffentlichen Nahverkehr auszubauen. "Der ÖPNV muss richtig gemacht werden", sagt Kefer. Ein Teil davon sei ein 365-Euro-Ticket, mit dem man für einen Euro pro Tag landesweit Bus und Bahn fahren könnte. Auch das dritte und vierte Gleis der Rheintalbahn müsse schnellstmöglich kommen, damit auf der ursprünglichen Strecke die Taktung für Personenzüge erhöht werden kann. Dass für die neuen Gleise auch Naherholungsgebiete – wie zum Beispiel jenes am Schutterner Baggersee – dran glauben müssten, bedauert Kefer, hat aber eine Lösung parat: Renaturierung und Ausgleichsflächen schaffen. In Städten solle mehr in die Höhe gebaut werden, um Platz für die Natur zu lassen.

Intelligente Lösungen bei der Verkehrswende

Beim Thema Verkehrswende setzt Kefer auf intelligente Lösungen. Man müsse "anders denken", betont er. Eine Umstellung von Verbrennern auf Elektro-Autos führe nur dazu, dass man "Fahrzeug A durch Fahrzeug B tauscht". Auch einen sechsspurigen Ausbau der A 5 hält der Kandidat für den falschen Weg, wenn man gleichzeitig sowieso versucht, den Verkehr von der Autobahn wegzuholen. Eine Möglichkeit zur Entlastung wäre ein vergleichsweise günstiges Verkehrsleitsystem. Dieses soll zu Stoßzeiten ein Tempolimit anzeigen und signalisieren, dass der Standstreifen mitbenutzt werden kann. Vorbild: Die Verbindung zwischen Autobahn und Europa-Park, wo morgens die anreisenden und abends die abreisenden Park-Gäste die Mittelspur benutzen.

Als Berufsschullehrer bekommt Kefer immer wieder mit, dass sich die Jungen immer mehr für die Umwelt und das Klima interessieren. "Vor zehn Jahren war die größte Sorge noch die Arbeitslosigkeit", erinnert sich der 53-Jährige daran, wie es früher war. Dies habe sich nun zum Thema Klima gewandelt. Der Religionslehrer hält die junge Generation für "hellhörig". Manchmal auch zu hellhörig, denn vieles, was im Internet kursiert, würden sie aufnehmen, ohne es zu hinterfragen. Hier müsse das Bildungssystem ansetzen und den Kindern früh beibringen, wie sie mit sozialen Medien richtig umgehen, um Nachrichten von "Fake News" unterscheiden zu können. Den Grundschulunterricht stark zu digitalisieren, hält Kefer für unnötig. In diesem Alter gehe es darum, dass die Kinder "ganzheitlich lernen", also auch ohne Tablet oder Smartphone.

Dass die Menschheit in vielerlei Hinsicht umdenken sollte und mehr auf Gemeinwohlökonomie setzen sollte, macht Kefer an einem Beispiel deutlich: "Wenn ich Samstagmorgen anfange, den Rasen zu mähen, müssen alle Nachbarn immer sofort mitziehen. Warum kauft man sich in der Nachbarschaft aber nicht nur einen Rasenmäher und der erste mäht dann montags, der zweite dienstags und so weiter?" Das Stichwort laute: Teilen. Wenn die Menschen lernen würden, zu teilen, könne aus wenig Mitteln viel mehr erreicht werden. Ein gutes Beispiel sei auch das Car-Sharing-Konzept.

"Unsere Forderungen bedeuten Konsequenzen", sagt Kefer angesprochen auf die mit 0,3 Prozent niedrig ausgefallenen Ergebnisse der letzten Wahlen, stellt aber klar: "Wir sind wählbar" und betont, dass seine Partei zwar nicht im Landes- oder Bundesparlament sitzt, aber auf kommunaler Ebene schon viel bewegt hat und "den Finger in die Wunde" legt. Seine Partei erreiche aus wenig Mitteln durchaus viel. Genau das fordert Kefer auch von den Menschen.

Zur Person

Michael Kefer, geboren 1968 in Appenweier, ist verheiratet und hat zwei Söhne. Nach dem Abitur studierte er Religionspädagogik in Freiburg und ist seit 2004 als Religionslehrer an der Gewerblichen Schule in Lahr tätig. 2011 trat er der ÖDP bei und kandidierte bereits 2013 und 2017 bei der Bundestagswahl für den Wahlkreis Emmendingen-Lahr. Inzwischen ist er Vorstand des Kreisverbandes und sitzt auch im Landesvorstand. Seit 2014 ist er im Gemeinderat seines Wohnorts Teningen tätig und dort stellvertretender Bürgermeister. Auch in der Kirche engagiert sich Kefer ehrenamtlich.