Interkulturelle Woche: Schüler des CSG nähern sich an abwechslungsreichem Abend dem Begriff Zivilcourage
Lahr (bau). Was ist Zivilcourage? Schüler und Lehrer des Clara-Schuhmann-Gymnasiums haben zusammen mit Thi Dai Drang Ngyen, Sonja Kmitta und Wolfgang Meier einen Abend mit Musik und Texten zu diesem Thema gestaltet.
Thi Dai Drang Ngyen, die sich seit Jahren im interkulturellen Beirat der Stadt engagiert, moderierte den Abend. Sie fing an, indem sie den Begriff im Verständnis eines deutschen, englischen und französischen Wörterbuchs erklärte. Die Definition "Bürgermut" beinhalte vor allem das Eintreten eines Einzelnen. Das englische "moral courage" habe einen Anspruch auf Moral. Französisch "courage moral" sei ähnlich zu verstehen.
Eine ganz eigene, sprachlich wunderbare Definition von Zivilcourage stammt von der Liedermacherin Bettina Wegner. Wolfgang Meier, der im Sommer als Rektor der Friedrichschule verabschiedet wurde, rezitierte den Text "Kinder". "Sind so kleine Hände winz‘ge Finger dran. Darf man nie drauf‘ schlagen, die zerbrechen dann." Ngyen ergänzte, dass die Verfasserin Wegner sicher Zivilcourage gezeigt hat. Sie musste als Kind den Eltern folgen, die als überzeugte Kommunisten in die DDR übersiedelten. Wegner wurde später ausgebürgert. Sandro Balk, Schüler am CSG, intonierte einen Text über "Stille". Der Sprechgesang handelte von einem Mann, der Stille sucht und diese im überfüllten Intercity nicht findet. Das mündete im überzeugend gerappten Verzweiflungsschrei Balks, dass zuletzt ein Kind zu brüllen anfängt – und andere aus Solidarität einstimmen.
Der unterhaltsame Einstieg war eine gute Abwechslung zu den anderen, etwas ernsteren Beiträgen. Reinhard Mey hat 1973 das Lied "Aber deine Ruhe …" verfasst. Meier erinnerte sich damit an seine eigene Sturm- und Drang-Zeit. Das Lied habe ihn aber alle Jahre – auch als Lehrer und Rektor – begleitet. Sonja Kmitta, Lahrer Stadträtin mit französischen Wurzeln, las einen Text von Jacques Brel französisch vor, den sie selbst übersetzte. Die Würde von alten Menschen bekam da einen Duft von Lavendel und Thymian sowie "Gesten mit zu vielen Falten". Ngyen zitierte ein Gedicht von Janko Messner, dass es in Deutsch und unter anderem in einer vietnamesischen Übersetzung gibt.
Beachtlich waren auch die musikalischen Beiträge. Aylin Läßle und Lisa Brobeil stimmten mit zwei Violinen den "Ungarischen Tanz No. 5" von Johannes Brahms an. Franz Schuberts "Winterreise" sang Jonathan Hugelmann, den Musiklehrer Daniel Roos am Flügel begleitete. Musikalische Zivilcourage hat der russische Komponist Dimitri Schostakowitsch sicher gezeigt. Seine Musik und sein Weltruf ermöglichten ihm eine gewisse Distanz zu dem stalinistischen System in der damaligen Sowjetunion. Amy Huber (Violine) und Charlotte Meier (Viola) war das ein Anlass, Schostakowitsch zu spielen.
Aufgrund ihrerer hervorragenden Leistungen hätten es die Schüler verdient gehabt, wenn mehr als etwa 25 Besucher gekommen wären.
