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Südbadischer Amateurfußball: Rechtsgutachten liegt vor und wird geprüft. Einheitliche Lösung in Baden-Württemberg geplant. Muss ein außerordentlicher Verbandstag einberufen werden?

Die Bundesliga soll ab Mitte Mai wieder spielen. Davon ist der Amateurfußball jedoch noch weit entfernt. Doch zumindest in der Entscheidungsfindung geht es etwas voran. Derzeit berät man beim Südbadischen Fußballverband über ein Rechtsgutachten.

Der Südbadische Fußballverband (SBFV) hat Post bekommen. Der Inhalt: ein Rechtsgutachten, wie es mit der seit Mitte März ausgesetzten Saison weitergehen kann.

Warum das Rechtsgutachten?

Da es eine Situation wie derzeit noch nie gab, ist für einen solchen Fall auch kein klares Vorgehen in den Spielordnungen enthalten. Daher wollen die baden-württembergischen Landesverbände juristisch prüfen lassen, welche Haftungsrisiken in welchem Fall auftreten würden. Außerdem soll das Gutachten Aufschluss darüber geben, in welchen Gremien eine Entscheidung über die Saison 2019/20 getroffen werden muss.

Was steht in dem Gutachten drin?

Über den Inhalt ist noch wenig bekannt.

Welche Szenarien stehen zur Debatte?

Es ist anzunehmen, dass das Gutachten die Risiken bei allen zur Debatte stehenden Szenarien überprüft. Realistisch gesehen kommen jedoch nur noch zwei Szenarien in Betracht: Abbruch der Saison oder sportliche Beendigung der Runde über den 30. Juni hinaus.

Gibt es ein Stimmungsbild in den Vereinen?

Medienberichten zufolge sind in der Oberliga, die von den drei Landesverbänden getragen wird, fast alle Vereine für einen Abbruch. Unterhalb der Oberliga dürfte die Meinungen etwas weiter auseinandergehen. Es spielt bei vielen Vereinen auch der Tabellenstand eine Rolle.

Wie könnte im Falle eines Abbruchs die Saison gewertet werden?

Das ist noch nicht klar. In Westfalen kamen Rechtsexperten zu dem Schluss, dass bei einem Abbruch kein Verein benachteiligt werden darf. Damit wäre ein Annullierung ebenso vom Tisch wie die Wertung der aktuellen Saison mit Auf- und Absteigern. Daher präferiert man in Westfalen die Lösung, dass es nur Aufsteiger gibt. Dabei sollen sowohl die derzeitigen Tabellenführer als auch die Hinrunden-Ersten aufsteigen, wie es auf der Verbandshomepage heißt. Ein ähnlicher Weg wurde auch von den südbadischen Handballern gewählt. Hier wurde die Abschlusstabelle per Quotienten-Regelung ermittelt. Neben dem Ersten dürfen auch die Relegationsplätze aufsteigen.

Wie ist die Situation in anderen Bundesländern und Landesverbänden?

Höchst unterschiedlich, in Berichten darüber fällt fast immer das Wort "Flickenteppich". Während der Bayerische Fußballverband die Saison gerne ab dem 1. September fortführen möchte, ist die Spielzeit in Sachsen und Schleswig-Holstein vorzeitig beendet, in Westfalen soll nun ein außerordentlicher Verbandstag entscheiden. Auch in weiteren Landesverbänden ist der Abbruch Berichten zufolge das präferierte Szenario.

Wann kann in Südbaden mit einer Entscheidung gerechnet werden?

Eine endgültige Entscheidung wird wohl noch etwas dauern. Beim Badischen Fußballverband geht man nach erster Sichtung des Gutachtens davon aus, dass ein außerordentlicher Verbandstag entscheiden muss. Ähnlich könnte es auch in Südbaden laufen, dann müssten die rund 700 Vereine abstimmen.

Wie der weitere Prozess ablaufen wird, dürfte jedoch schon früher feststehen. "Das Rechtsgutachten liegt uns vor und wird derzeit intern geprüft und beraten. Darüber hinaus laufen intensive Gespräche unter den Fußballverbänden in Baden-Württemberg, um eine einheitliche Vorgehensweise für Baden-Württemberg zu ermöglichen. Über die Ergebnisse der Beratungen werden/können wir, so denke ich, Anfang nächste Woche informieren", so Thorsten Kratzner, der Sprecher des Südbadischen Fußballverbandes – am Donnerstag gegenüber unserer Zeitung.

Dies bestätigt auch Heiner Baumeister, der Sprecher des Württembergischen Fußballverbandes (WFV). "Die neuen Lockerungen der Landesregierung haben bisher noch keine Auswirkungen auf den Mannschaftssport. So ist beispielsweise bisher nicht einmal klar, in welcher Gruppengröße und unter welchen Voraussetzungen das Miteinander-Sporttreiben wieder gestattet ist", gibt Baumeister zu bedenken. In einer späteren Mitteilung von SBFV und WFV heißt es, dass am Dienstag die Haltung der drei Fußballverbände präsentiert werden soll.