Hannah Wilhelm singt den Song "Underdog" auf der "The Voice"-Bühne. Mit dem Lied kam die Lahrerin weiter – und ist bei der Castingshow noch im Rennen. Foto: ProSiebenSAT.1/Richard Hübner

Interview: Lahrer "The Voice"-Kandidatin spricht über ihr neues Team und ihre musikalischen Anfänge

Lahr/München - Wer wird "The Voice of Germany"? Es fehlt gar nicht mehr so viel und die Antwort auf diese Frage könnte lauten: Hannah Wilhelm aus Lahr. Die 23-Jährige ist bei der bekannten Musik-Castingshow mittlerweile bis in die Runde der "Sing Offs" vorgedrungen.

Erst schloss sie sich dem Team von Yvonne Catterfeld und Stefanie Kloß an, dann war ihr Traum vom Sieg in den "Battles" eigentlich schon geplatzt – aber jetzt singt sie im Team von Nico Santos weiter um die gläserne "The Voice"-Trophäe (wir berichteten).

Im Gespräch mit der Lahrer Zeitung verrät Wilhelm, was der Grund für den Team-Wechsel war – und wie die Sendung auch Hand in Hand mit ihrem privaten Liebesglück geht.

Frau Wilhelm, Ihr Freund Nico Traut singt im Team von Nico Santos. War das also der Grund, warum Sie sich ebenfalls für das Team Santos entschieden haben?

Viele denken zwar, ich bin wegen meinem Freund zum Team Santos gegangen, aber das war nicht so. Ich hab mich schon bei der ›Blind Audition‹ nur schweren Herzens gegen das Team Santos entschieden, denn wir kommen musikalisch und menschlich super miteinander klar.

Er steht auch noch am Anfang seiner Karriere und kann deshalb mit mir sehr mitfühlen. Daher hat mein Bauchgefühl nach den ›Battles‹ entschieden. An meinen Freund hab ich da gar nicht gedacht.

Nico Santos wollte Sie auch schon in den "Blind Auditions" für sein Team. Warum sind Sie dann erst zum Duo Catterfeld/Kloß gegangen?

Der Grund war, dass die beiden sich sehr viel früher umgedreht haben und mir signalisiert haben, dass sie mich wollen. Und als dann auch noch Kloß für mich ›Lady Marmalade‹ gesungen hat, kam bei mir ein Frauen-Power-Gefühl auf. Da hat sie mich dann voll in ihren Bann gezogen.

Verändert es Ihre Beziehung zu Nico Traut, dass sie beide jetzt in einem Team sind und ja auch Konkurrenten in der Castingshow?

Wir probieren, ›The Voice‹ und unsere Beziehung zu separieren. Konkurrenz gibt es zwischen uns gar nicht. Wir sind beide froh, dass wir den jeweils Anderen haben, egal, wie es in der Sendung ausgeht. Und nach ›The Voice‹ wollen wir zusammen Musik machen. Da ist es gut, dass uns die Leute jetzt schon kennenlernen.

Ihr Onkel singt immer noch in einer Band, Ihr Vater hat lange in einer gespielt. Wurde Ihnen die Musik damit in die Wiege gelegt?

Absolut. Meine Eltern sagen immer, ich habe praktisch gesungen, bevor ich sprechen konnte. Mein Papa hat mir immer viel Jazz und Funk vorgespielt und mir hat die Musik dann auch schon sehr früh gut gefallen. Mit 12 Jahren stand ich dann schon auf der Bühne.

Auf welcher Bühne war das?

Das war im Schlachthof in Lahr. Da hatte ich meine ersten Auftritte mit meiner Rockband, in der ich während der Schulzeit war.

Wann war denn der Moment, als Sie entschieden haben, Musik nicht nur als Ihr Hobby zu sehen, sondern auch zum Beruf zu machen?

Den Moment hatte ich bei einer Reise im vergangenen Jahr. Dort hatte ich das erste Mal die Möglichkeit, von Musik zu leben, indem ich drei Monate lang einen Gesangs-Job hatte. Da habe ich am Strand gesungen und mir wurde klar, dass das auch beruflich mein Weg sein soll. Dann habe ich mein Studium abgebrochen und die Gesangs-Ausbildung diesen September angefangen.

Und Rock hat für Sie dann keine Rolle mehr gespielt?

Nein, ich hatte zwar mal eine rockige Phase, aber ich bin großer Fan des Jazz und des Soul. Das hat mir mein Vater mitgegeben. Früher, als alle um mich herum "Tokio Hotel"-Fans waren, war ich schon Fan von Stevie Wonder.

Was waren denn Ihre beruflichen Perspektiven, bevor Sie sich für die Musik entschieden haben?

Da war ich mir nie wirklich so sicher. Ich habe die Studiengänge Tourismusmanagement und Politikwissenschaften im Zusammenspiel mit Soziologie angefangen. Die Leute sagen ja auch, mach was Gescheites und die Bereiche interessieren mich.

Trotzdem habe ich gespürt, dass ich mit dem Studium total unglücklich wurde, weil ich nicht das Gefühl hatte, mich weiterentwickeln zu können. Dann habe ich entschieden, das zu machen, was ich liebe. Auch, wenn ich dann vielleicht nicht das sicherste Berufsfeld habe.

Gerade in Zeiten der Corona-Pandemie ist das Berufsfeld Musiker wohl so unsicher wie nie zuvor. Was ist Ihre Meinung zu der Unterstützung, die Künstler derzeit bekommen?

Da läuft Vieles verkehrt. Die Kultur und insbesondere die Musiker werden vergessen und es wird nicht gesehen, wie wichtig wir für das Wohlbefinden von allen sind. Es werden uns zu wenig Alternativen geboten und ich kann auch die ›The Voice‹-Phase nicht so ausleben, wie ich gerne möchte.

Es ist momentan auch total schwierig, von der Musik zu leben. Mich macht es traurig, dass Musiker und auch Schauspieler nicht als Berufe angesehen werden, von denen Existenzen abhängen. Aber die Menschen merken langsam, was ihnen fehlt, wenn sie mal nicht zu einem Live-Konzert gehen können. Dabei können, mit einem entsprechenden Hygienekonzept, auch Auftritte vor Menschen funktionieren.

Sehen wir Sie eigentlich bald mal wieder in Lahr?

Im September 2022 bin ich mit der Jazz-Ausbildung in München fertig. Danach will ich eigentlich erst einmal viel von der Welt sehen. Aber wenn sich die Corona-Lage entspannt, will ich wieder häufiger in Lahr sein. Ich habe auch echt Heimweh. Fragen von Janosch Lübke

Die Sängerin Hannah Wilhelm ist 23 Jahre alt und gebürtige Lahrerin. Sie wohnt seit vier Jahren in München und macht dort eine Ausbildung an der Jazz-School. Sie wohnt in einer musikalischen WG mit zwei Mitbewohnern.

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