Cornelia Gottesleben (rechts) gastierte mit dem Ensemble "Mischpoke" im Orchestersaal der Musikschule. Foto: Haberer Foto: Lahrer Zeitung

Konzert: Die frühere Lahrer Musikschülerin Cornelia Gottesleben kehrt zu ihren Ursprüngen zurück

Lahr. Der damalige Musikschulleiter Klaus Matakas hat Cornelia Gottesleben in den 1970er-Jahren zum Geigenunterricht animiert. Heute unterrichtet sie an der Staatlichen Musikhochschule Hamburg. Im Rahmen der Lahrer Meisterkonzerte gastierte die ehemalige Schülerin der Städtischen Musikschule mit der Gruppe "Mischpoke" erstmals in Lahr.

Der Geist des Klezmers, der Musik der osteuropäischen Juden, schwingt nicht nur dann mit, wenn die Musik des Quartetts überschäumt und eine feine Melancholie Raum greift. "Mischpoke", das ist im jiddischen Sprachgebrauch die Familie, die Verwandtschaft, im negativen Sinne manchmal auch eine unangenehme, eher üble Sippe. Die gleichnamige Gruppe aus Hamburg ist damit aber sicher nicht gemeint. Das Ensemble um die aus Herbolzheim stammende, in Emmendingen aufgewachsene Geigerin Cornelia Gottesleben und die Sängerin und Klarinettistin Magdalena Abrams hat in Lahr einen rundum positiven Eindruck hinterlassen, auch wenn das Konzert im großen Saal der Musikschule eher mäßig besucht war.

Cornelia Gottesleben ist über Klaus Matakas an der Musikschule in Lahr gelandet und wurde von 1972 bis 1983 von Gesa Ruprecht unterrichtet. Sie zählt seit vielen Jahren zum Kollegium der Staatlichen Musikschule Hamburg, wo sie im Hauptfach Violine unterrichtet. Dort hat sie auch die Kollegen von "Mischpoke" kennengelernt, dem Ensemble, mit dem sie am Sonntag an ihrer alten Wirkungsstätte gastierte.

Das ohne seinen Akkordeonisten angetretene Ensemble schöpft klar aus der Tradition des Klezmers, erweitert diese aber um feine Nuancen und Einflüsse des Balkans und Orient. Geige und Klarinette treiben das durch Frank Naruga (Gitarre, Mandoline) und Maria Rothfuchs (Kontrabass) komplettierte Quartett an. Magdalena Abrams stimmt zwischendurch jiddische Verse an, erzählt kleine Geschichten aus dem Leben. Die Musik dreht und schäumt über, taucht ein in feine Melancholie und öffnet plötzlich den Raum. Da schwingen plötzlich auch orientalische Rhythmen mit und volkstümliche Klänge aus Rumänien, wird eine Brücke geschlagen in klassische Gefilde bis zu kleinen tonalen Experimenten und Seitenpfade. Es ist vom ersten bis zum letzten Ton zu spüren, dass hier ausgemachte Musikenthusiasten am Werk sind, Vollblutmusiker, die mit allen Wassern gewaschen sind. Der gestrichene Kontrabass hebt die Melodie aus, die Bassklarinette entführt mit ihrem dunklen Gesang in die Gefilde der Moderne. Frank Naruga greift zur Mandoline, Cornelia Gottesleben zur Kamantsche, einer türkisch-persischen Stachelgeige.

Faszination der jiddischen Musik

Die nicht einmal ganz drei Dutzend Zuhörer lassen sich einfangen und mit dem Ensemble treiben. Sie tauchen ein in den Sog einer Musik, die immer neue Seiten anschlägt und doch wunderbar homogen wirkt. "Mischpoke" beeindruckt und begeistert, das Ensemble hinterlässt weit mehr als eine exotische Duftmarke. Es bleibt zu hoffen, dass die Musikschule im Wiederholungsfall etwas mehr die Werbetrommel rührt und die Gruppe dann vor vollem Haus aufspielt.